Diese Position des „Kaderplaners“, auch wenn sie im Grunde nichts anderes ist als die Umschreibung für Manager oder Sportchef, ist eigentlich eine ganz sinnvolle Geschichte, denn ein „Kaderplaner“ sollte eigentlich im Stande sein, das Team eines Bundesliga-Klubs beurteilen und gegebenenfalls zusammenstellen zu können. Unglücklicherweise hat der HSV keinen „Kaderplaner“ (mehr), dafür aber hat er einen Geldverbrenner.  Anders ist das bisherige, sinnlose Zusammengekaufe des Kaders 2016/17 nämlich nicht zu erklären. Eigentlich könnte man, Stand heute, sagen:

Der HSV kauft das, was er kriegt und nicht das, was er braucht. 

Beginnen wie von vorn. Betrachtet man den Kader des Hamburger Sportvereins und denkt dann darüber nach, wo man dieses Team dringend verstärken müsste, gibt eigentlich kaum einen Mannschaftsteil, den man ausnehmen könnte. Nun ja, außer vielleicht das Tor. Hier hatte man mit Rene Adler, Andres Hirzel und Tom Mickel drei Torhüter, die bereits Bundesliga gespielt haben und was holt man als Erstes? Richtig, einen 4. Torhüter.

Auf der Position des Mittelstürmers ist eine Mannschaft, bei der ein Trainer grundsätzlich mit einer Spitze spielen lässt, mit insgesamt 4 oder 5 Spieler leicht, sagen wir, überbelegt. Lasogga, Schipplock, Altintas, Gregoritsch. Also was holt man als zweiten Spieler, obwohl man eigentlich keinen Cent zu verschenken hat? Korrekt, den nächsten Mittelstürmer. Grundsätzlich ist die Idee mit Bobby Wood ja gar keine schlechte, aber eigentlich sollte man doch mit dem wenigen Geld, welches man hat, zuerst die wichtigen Baustellen schließen und nicht jede Position doppelt und dreifach besetzen, oder?

Zurück zum Anfang, bevor wir mit der Sinnlosigkeit der Beiersdorfer’schen Kaufwut weitermachen. Wie die vergangenen Spielzeiten mehr als deutlich gezeigt haben, hat der HSV nicht eines, sondern mehrere eklatante Probleme.

Man hat keine Innenverteidigung, die in der Lage ist, ein Spiel von hinten zu gestalten oder die in der Lage ist, Raum-öffnende Diagonalpässe zu spielen. Die Innenverteidigung des HSV ist spätestens seit dem Verkauf von Jonathan Tah eine reine Zerstörungsabteilung, zudem extrem ungefährlich vor dem Tor des Gegners.

Man hat für zwei Planstellen auf der Position des Außenverteidigers exakt drei Spieler für eine gesamte Spielzeit (Diekmeier, Ostrzollek, Sakai), von denen höchstens einer (Sakai) bundesliga-tauglich ist.

Man hat auf der wichtigsten Position im modernen Fußball, der Position im zentralen defensiven Mittelfeld, die beim HSV grundsätzlich mit einer Doppel-Sechs besetzt wird, genau zwei Spieler mit Bundesliga-Klasse (Ekdal, Holtby), wobei man bei dem Schweden noch die Hoffnung hatte, ihn nach einer guten EM verkaufen zu können. Gideon Jung ist aufgrund seiner Rückenprobleme ein Spieler, mit dem man nie langfristig planen kann, Aaron Hunt ist nun alles, aber kein lauf- und zweikampfstarker 6er.

Man hat auf den offensiven Außenpositionen außer Nicolai Müller nichts mehr, womit man in der Bundesliga Angst und Schrecken verbreiten kann. Weder Bahoui noch PR-Gag Jatta sind tatsächliche Alternativen.

Zusammengefasst: Worum hätte man sich bemühen müssen? Mindestens einen modernen, jungen Innenverteidiger. Mindestens ein zweikampf- und spielstarker 6er. Mindestens ein Außenverteidiger, der diesen Namen auch zu Recht trägt. Mindestens ein offensiver Außen mit Qualitäten im 1 gegen 1.

Genau das aber ist es, was Beiersdorfer nicht macht, obwohl er weiß, dass das Geld knapp ist. Er holt einen Torhüter, er holt einen Mittelstürmer und anschließend lässt er sich von Volker Struth noch einen Youngster und den nächsten Mittelstürmer reinsingen. Aber halt, Waldschmidt „kann ja auch außen“. Sorry, aber diese Scheiße kann ich einfach nicht mehr ertragen. Warum ist der HSV eigentlich der einzige Verein, der eklatante Vakanzen auf bestimmten Positionen hat, dann Spieler für bereits mehrfach besetzte Positionen holt und dann darauf verweist, dass der Neue ja auch notfalls etwas anderes spielen könne? Warum hole ich nicht gleich die richtigen Leute?

Aber, ist doch egal. Didi is back, der HSV hat seinen Dukatenscheißer zurück. Das jedenfalls kreischen die Dämlichsten unter den Sektierern und sie werden natürlich von den Hofberichterstattern dabei befeuert und unterstützt. Denn nun ist dem Verbrenner der Coup des Jahrhunderts gelungen, Alen Halilovic kommt aus Barcelona. Lassen wir die Rückkaufoptionen und die wahrscheinlichen Zukunfts-Szenarien einmal außer Acht, dann ist dieser Transfer durchaus sinnvoll. Nun ja, wären da nicht die von Beiersdorfer für teures Geld gekauften Hunt und Gregoritsch, denn eben diese Beiden sollten eigentlich um die Position des Spielmachers streiten, oder? Aber – kein Problem für den HSV. Dann kann Hunt jetzt plötzlich auch Doppel-6 und Gregoritsch kann doch bestimmt auch Außenverteidiger.

Vielleicht sollten sich die Didi-Jubler eines vor Augen halten: Wäre Kühne nicht bereit, ein allerletztes Mal tief in die Tasche zu greifen, wäre Beiersdorfer aber sowas von am Arsch. Denn dann wäre nach den Käufen von Mathenia und Wood der Ofen aus gewesen, wobei sogar diese Beiden schon ein Vorgriff auf noch zu erwartende Verkäufe, die aber leider nicht eintreten, gewesen. Kein Waldschmidt, kein Ferati, kein Halilovic, kein Kostic, kein N’Didi. All diese Spieler, ob sie nun schon hier sind oder erst noch kommen, wäre nicht im Bereich des Möglichen gewesen und Beiersdorfer hätte es in zwei Jahren geschafft, einen echten Abstiegskandidaten zu formen und gleichzeitig den Verein in die Zahlungsunfähigkeit zu führen.

Man stelle sich einmal einen reichen Bengel vor, der komplett über seine Verhältnisse lebt und all sein Geld für sinnlosen Kram rausknallt. Teure Autos, teure Nutten, teure Klamotten, Koks. Irgendwann ist das Konto so überzogen,dass der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht. Das Haus muss geräumt werden, die Autos verkauft. Ein allerletztes Mal ist der reiche Onkel aus Österreich bereit, dem jungen Mann zu helfen und er überweist ihm € 2 Mio. Was macht der Vogel? Er kauft sich den nächsten Ferrari und macht eine Weltreise. Und diesen Spinner feiern dann einige Idioten auch noch ab.

Ein Wort noch zu Herrn Kostic. Wie ich bereits vor einigen Tagen geschrieben habe, halte ich diesen Transfer für falsch. Falsch nicht deshalb, weil ich Kostic für einen schlechten Kicker halte, sondern falsch deshalb, weil ich einen Preis von € 12 Mio. plus für absolut überteuert finde, zumindest für den HSV. Nun aber hat sich Serben-Filip geoutet, nämlich als HSV-Fan geoutet.

„Ich will unbedingt zum HSV. Das ist der beste Verein für mich. Dort kann ich ein besserer Fußballer werden.“

Wow. Für den unterbelichteten HSV-Sektierer klingt das aber sowas von nach „Raute im Herzen“, dass man sich spontan einnässen möchte. Als jemand mit Resthirn sollte man Kostic einmal aufklären bzw. man sollte ihn fragen, ob er wüsste, welcher Fußballer denn beim HSV zu einem besseren Fußballer geworden ist. Beim VFL Wolfsburg fallen mir spontan Namen wie de Bruyne, Dzeko, Benaglio, Knoche, Arnold, Perisic, Mandzukic ein, beim HSV fällt mir keiner ein. Wie also kommt ein Spieler, der von zahlreichen Vereinen umworben wird, zu einer solchen Aussage. Also entweder, der Mann hat sich bisher noch zu keinem Zeitpunkt mit seinem zukünftigen Arbeitgeber beschäftigt oder man zwingt ihn (und seinen Berater) mit Geld dazu. Wäre ja nicht das erst Mal, bedenkt man Spieler wie Holtby, Lasogga, Hunt, Adler etc. Auch diese Herren verdienen in Hamburg mehr als sie in Leverkusen oder auch in Dortmund verdienen könnten und genau das ist der Grund, warum der HSV keinen seiner teuren Ladenhüter vom Hof bekommt, womit sich der Kreis des Verbrennungs-Didis geschlossen hätte.

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