Nach 82 Minuten hatte ich die Schnauze voll, aber gestrichen. Ich möchte an dieser Stelle mein herzliches Beileid all denen aussprechen, die sich diese Fußball-Simulation weitere 16 mal in dieser Saison antun müssen, ich sicherlich nicht. Und nein, es kommt keine Schadenfreude oder Ähnliches auf, weil es genau so gekommen ist, wie ich seit Monaten schreibe, bestimmt nicht. Aber es ist tatsächlich so, auch wenn es einige einfach nicht verstehen wollen: Was man in der Vorbereitung spielt, hat sehr wohl Aussagekraft und man kann nicht einfach am ersten Spieltag den Schalter umlegen und dann einen vollkommen anderen Fußball spielen. Dies hätte ich übrigens auch genau so geschrieben, wenn der HSV dieses Spiel gegen die biedere No-name-Truppe aus Ingolstadt unverdient gewonnen hätte.

82 Minuten lang kam ich mir vor wie in einer Zeitmaschine, denn die Art und Weise wie der HSV 2016/17 spielt, ist eine exakte Blaupause dessen, was ich in der letzten Saison bei meinem letzten Stadionbesuch im Spiel gegen Darmstadt 98 gesehen habe. Jedem, der der Meinung ist, dass sich diese Mannschaft stabilisiert hätte oder dass diese Mannschaft spielerisch einen Schritt nach vorn gemacht hat, empfehle ich einen Besuch im Volkspark. Das, was man dort zu sehen bekommen, ist grausam. Es ist langsam, es ist einfallslos, behäbig, uninspiriert, auf Zufall aufgebaut. Eine Taktik ist nicht erkennbar, furchtbarer Anti-Fußball. Und während der HSV aus seiner einzigen Chance in der ersten Halbzeit zumindest noch der 1:0 machte (natürlich eine Einzelaktion), so schoss man in der zweiten Hälfte nicht einmal aufs Tor des Gegners. In einem Heimspiel.

Einzelkritik

Adler: Hielt das, was zu halten war. Das schnelle Aufbauspiel wird er nicht mehr lernen

Sakai: Defensiv bissig, offensiv nicht vorhanden

Cleber: Bester Hamburger. Kompromisslos im Zweikampf, diesmal pass-sicher

Djourou: Macht mit seiner zappeligen Art die gesamte Abwehr verrückt. Sehr schwach

Ostrzolek: Die Karrikatur eines Fussballprofis

Jung: Zweitbester Hamburger. Gutes Stellungsspiel, macht wenig Fehler, spielt das, was er kann.

Hunt: Er ist kein 10er, er ist kein 8er, er ist kein 6er. Er ist ein Auslaufmodell nach dem Verfallsdatum. Danke nochmal an Buyersdorfer für diesen Transfer

Müller: Wer ihn in in guter Form gesehen haben will, muss alte DVD’s gefunden haben. Aktuell der Müller aus dem Jahr 2015. Wirkungslos

Kostic: Schnell, bemüht und doch ohne Wirkung. Jemand muss ihm sagen, dass Flanken in den Strafraum nur Sinn machen, wenn auch ein Abnehmer dort ist.

Gregoritsch: Wenn ein 1,96 m grosser Spieler nicht ein Kopfballduell gewinnt, sollte er anfangen, sich Gedanken zu machen

Wood: Emsig, schnell, lässt sich nichts gefallen. Das wird was.

Fazit: Der HSV 2016/17 ist nach Investitionen von mehr als € 25 Mio. eine Kopie des HSV 2015/16. Der gleiche Mist, die gleiche Langeweile.

Ein Wort noch zum Erscheinungsbild des Stadions. In Dortmund ist die Wand gelb (der Rest des Stadions auch), in München ist alles rot. In Hamburg hat man den Eindruck, man ist aufgrund der weißen, schwarzen, dunkelroten, hellroten, dunkelblauen, hellblauen, schwarzen und neuerdings auch pinken Punkte bei der Verlängerung des Christopher Street Days gelandet. Furchbar.