„Die Mannschaft muss noch wachsen, die Qualität ist schon besser geworden. Abwarten, ob Trainer Bruno Labbadia das Team in Form bringen kann“, sagte der in der Schweiz lebende 79 Jahre alte Hamburger. Kühne wagte eine Prognose. „Der HSV wird nach der Saison wohl irgendwo zwischen Platz sechs und acht landen.“

Der hat gesessen. Und wenn jemand der Meinung war, dass sich der ältere Herr aus der Schweiz nicht mehr öffentlich zum Hamburger Sportverein, zu den Zielen und zu seinen eigenen, persönlichen Vorstellungen äußern würde, der sieht sich nun getäuscht. Dabei muss man sensibel unterscheiden, was Kühne’s Äußerungen zu bedeuten haben und vor allem, für wen.

Zuerst einmal: Der Zeitpunkt ist wohl gewählt, der Logistiker möchte von Anfang an vermeiden, dass Unklarheiten auftreten. Deshalb sagt er das, was er denkt, genau jetzt. Das, was er sagt, ist das, was er denkt und der Umstand, dass er sagen kann, was er denkt, den hat sich der HSV und vor allem Vorstand Beiersdorfer ganz allein zuzuschreiben. Denn er und seine Spießgesellen sind den leichten, den schnellen Weg gegangen und dieser Weg endet in der kompletten Abhängigkeit. Diese Abhängigkeit lässt sie Kühne nun spüren und natürlich ist das sein gutes Recht. Wer die Musik bezahlt, bestimmt, was gespielt wird. Heißt es.

Wenn jetzt allerdings jemand meint, mit dem Satz „Abwarten, ob Trainer Bruno Labbadia das Team in Form bringen kann“ hätte der Mann lediglich den Übungsleiter in die Pflicht genommen, der irrt fatal. Denn die öffentliche Ausgabe ganz konkreter und kaum zu erreichender Saisonziele setzt alle unter Druck. Trainer, Vorstand, aber auch Aufsichtsrat. Kühne taktiert nicht, Kühne sagt. Aber möglicherweise unbewusst sagt er halt auch, was ab jetzt Sache ist. Und er wird nichts weniger als, was er will, dulden. Von niemandem. Die Tatsache, dass das Schwert des Damokles ab sofort über jedem Verantwortlichen beim HSV hängt, hat niemand anderes zu verantworten als Dietmar Beiersdorfer.

Fassen wir doch die bisherige Bilanz nach mehr 2 Jahren in einfachen Zahlen zusammen (und sein wir dabei vorsichtig in unseren Schätzungen):

Kaderkosten 2014/15: € 45 Mio., Kaderkosten 2015/16: € 45 Mio.: Zusammen € 90 Mio.

Kosten für die Geschäftsstelle/Vorstand 2014/15: € 13 Mio., 2015/16: € 13 Mio.: Zusammen: € 26 Mio.

Transfers 2014/15: € 35,8 Mio. Transfers 2015/16: € 21,85 Mio., Transfers 2016/17: € 32,95 Mio.:

Zusammen € 90,60 

Ausgaben gesamt: € 206,6 Mio.

Transfereinnahmen 2014-2016: € 38,5 Mio.

Gesamtsumme: € 168,1 Mio.

In den ersten beiden Jahren unter Dietmar B. verschleuderte der HSV knapp € 170 Mio. und was war die Gegenleistung: Einmal Relegation und einmal Abstiegskampf bis Spieltag 33.

Nicht verkaufte Dauerkarten für die Saison 2016/17: 2.500 (Verlust daraus: ca. € 3 Mio.)

Das, was Klaus-Michael Kühne jetzt getan hat, war eine ganz deutliche Ansage und sie gilt für alle:

Schluss mit dem Gelaber, aber jetzt will ich Leistung für mein Geld sehen. Man kann nur hoffen, dass entsprechende Konsequenzen folgen werden, wenn den Forderungen nicht entsprochen wird.