Es gibt einen Punkt im Leben, an dem muss man sich entscheiden, eigentlich gibt es wohl sogar mehrere Punkte. Beispielsweise muss man sich irgendwann einmal entscheiden, was für einen persönlich wirklich wichtig im Leben ist. Möchte man Karriere machen, um jeden Preis, oder möchte man lieber einen Gang kleiner fahren und dafür dann mehr Zeit für sich, für Kinder, für Freunde und Familie haben? Möchte man lieber sein eigener Herr sein, weites gehend selbstbestimmt, nur seinen eigenen Bedürfnissen folgend oder möchte man in einer Partnerschaft bzw. Beziehung leben? Möchte man seine Selbstbestimmung und sein Freiheit dafür aufgeben, dass man sein Leben mit jemandem teilt? Es gibt wohl noch zahllose weitere Beispiele, die verdeutlichen, dass sich jeder Mensch irgendwann einmal entscheiden muss, wobei man durchaus die eine oder andere Entscheidung überdenken und rückgängig machen kann.

Auch was den Fußball betrifft, wird man sich irgendwann entscheiden müssen. Möchte man Teil des Ganzen sein, möchte Fan-Mitbestimmung und Basis-Demokratie oder möchte man sportlichen Erfolg, also wirklichen Erfolg? Denn beides zusammen wird nicht gehen. Tatsache ist, dass der beste und erfolgreichste Fußball dort gespielt wird, wo das meiste Geld sitzt und dieses Geld sitzt dort, weil jemand (Sponsoren, Werbepartner, Investoren oder Besitzer) es zur Verfügung stellt. Diese Geldgeber aber wollen natürlich in irgendeiner Form mitbestimmen, das liegt in der Natur das Sache. Der Traum von einem stillen Goldesel, der lediglich reinbuttert und ansonsten stillschweigt, sollte irgendwann auch mal aus geträumt sein. Jeder, ob nun Unternehmen oder Privatperson, der in eine Sache Gelder in Millionenhöhe investiert, möchte wissen, was mit seinem Geld angestellt wird und wird offensichtlich und über einen längeren Zeitraum schlecht gewirtschaftet, wird sich der Investor zu Wort melden.

Jemand, der das alles nicht möchte, ist im bezahlten Fußball schlicht und ergreifend falsch aufgehoben und sollte sich dringend ein anderes Betätigungsfeld suchen. Jemand, der immer noch denkt, dass man im Jahr 2016 einen professionellen Fußball-Verein erfolgreichen führen kann, in dem zigtausende Mitglieder mitbestimmen können, sollte sobald wie möglich einen Arzt aufsuchen. Fußball ist ein Geschäft, ein Milliarden-Business und dieses Geschäft darf nicht von Amateuren geführt werden, außer natürlich beim HSV. Hier sitzt mit Beiersdorfer immer noch ein Mann des Volkes an der Spitze, der AG-Vorsitzender ist und e.V-Vorsitzender spielt. Am besten sollten alle glücklich gemacht werden, aber das funktioniert so nicht.

So gesehen kann ich auch die Ansichten von Buchautor Manfred Ertel irgendwie verstehen, der Mann wollte einen basis-demokratischen Verein, aber dafür kam Herr Ertel ca. 25 Jahre zu spät. Apropos Ertel – der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende bekommt nach den Vorveröffentlichungen seiner Autobiographie Schläge ohne Ende, die meisten wahrscheinlich zu Recht und auch von ihm selbst erwartet. General-Abrechnungen gegen alles und jeden machen sich immer irgendwie verbittert, zumal dann, wenn man sich selbst aus jeglicher Kritik und Selbstreflexion raus hält. Dennoch kommen mir einige Dinge zu kurz, wie beispielsweise die Äußerung Ertels über den großen Unsichtbaren, den extrem findigen dauer-44jährigen J. Hilke. Ertel bezeichnet den Marketing-Vorstand, dessen Einstellung in den HSV-Vorstand er als Mitglied des Aufsichtsrats selbst mitgetragen hat, als „Kühne’s Marionette“, was dieser auch ist.

Der Mann, der dem HSV mindestens 7 Jahre (2011 – 2018) auf der Tasche liegen wird und der in all den Jahren nicht einen nennenswerten Erfolg vorzuweisen hat, ist eines der großen Probleme des Vereins, aber das wurde bereits mehrfach thematisiert.

Die Vertragsverlängerung mit Herrn Hilke bis zum 30. Juni 2018 wurde in der Sitzung am 5. November 2014 beschlossen.

7 Jahre. 7 Jahre Vertrag aussitzen. 7 Jahren intrigieren und bespitzeln, alles auf Vereinskosten. Aber das hat ja schöne Tradition beim HSV, man muss einfach nur ein wenig Geduld mitbringen. 2 Jahre, 4 Jahren oder 7 bis 10 Jahren, man kann es sich aussuchen. Wenn man dann noch so clever ist und bringt den Boulevard während der Zeit durch permanente Exklusiv-Stories auf seine Seite, dann kann man in Hamburg reich werden, ohne etwas zu können, ein Verein als Selbstbedienungsladen.

Wo ich das schreibe, geht es schon wieder los. Diese Funktionärs-Katastrophe auf zwei Beinen fordert wieder einmal Geduld ein. Man hätte ja in zwei Jahren 27 Spieler ausgetauscht und bla bla bla. Kein Wort darüber, dass er selbst mit 99% seiner Einkäufe in die Tonne gegriffen hat, keine Ziele, keine Ansprüche. Man sollte doch bitte Geduld haben, am besten so lange, bis der Vertrag von Deadline-Didi ausgelaufen ist und sein bemitleidendswerter Nachfolger die Scherben seiner desaströsen Transfer- und Finanzpolitik auffegen darf.

Wie bereits am Anfang geschrieben, ab einem gewissen Punkt muss man sich entscheiden. Ich habe mich entschieden.