„Was Red Bull in Leipzig macht, ist schon eine harte Form der Kommerzialisierung“, sagt Nils Krüger. Der Mitgründer des Fanclubs HSVInside hat zu einem Fanmarsch gegen Red Bull aufgerufen

Es ist noch gar nicht so lange her, da schrieb ich einen Blog mit dem Titel „Das größte Kapital des HSV ist die Dummheit seiner Fans“ und unglücklicherweise könnte man diesen Blog im Wochen-Rhythmus aktualisieren. Nicht nur, dass sich die Hüpfer in den rosa Nachthemden Woche für Woche von ihren heiligen Exzellenzen bis zur Besinnungslosigkeit verarschen lassen und die Propaganda in BILD, Mopo und Abendblatt immer dann für bare Münze nehmen, wenn es in den Vereinsbrillen-Kram passt, nein, jetzt will man auch noch gegen einen anderen Verein marschieren. Mal ehrlich, haben die eigentlich keine anderen Probleme?

Hümörbömbe

Red Bull steht also für Kommerzialisierung? Und wofür steht ein HSV, der ohne einen Milliardär bereits seit Jahren ohne gültige Profilizenz in der 4. Liga bolzen würde? Für Gemeinnützigkeit? Wie bescheuert kann man eigentlich noch sein? Und warum veranstalten diese Penner dann eigentlich keinen Marsch gegen ihren eigenen großen Vorsitzenden, der immerhin fast 2 Jahre für genau diesen „Kommerz-Verein“ arbeitete und von dem großen Kommerz-Satan Dietrich Matteschitz ein fürstliches Gehalt abgriff? Ach halt, das ist ja etwas vollkommen anderes. Wahrscheinlich wollte Deadline-Didi damals in Salzburg dieses unheilige Unternehmen unterwandern und an den Rand des Ruins führen, so, wie er es jetzt mit dem HSV macht.

Es tut mir leid, aber diese Verlogenheit macht mich krank. Ausgerechnet die Anhänger des HSV, der aufgrund eklatanter Misswirtschaft über Jahrzehnte allein nicht mehr handlungsfähig und auf fremde, kommerzielle Hilfe angewiesen ist, sollten einfach mal die Fresse halten. Aber nicht nur das. Sie sollten mit Neid nach Leipzig blicken, wo man  einen Plan hat. Wo man Millionen in Infrastruktur und Nachwuchs steckt. Wo man beim Aufbau einer überdurchschnittlichen Profi-Mannschaft eine klare Strategie verfolgt und nicht wie in Hamburg, wo man das Geld zentnerweise verbrennt, sich dabei aber regelmäßig die eigenen Taschen vollstopft. Aber um das zu verstehen, dafür fehlt ca. 90% dieser sogenannten Fans leider das notwendige Blut zwischen den Ohren.

Ach ja, dann kommt noch die Geschichte mit der Tradition, die den Bullen aus Leipzig ja bekanntlich fehlt. Ich frage mich ja immer wieder, wie 17-jährige Transparenten-Maler auf eine Tradition stolz sein können, zu der sie selbst weniger als nichts beigetragen haben. Zu der ca. 98% der Hirnis nicht mal zwei zusammenhängende Sätze äußern könnte. Und überhaupt – haben nicht ausgerechnet die HSV-Mitglieder ihre eigene „Tradition“ am 25.05.2014 komplett über den Haufen geworfen, als sie für eine Ausgliederung (und somit gleichzeitig für eine umfassende Kommerzialisierung) der Profi-Abteilung stimmten? Investoren, Spekulanten, Profiteuren wurden Tür und Tor geöffnet und jetzt demonstriert man gegen Kommerzialisierung? Wahnsinn.

Tatsächlich geht es diesen Vollidioten überhaupt nicht um RB-Leipzig, gegen Geld oder Kommerz. Es geht darum, irgendeinen Klassenfeind zu kreieren, damit man mal wieder gegen irgendwas brüllen kann. Hakan ist schon zwei Jahre weg, Tah macht auch kaum noch Sinn, wogegen können wir denn jetzt mal sein? Hey, die anderen sind ja auch gegen den Brause-Club aus Leipzig, dann schließen wir uns doch mal an. Geil. Endlich wieder Krawall und vielleicht kommt ja auch das Fernsehen.

Wenn diese Einzeller clever wären (was sie aber nie sein werden), dann würden sie gegen ihre eigene Vereins-Führung marschieren, denn die schadet „ihrem“ Verein deutlich mehr als ein Verein aus dem Osten der Republik, der den Plan umsetzt, den der HSV gern hätte. Ich jedenfalls wünsche RB Leipzig, dass das Konzept aufgeht, weil ich einfach gern guten Fußball sehe. Und ich wünsche mir, dass die Leipziger den Brüllfröschen mit den Blöd-Transparenten das Maul stopfen.

Timo Horn, Chef der HSV-Supporters, hat hierzu eine klare Meinung. „RB Leipzig ist in eine neue Dimension vorgestoßen. Marketing kann ein Mittel zum Zweck Fußball sein. Wenn der Fußball als Zweck zum Marketing benutzt wird, finde ich das aber schwierig“

Herrjeh Horn, schalte doch mal das kleine Gehirn ein. Rate mal, warum „Fly Emirates“ jedes Jahr  ca.  6 Mio. dafür überweist, damit der Schriftzug der Airline auf dem Hamburger Trikot klebt.  Warum haben AOL, HSH Nordbank und Imtech wohl über all die Jahre die Kohle überwiesen? Ach, die hatten die Raute im Herzen und kein Marketing im Sinn. Jetzt verstehe ich endlich….

Und noch was. Glaubt eigentlich jemand ernsthaft, dass die Weltmarke Red Bull tatsächlich einen Bundesliga-Verein braucht, um zu noch mehr Markenbekanntheit zu gelangen?

Angeblich mehr als eine halbe Milliarde Euro lässt Red Bull jedes Jahr aus seinem gewaltigen PR-Etat für Sportsponsoring springen

Formel 1, Skispringen, Kunstfliegen, Klippenspringen, Rennboot-Veranstaltungen und sogar Fallschirmsprünge aus dem Weltall – überall hat Red Bull seine Hände im Spiel. Und eine letzte Frage: Haben eigentlich diejenigen, die jetzt Fan-Märsche organisieren oder abgeschlagene Bullenköpfe auf Spielfelder werfen auch aus voller Seele gepfiffen, als der Deutsche Sebastian Vettel mit einem RED BULL Formel 1 Weltmeister wurde?

Scheinheiligkeit ohne Ende.

Der Hamburger Sportverein als Verein erlaubt am kommenden Wochenende Anti-Leipzig-Plakate, ist selbst aber nicht in der Lage, auch nur mit einer Silbe auf den tragischen Tod seines Investors Herrn Burmeister zu reagieren, genauso, wie man es bereits beim Tod des Investors Margaritoff unterließ. Stattdessen feiert man auf der hauseigenen Website Rollstuhl-Medaillen und Webmail-Adressen. Ich kann gar nicht zum Ausdruck bringen, wie sehr ich mich als ehemaliger Spieler und ehemaliges Mitglied für diesen Verein schäme.