Ein Gastblog von „Kerberos“

Als dereinst vor Jahren ein smarter B. Hoffmann zur Liquidität des HSV mit stolz geschwellter Brust den staunenden Zuhörern launig offerierte, die Konten des HSV seien mit über € 40 Millionen prall gefüllt, da wurde ihm – nicht ganz zu Unrecht – entrüstet entgegnet, dass hier ja wohl doch auch schon die Gelder für die kommende Saison aus dem Dauerkarten-Vorverkauf und diverse Werbeeinnahmen der kommenden Jahre enthalten seien.

Als einige Jahre später ein verklemmt wirkender C. Jarchow an gleicher Stelle vortrug, die Liquidität des HSV betrüge zum 30.06.2013 noch über € 9 Millionen, kommentierten bereits erste Schreiberlinge besorgt in den Medien, dass es bei dieser geringen Liquidität völlig unklar sei, wie denn der HSV in der kommenden Saison seinen normalen Geschäftsbetrieb finanzieren wolle.

Und heute; gerade einmal 2 Jahre nach C. Jarchow und eine gefühlte Ewigkeit nach B. Hoffmann, kräht unter der Ägide eines stammelnden D. Beiersdorfer augenscheinlich bei der HSV Fußball AG kein Hahn mehr danach, dass die Liquidität des Konzerns zum 30. Juni 2015 – also bereits unmittelbar nach Beendigung des Dauerkarten-Vorverkaufs (am 4. Juni 2015 waren über 20.000 Dauerkarten verkauft) und noch vor Beginn der „teuren“ Transferperiode – eben gerade noch mickrige € 1.004.000 betrug. Ein Betrag, der nicht einmal zur Zahlung der regelmäßigen Monatsgehälter ausreichend ist und der doch zwangsläufig die Frage aufwirft: wo sind all die aus dem Dauerkarten-Vorverkauf und den Werbeverträgen ganz frisch vereinnahmten Millionen nur geblieben?

Aus der Bilanz der Fußball AG selbst ist nachvollziehbar, warum keine Liquidität zum 30. Juni 2015 vorhanden war. Denn, obgleich die HSV Fußball AG im Bilanzjahr über die Ausgabe „junger“ Aktien zusätzliches Eigenkapital in Höhe von € 22.750.000 einwerben konnten, betrug der Kapitalzufluss aus Kapitalerhöhungen lediglich € 4.000.000 – mehr kam dabei also nicht in die „Kasse“ der HSV Fußball AG rein. Der Grund dafür ist bekannt. Unser „Gönner“ Kühne hatte den Kaufpreis für seine „jungen“ Aktien mit von ihm vormals bereitgestellten Darlehen verrechnet – also kein „frisches Geld“ für die HSV Fußball AG.

Auf den ersten, oberflächlichen Blick erscheint dies sogar „vernünftig“. Denn so erschien zumindest durch unseren „Gönner“ Kühne gewährleistet, dass mittels der durchgeführten Kapitalerhöhung endlich Schulden der HSV Fußball AG „zwangsweise“ reduziert werden mussten und die eingeworbene Liquidität nicht einem Kaufrausch der Exzellenzen zum Opfer fallen konnte.

Auf den zweiten, differenzierten Blick hingegen, sind die Folgen dieses Handlings der Kapitalerhöhung durch Darlehens-Verrechnung zugunsten unseres „Gönners“ Kühne für die HSV Fußball AG hingegen jedoch verheerend gewesen. Denn es wurden seiner Zeit eben nur die Darlehen unseres „Gönners“ Kühne mit dem Kaufpreis verrechnet. Diese Darlehen hatten aber zum Zeitpunkt am 30. Juni 2015 noch eine vereinbarte Laufzeit von mehr als einem Jahr; es wurden also im Zuge der Kapitalerhöhung Darlehen getilgt, die für die HSV Fußball AG gar kein Problem darstellten.

Andererseits konnten durch diese festgeschriebene „Mittelverwendung“ zugunsten unseres „Gönners“ Kühne nun fällige, unaufschiebbare Zahlungsverpflichtungen gegenüber Dritten nicht erfüllt werden, weil eben der Kaufpreis der „jungen“ Aktien für die HSV Fußball AG nicht frei verfügbar war.

De facto wurde durch die Kapitalerhöhung mittels der Verrechnung des Kaufpreises mit „Kühne-Darlehen“ zwar durch einen generellen Schuldenabbau einer drohenden Überschuldung der HSV Fußball AG entgegengewirkt – jedoch gleichzeitig eine drohende Insolvenz durch Zahlungsunfähigkeit manifestiert. Denn die unaufschiebbaren Zahlungsverpflichtungen bestanden für die HSV Fußball AG nach der Kapitalerhöhung in gleicher Höhe und Dringlichkeit weiter wie vor der Kapitalerhöhung. Aus der Sicht der HSV Fußball AG wurden hier schlicht die „falschen“ Verbindlichkeiten bedient.

Nur gut also, dass der Dauerkarten-Vorverkauf günstig verlief und bereits zum Bilanzstichtag am 30. Juni 2015 weitestgehend abgeschlossen war, so dass bereits reichlich Einnahmen in die Kasse der HSV Fußball AG geflossen waren.

Und wie prekär die finanzielle Lage der HSV Fußball AG zum 30. Juni 2015 auch trotz aller Einnahmen aus dem Dauerkarten-Vorverkauf noch war, mag die Tatsache verdeutlichen, dass die HSV Fußball AG nicht in der Lage war, ihren in Anspruch genommenen Dispositionskredit zum Bilanzstichtag zurück zu führen. Die HSV Fußball AG weist in der Bilanz die Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits zum 30. Juni 2015 mit bemerkenswerten € 4.032.000 aus. Wahrhaftig ein Armutszeugnis.

Am Ende schienen dennoch alle Verantwortlichen der HSV Fußball AG und selbst die Vertreter des HSV-Vereins irgendwie erleichtert, ja sogar glücklich. Schließlich konnte die HSV Fußball AG ja auch mit Stolz vermelden, dass man unter größten Anstrengungen die Konzern-Verbindlichkeiten der HSV Fußball AG zum 30. Juni 2015 mit nunmehr € 89.136.000 leicht reduzieren konnte und trotzdem noch durch geeignete Investitionen in den Kader die sportliche Qualität entscheidend verbessert wurde. Über die Begleitumstände wurde allerdings lieber der Mantel des Schweigens ausgebreitet und zur Sicherheit betraute man noch F. Wettstein mit dem Vortragen einiger Märchen rund um die Finanzen in willfährigen Medien.

Einen wirklichen Grund zur Zufriedenheit und Freude hatte eigentlich nur unser „Gönner“ Kühne:

Zum Einen hat unser „Gönner“ Kühne es verstanden, die Traumvorstellungen des HSV von einem Kaufpreis bei € 100,- je Aktie (entsprechend € 350 Millionen Firmenwert) auf € 65,19 herunter zu verhandeln. Damit hatte unser „Gönner“ Kühne den Konzern-Wert der HSV Fußball AG schon erst einmal ganz humorlos auf € 228.165.000 eingedampft. Kritik für diesen feindlichen Angriff unseres „Gönner“ Kühne auf die Substanz der HSV Fußball AG – keine, warum auch, ist doch unser Klau-Mi.

Zum Anderen hat unser „Gönner“ Kühne es verstanden, sein doch recht wenig werthaltiges Darlehen gegen eine, zugegeben, kaum wertvollere Beteiligung an der HSV Fußball AG einzutauschen und damit zu einem akzeptablen „Preis“ nun zumindest einen Fuß fest in die HSV Fußball AG gestellt.

Überdies konnte unser „Gönner“ Kühne noch durch seine Beteiligung an der HSV Fußball AG und mittels einer kaum für möglich gehaltenen medialen Charme-Offensive seine ungebrochene Liebe und unverbrüchliche Treue zum HSV öffentlich bekunden. Und als unser „Gönner“ Kühne dann sozusagen als Krönung den HSV-Fans auch noch das Volksparkstadion „zu Füßen“ legte, gab es einfach kein Halten mehr in der Fan-Gemeinde; selbst „Kühne-kritische“ HSV-Fans feierten unseren „Gönner“ Kühne nun genauso hirn- wie hemmungslos als die Reinkarnation des Messias.

Weit wichtiger und primär entscheidend war für unseren „Gönner“ Kühne jedoch der Umstand, dass die HSV Fußball AG mit der Bilanz zum 30. Juni 2015 bereits zum Bilanzstichtag nahezu vollständig „mittellos“ war. Der Dispo war mit über € 4 Millionen bereits – wenn nicht schon ausgeschöpft – so doch zumindest mächtig angenagt und die Einnahmen für die kommende Saison waren in erheblichem Umfang bereits in die Erfüllung der Zahlungsverpflichtungen aus der letzten Saison versickert. Als schließlich alle Taschen im Konzern umgestülpt waren, fand sich neben Knöpfen und rostigen Nägeln gerade einmal noch € 1 Million an Liquidität; aber kein Spielraum mehr für weitere Kreditaufnahmen. Es war also lediglich eine Frage von nur noch wenigen Tagen, wann die HSV Fußball AG unseren „Gönner“ Kühne um frisches „Geld“ unausweichlich würde anbetteln müssen.

Und genau damit hatte unser „Gönner“ Kühne endlich seinen Fisch fest an der Angel und hat ihn auch fortan nicht mehr losgelassen. Die HSV Fußball AG hatte bereits vor dem Beginn der Saison 2015/16 kaum noch genügend finanzielle Mittel, um selbst nur den normalen Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten zu können. Seither führt unser „Gönner“ Kühne die HSV Fußball AG nach seinem Gutdünken über die Steuerung der Liquidität ausschließlich nach seinen Spielregeln ….. .