Irgendwann kommt der Punkt, da ist man sich selbst der Nächste. Im Falle des Vorstandsvorsitzenden kommt dieser Fall regelmäßig und schnell, denn entgegen der landläufigen Meinung, es handele sich um den „lieben Didi“, der seinem Baby HSV zu besseren Zeiten verhelfen möchte, ist Beiersdorfer ein eiskalter (Mitarbeiter)-Killer, der sich nicht scheut, ehemalige und verdiente Weggefährten jederzeit zu opfern, wenn er selbst dafür zumindest temporär aus der Schusslinie gerät. Das muss man wissen, sollte man mit dem Gedanken spielen, sich auf den Mann einzulassen.

Passend dazu diese Sätze aus einem gestern erschienen Artikel aus der WELT:

Seit seiner Rückkehr im April 2015 hat Labbadia sich schützend gegen alle Kritik von außen gestellt. Als sich andere wegduckten, hat er Profil gezeigt und dem HSV ein Gesicht gegeben. Jetzt, da er selbst Rückendeckung bräuchte, wird diese ihm verwehrt. Das ist bedauerlich. Vor dem Freiburg-Spiel hatte Beiersdorfer gesagt: „Er kann es schaffen.“ Nun scheint klar: Labbadia wird es nicht mehr schaffen. Sollte es so kommen, müssen sich künftig andere der Verantwortung stellen. Ohne Labbadia als Prellbock

Jara, Toppmöller, Doll, Stevens, Jol, Slomka, Zimbauer, Kreuzer, Knäbel, Adriaanse (Salzburg), Spaletti (St. Petersburg), Zemak (St. Petersburg). 12 Trainer und Sportchefs in 14 Jahren und 3 Vereinen, nicht übel. Wobei die zahllosen Assistenz-Trainer, Nachwuchs-Trainer, Scouts etc. nicht mitgerechnet sind, die allesamt dem Mann zum Opfer fielen. Fakt ist: Deadline-Didi geht über Leichen, Hauptsache, es ist nicht seine eigene. Bei der Gelegenheit erinnere ich an das Jahr 2015, als der HSV unmittelbar vor dem Abstieg in die 2. Liga stand. Der Aufsichtsrat fragte beim Vorstand an, ob man denn bereit wäre, im Falle der Zweitklassigkeit auf einen Teil der horrenden Bezüge verzichten würde, weil man im Unterhaus bekanntlich nur einen Bruchteil der Einnahmen würde generieren können. Alle Vorstandsmitglieder stimmten zu, mit einer Ausnahme: Beiersdorfer.

Interessant ist auch die Fabel, dass die Ex-Dukate beim Aufbau des Fußball-Imperiums Red Bull die treibende Kraft gewesen sein soll und Leute wie Rangnick heute nur noch den Rahm abschöpfen müssen. Nun, wir in Deutschland gucken ja nicht so gern über die Grenzen, deshalb habe ich mir mal die Mühe gemacht und ein wenig recherchiert. Lustig, was man da so findet.

Eigentlich müsste sich Joaquin Boghossian in Salzburg auf die neue Saison vorbereiten. Doch das tut er trotz eines laufenden Vertrages bis Sommer 2014 nicht: Der teuerste Spieler der Bundesliga-Geschichte wird nie mehr für Red Bull spielen.

Im Juli 2010 war Boghossian von Red Bull verpflichtet worden. Gelockt wurde er mit einem Vierjahresvertrag und einem Jahresfixgehalt von rund einer Million Euro. Er sollte Marc Janko ersetzen, der um sieben Millionen Euro an Twente Enschede verkauft worden war. Dieses Geld wurde fast komplett investiert: Von Red-Bull-Mitarbeitern bestätigte 6,9 Millionen Euro kostete der damals 23-Jährige inklusive aller Transfer-Nebenkosten vor nun drei Jahren.

Für Huub Stevens, damals Salzburgs Trainer, war der Uruguayer aber nicht erste Wahl gewesen

Für die Transfers waren im Sommer 2010 Sportchef Dietmar Beiersdorfer und sein Assistent Thomas Linke verantwortlich. „Sie kamen mit Boghossian. Ich wollte nach Argentinien fliegen und ihn mir anschauen. Aber das ging nicht, weil die Saison schon lange zu Ende war. Dann haben sie mir eine DVD gezeigt, und da habe ich gesagt: ,Puh! Ich weiß nicht.‘ Dann habe ich gehört, was er kostet. Ich habe ihnen gesagt: ,Puh! Das ist ziemlich viel.‘ Aber das Geld war vorhanden. Wir haben ja kurz zuvor Marc Janko verkauft“, erzählt Stevens weiter.

Aber der Transfer wurde durchgezogen. Alles musste ziemlich schnell gehen. Denn die Salzburger Verantwortlichen waren unter Zeitdruck. Der Spieler-Anmeldeschluss für die dritte Runde der Champions-League-Qualifikation stand nämlich kurz bevor. Aber nicht nur dies machte Boghossian teuer, sondern auch die Tatsache, dass er keinem Verein, sondern einer Investorengruppe gehörte.

Immer wieder wurde Boghossian mit Klubs in Südamerika in Verbindung gebracht. Aber die Salzburger Ablöseforderungen und das hohe Gehalt Boghossians bei Red Bull schreckten alle Interessenten ab.

Schon kurz nachdem diese Gerüchte aufgetaucht waren, war dem KURIER von den damaligen Red-Bull-Verantwortlichen übrigens glaubhaft versichert worden, dass der Transfer über eine südamerikanische Agentur abgewickelt wurde. Das wurde dann auch bei Recherchen in der Managerszene mehrfach bestätigt.

[Quelle: https://m.kurier.at/sport/fussball/megaflop-boghossian-zwei-tore-fuer-6-9-millionen-euro/19.701.334]

Fällt was auf? „Es musste schnell gehen“. „Der Spieler war nie wirklich gescoutet oder beobachtet worden“. „Spieler gehört einer Investorengruppe“. „Der Spieler wird gegen den Wunsch des Trainers verpflichtet“. 😉

Ich will einmal verdeutlichen, worauf ich hinaus will.

Nigel de Jong, Transfer zum HSV am 26.01.2005

Juan Pablo Sorin, Transfer zum HSV am 30.08.2006

Ivica Olic, Transfer zum HSV am 30.01.2006

Thiago Neves, Transfer zum HSV am 31.08.2007

Marcell Jansen, Transfer zum HSV am 27.08.2007

Joaquín Antonio Boghossian, Transfer zu RB Salzburg am 22.07.2010

Hulk, Transfer nach St. Petersburg am 03.09.2012

Axel Witsel, Transfer nach St. Petersburg am 03.09.2012

José Salomón Rondón Giménez, Transfer nach St. Petersburg am 31.01.2014

Clèber Reis, Transfer zum HSV am 27.08.2014

Lewis Holtby, Leihe zum HSV am 01.09.2014

Marcelo Diaz, Transfer zum HSV am 02.02.2015

Ivica Olic, Transfer zum HSV am 30.01.2015

Aaron Hunt, Transfer zum HSV am 31.08.2015

Josip Drmic, Leihe zum HSV am 01.02.201

Douglas Santos, Transfer zum HSV am 31.08.2016

Was ich damit sagen will? Viele dieser Last minute-Transfers, für die Verbrennungs-Didi ja berühmt-berüchtigt ist, werden mit Spielern aus Südamerika abgeschlossen (Stichwort: Berater, Besitz-Verhältnisse etc.) alle waren teuer und fast alle haben noch etwas gemeinsam: Es ging immer um überaus hohe Gehälter. An dieser Stelle ist der Text „Ein Schelm, der…“ tatsächlich angebracht.

Weiter im Text.

Doch warum muss auch Beiersdorfer gehen? Jener Mann, der für alle Fußball-Abteilungen von Brasilien bis Leipzig zuständig ist und erst im Oktober 2009 zu Red Bull kam? Und warum jetzt, so knapp vor dem wichtigen Spiel gegen den LASK?

Bisher hatte Mateschitz noch jeden Trainer die Saison zu Ende bringen lassen, Co Adriaanse, der sogar intern heftig kritisiert worden war, genauso wie Kurt Jara, gegen den Mateschitz später vor Gericht zog. Alle durften in Ruhe die Saison beenden. Nicht so Stevens und Beiersdorfer.

Der plötzliche Rauswurf entgegen der sonst üblichen Firmenpolicy könnte auf Unregelmäßigkeiten hindeuten, auch wenn das nur Spekulation ist. Doch seit Monaten kursieren in Salzburg Gerüchte, wonach der teure Flop Joaquín Boghossian über Vermittlung von Stevens-Sohn Maikel nach Salzburg gekommen sein soll. Er kostete Red Bull kolportierte drei Millionen Euro Ablöse.

[Quelle: http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/sport/fussball/24527_Ein-Rauswurf-im-Doppelpack.html]

Guck mal an, „Unregelmäßigkeiten“ also. Da werden Deals auf den letzten Drücker mit geneigten Beratern gemacht, aber warum eigentlich? Warum zurrt man diese Transfers nicht schon lange vorher fest,sondern wartet und wartet und merkt dann, dass die Spieler zum Ende der Transferperiode immer teurer werden? Wird da nicht auch dem Letzten das Muster deutlich? Und warum soll eigentlich der für den Gesamt-Konzern verantwortliche Sportdirektor nur deshalb gefeuert werden, wenn ein Teilbereich (RB Salzburg) gerade mal nicht so erfolgreich ist?

All das hätten sich die „Macher“ von HSVPLUS rechtzeitig verinnerlichen müssen, bevor sie auf die verhängnisvolle „Idee Beiersdorfer“ kamen. Aber es gibt noch eine weitere spaßige Personalie im Volkspark, es handelt sich um den „Unkündbaren“, anderen auch bekannt als der weltbeste Flaschenöffner. Eingeweihten ist es kein Geheimnis, dass Jörni „the bat“ Wolf in den 2 Jahren Beiersdorfer eigentlich schon dreimal gefeuert wurde. Gleich zu Anfang seiner Amtszeit hatte der neue Vorstandsvorsitzende diese Wahnsinns-Idee, im Verlaufe der nächsten beiden Jahre noch zweimal. Unglücklicherweise kam immer etwas dazwischen und das nennt man „HSV-Dauerkrise“. Niemandem traut man offenbar zu, die Hamburger Pressemeute im Falle der nächsten Vereinskrise einigermaßen im Zaum zu halten, außer Jörni Wolf. Insofern ist es doppelt bitter, dass sein legitimer Nachfolger bereits sei längerer Zeit im Nebenzimmer sitzt. Christian „Pletzi“ Pletz, ehemals Vorgänger von Münchhausen „de Vrij“ Scholz beim Unterschichten-Blog #SchmocksEinöde ist best buddy von Didi, aber sie werden Wolf nicht los. Was für eine Wahnsinns-Konstellation, wenn dort ein Medien-Direktor sitzt und weiß, dass der Nachfolger schon mit den Füßen schart.

Aber jetzt kommt’s. Vor einiger Zeit kam es zu einem informellen Gespräch zwischen Wolf und einem Entscheidungsträger des Vereins und im Verlauf des Schnacks öffnete der umtriebige Medien-Guru seine Schatzkiste. Er sei dermaßen wichtig für diesen Verein und er verfüge über detaillierte Informationen über jeden, der hier irgendwann einmal gewerkelt hat. Sollte also jemand noch einmal auf die verrückte Idee kommen, ihn zu hinterfragen, dann…..

Wie der Gesprächspartner, der nicht eben als Fan des HSV-Veterans gilt, darauf reagiert hat oder reagieren will, ist unbekannt.

Anyway, man sieht – obwohl die Müllverbrennungsanlage in St. Ellingen demnächst ausgedient hat, stinkt es im Volkspark an jeder Ecke, aber gewaltig.

Schöne Stunden 🙂