Ein Optimist ist in diesen Tagen ein Mensch, der auf eine HSV-Niederlage mit weniger als 5 Toren im Spiel gegen den FC Bayern München tippt. In der Tat, heute ist High noon, eventuell das letzte Gefecht, zumindest für den Hamburger des Jahres 2015, Bruno Labbadia. Der Trainer ist zu kritisieren, keine Frage. Er hat es nicht geschafft, der Mannschaft ein neues, frisches Gesicht mit einer erkennbaren Spiel-Anlage zu geben, im Grunde spielt die Truppe den gleichen Mist wie in den letzten beiden Jahren. Wie sehr jedoch der Trainer Labbadia, aber auch jeder neue Trainer, im kaputten System-Geflecht dieses Pleite-Vereins gefangen ist/war, zeigen Details, die jetzt nach und nach an die Öffentlichkeit gelangen.

Nach Abendblatt-Informationen hat es gleich zwei Ereignisse gegeben, die Labbadia maßlos geärgert haben und nach denen er wusste, dass seine Zeit in Hamburg abläuft. Ereignis Nummer eins: Gemeinsam mit Beiersdorfer sollte Labbadia nach Köln zur Agentur Sportstotal des Kühne-Vertrauten Volker Struth reisen. Labbadia, der der Millionenallianz des HSV mit Berater Struth und Kühne kritisch gegenüber steht, lehnte ab, Beiersdorfer fuhr allein.

hamburger

Man stelle sich einfach mal diese Situation vor: Da bittet ein Spielerberater zur Audienz, normalerweise ist es andersrum. Doch wie sehr Beiersdorfer mittlerweile vom Wohlwollen des Herrn Struth abhängig ist, zeigt der Umstand, dass er auch ohne seinen Trainer fuhr und der Aufforderung nachkam. Da mag auch der Herr Struth via BILD verkünden, dass er keinerlei Einfluss auf HSV-Transfers hätte, dies ist ungefähr so glaubhaft wie die Ankündigung eines Donald Trump, demnächst 1.000 neue Flüchlingsheime in den USA errichten zu wollen. Aber klar, jetzt, wo es nicht läuft, will Struth mit dem Mist nichts zu tun haben.

Aber – zurück zum Spiel, bei dem ein jeder davon ausgeht, dass Torhüter Adler Rückenbeschwerden bekommen wird, weil er die Pille zu oft aus dem Netz holen muss.

leitbild

Was passiert aber eigentlich, wenn der HSV nur knapp und mit viel Pech gegen die übermächtigen Bayern verlieren sollte? Was passiert, wenn die Hamburger ein Unentschieden ermauern oder, noch schlimmer, was passiert, sollte Labbadia die Bayern schlagen? Dann sitzt Verbrennungs-Düdü aber mal so richtig im Dreck, denn wie könnte der den Bayern-Besieger grundlos feuern? Die Gespräche mit potenziellen Nachfolgern könnte man wieder für ein paar Wochen auf Eis legen, wie peinlich.

Ich jedenfalls bin mir ziemlich sicher, dass die Fans heute während des Spiels von sich aus abstimmen werden. Für #Labbadia und gegen den Vorstand. Und die Forderungen nach Konsequenzen werden mit jedem Gegentor lauter werden

Nun denn, wir werden es erleben. Was erwartet ihr eigentlich vom heutigen Spiel?

Eine Anmerkung noch zur Kader-Streichung von Alen Halilovic vor dem Bayern-Spiel, welches viele „Insider“ wieder einmal auslegen, wie es ihnen gerade in den Kram passt. Mal eine Frage dazu: Wie einfach könnte es sich Labbadia vor dem heutigen Spiel machen? Er bringt Kostic auf Links, Wood in der Mitte, Waldschmidt für Müller Rechts. Dahinter Halilovic als 10er. Hinten Links spielt Douglas Santos, dann tauscht er noch Djourou durch Clèber und am besten bringt er Hirzel für den zuletzt enttäuschenden Adler. In der zweiten Halbzeit nimmt er dann Waldschmidt raus und bringt, unter dem tosenden Jubel der Fans, Vorzeige-Flüchtling Bakery Jatta. Eines ist mal sicher – der Applaus der Fans wäre ihm sicher, der HSV aber würde eine mächtige Klatsche kriegen. Aber, das kann Bruno doch egal sein, oder?

Ist es ihm aber nicht, denn selbst angesichts der bevorstehenden Entlassung macht Labbadia das, was er für das Beste für den Verein und nicht das Beste für sich sieht. Halilovic ist aktuell einfach keine Verstärkung, dann ist eine Streichung nur konsequent. Diese Konsequenz würde man sich auch nur einmal von dem Vorstand wünschen, der heute hoffentlich in seiner Gesamtheit aus dem Stadion gebrüllt wird.