Nach dem Spiel gegen Gladbach machen mich diverse Dinge nahezu sprachlos und zu diesen Dingen gehört zweifellos das Bild, welches nach dem Abpfiff jubelnde Hamburger auf dem Platz zeigte. Trainer Gisdol zelebrierte eine katastrophale Leistung seiner Mannschaft mit zur Schau getragener Selbstgefälligkeit und wiederholten Jubel-Gesten, die Resonanz der üblichen Verstrahlten in Blogs, Foren und auf Facebook ist einfach nur ein Zeichen von kompletter Verzweiflung und gleichzeitiger Realitäts-Verweigerung. Der Punktgewinn auf dem ehemaligen Bökelberg hatte  genau einen Grund: Die Borussia war zu blöd zum Elfmeterschießen. Nichts anderes. Weder war der Punkt verdient, noch war man mit dem Gegner auch nur ansatzweise auf Augenhöhe.

Selbst bis zur berechtigten roten Karte fand der HSV im Spiel mit dem Ball schlicht und ergreifend nicht statt, gegen den Ball agierte man exakt so wie zu Labbadias Zeiten. Überhaupt stellt sich die Frage, was der Trainerwechsel jetzt eigentlich gebracht haben soll (außer der Zahlung von € 1,3 Mio. an Bruno bis Saisonende). Während man noch gegen die Hertha mit großer Laufbereitschaft und aggressivem Pressing agierte und der interessierte Zuschauer meinte, eine neue taktische Ausrichtung erkennen zu können, spielte man in Gladbach wieder genauso, wie zu Labbadias Zeiten. Massierte Abwehr und vorn hilft der liebe Gott. Dieser hilft dem HSV aber (zum Glück) nicht mehr und dies beweisen die Daten.

Eine in zwei Jahren für € 50,2 Mio. gepimpte Offensiv-Abteilung (Lasogga, Müller, Olic, Stieber, Hunt, Gregoritsch, Schipplock, Drmic, Altintas, Kostic, Halilovic, Wood, Waldschmidt) hat es in 7 Spielen und somit 630 Minuten nicht geschafft, auch nur einen herausgespielten Treffer zu erzielen. Das Tor gegen Ingolstadt resultierte aus einem lang nach vorn gedroschenen Ball, dem Tor gegen Leverkusen ging ein haarsträubender Fehler von Torhüter Leno voraus. Ebenfalls keinen Treffer konnte man aus einer Standardsituation erzielen. Dies, Freunde der Sonne, sind die Werte eines Absteigers. Selbst Darmstadt, Ingolstadt und Bremen haben offensive Aktionen und Torchancen, der HSV schoss in Gladbach nicht einmal aufs Tor.

Ja klar, ich habe sie auch gelesen, die Sprüche über die Schiedsrichterleistung. Der pöse Herr Stark hat ja mal wieder, bla bla bla. In jedem Spiel kann man über die Leistung des Unparteiischen diskutieren, aber sogenannte „HSV-Fans“ diskutieren bzw. beschweren sich immer nur dann, wenn die eigene Mannschaft nicht gewonnen hat (also immer). Nochmal zum mitschreiben: Kein Schiedsrichter dieser Welt verbietet es einer Mannschaft, guten Fußball zu spielen. Der erste Elfmeter und die daraus resultierende rote Karte für Clèber ist aus meiner Sicht unstrittig, den zweiten muss man tatsächlich nicht geben. Was man aber geben muss, ist eine dunkelrote Karte für Herrn Adler, dies aber wird selbstverständlich nicht erwähnt.

adler

Ich erinnere gut mich an die Szene mit Tim Wiese und Ivica Olic, jeder HSVer tut das wohl. Olic blieb unverletzt, Andre Hahn nicht. Ich habe mir die Szene gestern ca. 10 mal angeschaut und sie widert mich an. Nicht nur, dass Saubermann Hollunder-Adler den Ball sicher hat und den Spieler sieht, er nimmt bei seinem Einsteigen mit gestreckten Bein eine Verletzung des Gegners billigend in Kauf, diese folgte dann ja auch postwendend. Anschließend kein Zeichen von Reue oder Bedauern, Herr Adler spielte wieder einmal das arme Opfer. Als ehemaliger HSV-Fans und als immer noch Fußball-Fan würde ich mir eine nachträgliche Sperre für ein derart asoziales Verhalten wünschen.

Und nein, Adler „schützt“ sich nicht gegen den heranstürmenden Hahn, dann hätte er sich wegdrehen und den Gegner mit der Schulter abfangen können. Ebenso primitiv ist die Argumentation, dass die Szene längst abgepfiffen war und Hahn selbst Schuld hätte. Wie gern würde ich die Arschgeigen hören, wenn Manuel Neuer eine solche Sauerei mit Bobby Wood veranstalten würde, aber das ist natürlich etwas ganz anderes. Der Umstand, dass sogar selbsternannte Journalisten-Simulanten wie Münchhausen „de Vrij van Gaal“ Scholz diesen Schwachsinn von wegen „gegen 11 Mann und gegen das Schiedrichtergespann ist man ohne Chance“ mitspielen, ist einfach nur noch lächerlich und peinlich.

Kommen wir zurück zur roten Karte, welche aufgrund der Regeln absolut nachvollziehbar ist. Eigentlich bügelt Clèber nur den Fehler dessen aus, der eigentlich die Karte hätte sehen müssen, nämlich dieser blonde Zappelkasper Holtby, der trotz Jahresgehalt von € 4 Mio. nicht in der Lage ist, einen Ball anzunehmen. Diese Bratwurst bringt mich mit jedem Spieltag mehr zur Weißglut. Er selbst spielt wie ein Oberliga-Kicker, ist aber bei jeder Schiedsrichter-Entscheidung als Erster wild gestikulierend und lamentierend beim Unparteiischen. Aber halt, das sieht natürlich immer extrem engagiert aus (Bester Mann) und man demonstriert dadurch bekanntlich unfassbare Identifikation mit seinem Verein.

Lasogga, Hunt, Holtby, Diekmeier, Müller, Kostic. Knapp € 18 Mio, Jahresgehalt und dann beständig diese Leistungen? Wahnsinn. Und wer nun dachte, dass Gisdol irgendwelche Zaubertricks aus dem Ärmel ziehen könnte, sieht sich bereits nach zwei Spielen getäuscht. Gisdol setzt auf die gleichen Spieler, auf die auch Labbadia gesetzt hat, mittlerweile setzt er sogar wieder auf die gleiche Taktik. Warum? Nun, in Hoffenheim konnte er eine Trainingsgruppe 2 „gründen“, weil er noch einige Spieler in der Hinterhand hatte. In Hamburg aber hat man keine 14 oder 15 Bundesliga-tauglichen Spieler, man hat ja nicht mal 8.

Nächsten Freitag kommt nun Eintracht Frankfurt nach Hamburg und der HSV hat keinen Innenverteidiger mehr. Djourou noch wochenlang verletzt, Clèber wochenlang gesperrt, Spahic angeschlagen. Dies sind übrigens die Frankfurter, die mit 10 Mann noch ein 1:2 gegen den Deutschen Meister in ein Unentschieden wandeln konnten. Aber die hatten bestimmt auch einen besseren Schiedsrichter. Bei aller Liebe, aber dieses permanente Schiri-Gejaule ist dermaßen infantil und zeigt nur, wie tief die Ansprüche an eine Mannschaft, die jedes Jahr mehr als € 50 Mio. kostet, gesunken sind.