Ganz ehrlich, ich habe mir das gestrige Spiel gegen Eintracht Frankfurt bis zum Ende angeguckt. Nicht etwa, weil ich noch an eine Wende geglaubt habe, noch nicht einmal, weil ich noch eine Resthoffnung auf auf vielleicht 10 Minuten hatte, in der man eine Art Bundesliga-Fußball sehen könnte. Nein, ich war auf die Reaktionen nach dem Spiel gespannt. Ich wollte sehen, wie viele „Fans“ den Abpfiff noch erleben würden und ich wollte sehen, welche Spieler oder anderen Verantwortlichen sich im Anschluss den Fragen der Journalisten stellen würden. Und noch eines interessierte mich und hielt mich vom wohlverdienten Schlaf ab: Würde unser aller Sportchef-Simulant nach 2 Punkten aus 8 Spielen jetzt vielleicht doch den Abstiegskampf ausrufen, so, wie es Schalkes Manager Heidel bereits nach dem 3. Spieltag tat?

untergang

Nun, wer etwas verkünden will, muss sich zeigen, das geht nun mal nicht anders. Deadline-Didi aber verschwand wieder einmal, wie er immer verschwindet, wenn es eng wird. Dann lässt er andere die blutigen Nasen kassieren, diesmal war es erneut Rene Adler, dem einzigen HSV-Spieler, dem man nach diesem Match eine Bundesliga-reife Leistung bescheinigen konnte. Adler stand dort also vor den SKY-Mikrophonen und suchte nach Erklärungen, die er nicht preisgeben kann und darf. Anschließend entlud sich der Frust des Keepers, als er in den Katakomben des Stadions ausrastete. „Ich habe kein Bock immer das Arschloch zu sein, das immer alles erklären muss.“  Diese, im Affekt getätigte, Aussage offenbart ungewollt das gesamte Dilemma, in dem der HSV 2016 steckt und in welches er von dem unfähigsten Vorstandsvorsitzenden in der Geschichte des HSV manövriert  wurde: Der HSV hat keine Führung, er hat keine Führungsspieler, er hat niemanden mit Eiern, der in der Lage und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.

Wer jetzt noch denkt, dass dem völlig überforderten Beiersdorfer die Hilfe eines echten Sportchefs fehlen würde, dem ist einfach nicht mehr zu helfen. Wenn der Mann nicht einmal mehr in seiner eigentlich Kernkompetenz punkten kann, was soll er dann noch hier? Reden halten?

Beiersdorfer entlässt nicht, Beiersdorfer demütigt

Diejenigen, die diesen Blog schon ein wenig länger verfolgen, werden es bestätigten können – die Kritik an Verbrennungs-Didi ist nicht neu und es gibt nichts, was ich noch mehr verachte, als Trittbrettfahrer, die auf den Zug aufspringen, wenn das Unheil unübersehbar ist. Das Problem ist nur: Um Kritik zu äußern, wenn man sie erkennt und nicht erst dann, wenn die Katastrophe eingetreten ist, braucht man Eier. Meine Kritik an dem Mann äußerte ich bereits vor seiner Inthronisierung zum Chef der HSV Fußball AG, ich äußerte sie sogar schon zum Zeitpunkt seine unrühmlichen Abgangs im Jahr 2009. Beiersdorfer kann es nicht, er wird es nie können, weil er eben gar nichts kann. Während in seiner ersten Amtszeit die Erfolgsgier des Machers Bernd Hoffmann seine Schwächen übertünchen konnte (und ironischerweise Beiersdorfer den Ruhm und Hoffmann die Schläge bekam), steht er nun allein im Wind und niemand kann ihn retten.

Kreuzer, Slomka, Zinnbauer, Knäbel, Labbadia. Betrachtet man die Umstände der jeweiligen Entlassung, so fällt auf, dass DB nicht einfach entlässt, nein, er demütigt. Die betreffenden Personen bekommen über Woche kein Gesprächstermin bei ihm (Knäbel), werden am Telefon gefeuert (Labbadia) oder erfahren aus den Medien, dass sie nicht mehr erwünscht sind (Kreuzer). Beiersdorfer ist ein stammelnder Feigling und exakt an dieser Stelle beginnt das Problem dieses Vereins. Auch, wenn viele immer noch den jeweiligen Trainer oder die Spieler in die Verantwortung nehmen, dieser Mann hat die Trainer verpflichtet und die Spieler gekauft. Wer sonst sollte zur Verantwortung gezogen werden.

Tawatha, Mascarell, Hrgota, Blum, Tarashaj, Rebic, Varela, Hector, Vallejo. Nicht bekannt, die Namen? Nun, es sind die Spieler, die der Verein, der in der letzten Saison die Relegation überstand, vor dieser Saison für insgesamt € 2,2 Mio. kaufte oder auslieh. Zambrano, Aigner, Castaignos, Waldschmidt, Ignjovksi. Auch nicht bekannt? Nun, diese Spieler verkaufte Eintracht Frankfurt für insgesamt € 11,05 Mio. vor dieser Saison. Vergleich gefällig? Ein HSV, der in der letzten Saison 6 Plätze vor den Hessen landete, kaufte für insgesamt € 32,95 Mio. und verkaufte für zusammen € 2,15 Mio. Dies sind FAKTEN und sie beweisen, welche Fähigkeiten ein Herr Beiersdorfer besitzt. Frankfurt spielte gestern Bundesliga-Fußball, der HSV spielte Pingpong.

Gisdols dünnes Eis bricht ein, Trainer-Effekt hat nie stattgefunden

Ich hatte bereits vor 2 Wochen erklärt, dass ich nicht nur die Art und Weise der Demission Bruno Labbadia’s für extrem fragwürdig halte, ich hatte auch den Zeitpunkt kritisiert. Man holt einen neuen Trainer, gibt ihm einen Vertrag über 9 Monate und guckt dann mal zu, was er aus einem desolaten Kader macht. By the way – man muss sich das wirklich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Beim HSV fehlte gestern exakt EIN SPIELER verletzungsbedingt (Djourou) und Trainer Gisdol muss die komplette Mannschaft umbauen. Durch die Sperre Clebers (kann immer mal passieren), muss der 6er Ekdal in die Innenverteidigung, dafür rutscht ein inkonstanter Jung wieder ins Team usw. usw. Mal zum Vergleich: Bei Borussia Dortmund fehlen verletzungs-bedingt zur Zeit  8 Spieler, bei Gladbach ebenfalls 8, bei Mainz auch 8 und bei Frankfurt fehlten sogar 9 Spieler. Aber nur beim HSV ist der von Beiersdorfer zusammengestellte Kader so konfus, dass bei einem Ausfall alles zusammenbricht.

http://www.ligainsider.de/bundesliga/verletzte-und-gesperrte-spieler/

Noch ein Wort zu Herrn Grinsdol. Mag ja sein, dass man als neuer Übungsleiter zuerst einmal einen positiven Schwung in die Mannschaft bringen muss, aber das, was der Süddeutsche dort macht, ist nicht positiv, es ist weltfremd. „Nur zwei Tore in 7 Spielen? Interessiert mich nicht, meine Mannschaften haben immer viele Tore geschossen“. Verstehe. „Nur zwei Punkte aus 7 Partien? Keine Panik, kriegen wir locker hin“. Ne Markus, kriegt ihr eben nicht. Und je länger du diesen Blödsinn in die Welt hustest, umso unglaubwürdiger wird es. Kein Mensch verlangt zu diesem Zeitpunkt Panik-Aktion, aber Realismus wäre angesagt. Jetzt!

Was tut man eigentlich als normaler Mensch, wenn man etwas nicht kann, aber eigentlich können müsste? Richtig, man übt es. Der HSV schießt keine Tore, er spielt sich noch nicht einmal Chancen heraus. Keine Treffer aus dem Spiel und keine Standard-Tore. Dies alles könnte und sollte man trainieren, aber beim Abstiegskandidaten Nr.1 macht man auf Ferienlager. Täglich 45 Minuten lustigen Kicken und dann ab in die Belastungssteuerung. Ich hatte bereits nach Gisdold’s erster Woche gesagt, dass ihm diese Maßnahmen um die Ohren fliegen werden, wenn es nicht klappt – jetzt ist es soweit. Jetzt allerdings das Training hoch zu fahren, kommt einem Offenbarungseid gleich, aber das hat sich der Verein selbst zuzuschreiben.

Fazit: Platz 6 – 8 wollte Mäzen Kühne am Ende der Saison sehen. Hierzu ein kleiner Vergleich: Am 8. Spieltag der letzten Saison hatte der HSV insgesamt 10 Punkte und 8 erzielte Treffer. Tabellenletzter nach dem 8. Spieltag der Saison 2015/16 war der VfB Stuttgart mit 4 Punkten und einem Torverhältnis von 11:19. Am Ende der Katastrophen-Saison 2014/15 rettete sich der HSV mit 35 Punkten in die Relegation, am 8.Spieltag der gleichen Saison hatte man am 8. Spieltag 6 Punkte und 3 erzielte Tore.

Und, liebe rosa Hüpfer in der Nordkurve, hört auf damit, euch gegenseitig auf die Fresse zu schlagen oder die Spieler zu bepöbeln. Der Schuldige für die ganze Katastrophe sitzt auf der Haupttribüne, kassiert pro Jahr € 2,5 Mio. und wird irgendwann einfach nach Haus gehen, während ihr immer noch pfeift.

Die nächsten Spiele:

1.FC Köln (A)

Borussia Dortmund (H)

TSG 1899 Hoffenheim (A)

SV Werder Bremen (H)

Tasmania Hamburg!