So richtig verwundert es eigentlich nicht, dass sich auch die neuerliche Suche nach dem Sportchef-Retterchen beim HSV zur nächsten Peinlichkeit bzw. zum nächsten Desaster entwickelt. Die Kandidaten stehen zur Abstimmung, das Volk ist informiert, die Medien sind in Echtzeit im Bilde. Sowas gibt es wohl in dieser Form wirklich nur in Hamburg und man stellt sich unwillkürlich die Frage: Was ist jetzt eigentlich in den letzten 3 Jahren anders bzw. besser geworden? Worin unterscheidet sich das neue Casting vom alten (Kreuzer/Schmadtke)? Doch halt, es gibt tatsächlich diverse Änderungen, mit dem großen Problem, dass die neue Suche noch gruseliger und unprofessioneller abläuft als die letzte.

sportchef-casting

Da wäre zuerst einmal die Frage der Zuständigkeiten und beantwortet man sich diese Frage, so wird man schon sehr bald auf das Kernproblem des Vereins 2016 stoßen. Der Posten des „Direktor Profifußball“ ist, wie man es bereits erahnen kann, ein Direktoriums-Posten und das Direktorium wird vom Vorstand bestellt und eingestellt. Der Aufsichtsrat hat mit dieser Ebene faktisch absolut nichts zu tun. Nun aber wird berichtet, dass sich Aufsichtsrats-Boss Karl Gernandt an den Gesprächen beteiligt respektive diese sogar allein führt. Dies lässt nur den einen Schluss zu: Gernandt traut seinem Vorstand Beiersdorfer weder die Suche noch die Findung im Alleingang zu. Und wenn ich diese Personal-Entscheidung nicht mehr allein in die Hände des dafür zuständigen Gremiums legen möchte, kann ich mich dieses Gremiums auch ebenso entledigen.

Nächste Frage: Wenn sich schon der AR in eine Personal-Entscheidung einmischt, die ihn de facto nichts angeht, warum dann eigentlich nur der AR-Chef und nicht der gesamte Rat? Hier gibt es verschiedene Erklärungs-Möglichkeiten. So könnte man denken, dass die HSV Fußball AG endlich die Maske hat fallenlassen und zu der Tatsache steht, dass dieser „Rat der Untoten“ ohnehin nur aus dem Gesandten des Herrn Kühne besteht und die restlichen Pseudo-Mitglieder lediglich der Staffage dienen. Außerdem kann die Teilnahme Gernandts auch ein dringlicher Wunsch des Herrn Kühne gewesen sein, der das Vertrauen und Entscheidungen des Herrn Beiersdorfer vollends verloren hat und keine weiteren Fehler zugesteht. Wie man es dreht und wendet – Beiersdorfer ist der Verlierer bei dieser Geschichte. Aber weiter im Text..

Auch die Auswahl der Personen spricht Bände. Da haben wir auf der einen Seite den Mathenia-Wood-Waldschmidt-Sportchef, Nico Jan Hoogma aus Holland. Als einzige Manager-Station steht dort Almelo auf der Habenseite, hier riecht es nach wenig Geld, harter Arbeit und Null Flair. Hoogma wäre der Kandidat für Beiersdorfer, der ihm nicht gefährlich wird, der als etatmäßiger Kaderplaner Didi weiterhin fuhrwerken lassen würde und dafür mit einem netten Vertrag ausgestattet wird. Auf der anderen Seite haben wir den Kostic-Halilovic-Sportchef, Horst Heldt. Große, weite Welt, Stuttgart, Schalke, Meisterschaften, Champions-League. Dies ist dann eher der Kandidat für Gernandt (und Kühne), denn Heldt verkörpert Flair und Glamour.

Kein Wunder, dass Beiersdorfer eigentlich um den kleinen Horst einen großen Bogen machen möchte, denn Horst ist schlau und gefährlich und Horst würde sich mit der unsichtbaren Rolle des Kaderplaners sicher nicht zufrieden geben. Hinzu kommt, dass Heldt in den Augen der Geldmänner auch als eine Art Vorstandsvorsitzender-Backup fungieren könnte, also für den Fall, dass man sich bei anhaltendem Misserfolg von Beiersdorfer trennen würde, stünde Klein-Hotte bereit. Zwei Fliegen, eine Klappe. Wie das Horneberger Schießen ausgeht, ist spannend, denn die Personalie gibt Aufschluss darüber, wie sich die mächtigen Männer im Hintergrund die Zukunft von Verbrennungs-Didi vorstellen.

Wird es Hoogma (womit sich Beiersdorfer durchgesetzt hätte), gibt man dem glück- und erfolglosen Zauderer noch mehr Zeit zum Versagen, wird es Heldt, ist die Geduld aufgebraucht und Didi ist nur noch VV auf Zeit.

Und dann war da noch….

„Der HSV ist definitiv nicht auf der Suche nach einem neuen Vorstands-Vorsitzenden.“ Bei der Fehler-Analyse, welche Gründe den Club aktuell in die sportlich bedrohliche Lage geführt haben, sei eine andere Ursache ans Licht getreten. „Es macht keinen Sinn, den Kapitän im Sturm von Bord zu schicken, wenn man den Eindruck hat, das Schiff läuft nicht mehr richtig. Dann muss man sich um das Schiff kümmern. Wir sind zu dem gemeinsamen Entschluss gekommen, dass wir uns in der Betreuung der Mannschaft verstärken müssen. Daran arbeiten ‚Didi‘ und ich jetzt.“

„Die Euphorie ist kaputt gegangen. Aber das Konstrukt ist ja nicht gescheitert, nur weil wir im Moment keinen sportlichen Erfolg haben. Wir haben, was den Sport angeht, weit unsere Ziele verfehlt. Das passiert in Wolfsburg, das ist auch in Dortmund und in München schon passiert.“

Gernandt

Hierzu ein paar, wie ich hoffe, passende Worte, Leichtmatrose Gernandt. Ihre „Fehler-Analyse“ hat also ergeben, dass nicht derjenige die Schuld am mittlerweile 2 1/2 Jahre andauernden Desaster trägt, der in dieser Zeit mehr als 70!!!! Spieler ausgetauscht, gekauft (für € 90 Mio.), ausgeliehen, verkauft und besonders verschenkt hat, sondern irgendeine höhere Macht. Wahrscheinlich war es auch nicht ihr Versager Beiersdorfer, der all diese Entscheidungen zu verantworten hat, sondern einer der 5 Trainer und 2 Sportdirektoren, die dieser Mann in den letzten 2 1/2 Jahren zu verantworten hat. Sie, Leichtmatrose Gernandt, sind eine Schande für diesen Verein und diese Stadt. Mit ihrem peinlichen Auftreten, ihrer nicht vorhandenen Fähigkeit zur Analyse, mit ihrem dämliche Gelaber haben sie nun endgültig ihr Schicksal mit dem Totengräber dieses Vereins verknüpft und sie werden gemeinsam mit ihm in die Geschichte des HSV eingehen und zwar als derjenigen, der das alles maßgeblich zu verantworten hatte. Sie werden nicht mehr unerkannt durch diese Stadt gehen können, ohne, dass die Leute mit dem Finger auf sie zeigen werden.

Sie, Leichtmatrose Gernandt, haben weder Richtung noch Stil. Zuerst haben sie auf die verunsicherte Mannschaft eingeschlagen, weil dies ja nun mal der einfachste Weg ist. Dann änderten sie die Richtung (wohl auch, weil sie die allgemeine Stimmung mitbekamen) und erweiterten ihre Kritik auf „die Führung“.

„Es geht sportlich und in der Führung so nicht mehr weiter.“

Jetzt plötzlich hat „die Führung“ mit all dem nichts mehr am Hut, wahrscheinlich deshalb, weil ihnen aufgefallen ist, dass sie selbst mit zu dieser „Führung“ gehören, sie Genie. Sie verlangen von jungen Menschen Leistung, sind aber selbst nicht im Mindesten in der Lage, eine Richtung vorzugeben oder auch nur drei Tage zu ihrer Meinung und ihren Äußerungen zu stehen? Sie sind eine jämmerliche Gestalt, Leichtmatrose Gernandt.

So leid es mir tut, liebe HSV-Fans, diesem Verein hilft nur noch eines: Niederlagen! Am besten so viele wie möglich. Die Anhänger und Fans dieses Vereins, die die letzte Windung noch nicht runtergespült haben, müssen ihre Meinung nicht nur im Netz oder via HSV-Facebook kundtun, sie müssen dies im Stadion machen. Vor dem Stadion. Sie müssen diese Führung aus dem Volkspark brüllen, mit allen legalen Mitteln. Wer dies nicht tut, wer tatenlos zusieht, wie diese Spinner diesen Verein absichtlich über den Abgrund steuern, macht sich mitschuldig und soll mir im Mai 2017 bloß nicht mit Krokodilstränchen kommen.

Ich jedenfalls werde dieses Stadion so lange nicht mehr betreten, wie Beiersdorfer und Gernandt dort ungehindert ein- und ausgehen können.  Ausgetreten bin ich bereits, keinen Cent mehr von mir für diese Versager. Wie hatten sich viele Mitglieder und Fans gefreut, als man die angeblich Schuldigen Ertel, Hunke, Jarchow und davor Hoffmann mit Hilfe der Presse vom Hof jagen konnte. Das, was heute im Volkspark abläuft, ist nicht weniger schlimm, nein, es ist eigentlich noch schlimmer. Schlimmer, weil es diese Typen dort mit Vorsatz betreiben und nicht aus Unwissenheit.

By the way: Wie zuverlässig die Aussagen von Leichtmatrose Gernandt sind, erkennt man, wenn man die Geschichte bemüht. „Mirko Slomka wird zu 120% auch im nächsten Spiel auf der Bank sitzen“.

2 Tage später war Slomka gefeuert!