„Es geht kein Weg zurück“ ist nicht nur ein älterer Song von Wolfsheim, es ist auch die traurige Erkenntnis rund um den HSV, um Dietmar Beiersdorfer und Gefolge, um HSVPlus und um die meisten Spieler im aktuellen Kader. Den Weg zurück zum Erfolg wird es in dieser Konstellation und mit diesem Personal nicht geben, es wird nicht einmal den Weg zurück zur Normalität geben. Viel zu tief sind die Gräben, viel zu viel Porzellan wurde zerschlagen und viel zu eindeutig haben sich besonders die einschlägigen Medien positioniert. Anders ausgedrückt: Der HSV könnte jetzt auch vier Spiele in Folge gewinnen (was nicht passieren wird), bei der ersten Niederlage wären alle bestehenden Probleme wieder da und würden erneut hervorgeholt. Beiersdorfer ist gescheitert und nicht nur er – das gesamte Konstrukt ist gescheitert. Dazu gehören auch die restlichen Vorstände, dazu gehört der Nachwuchs-Mensch Peters und dazu gehört auch besonders der Aufsichtsrat, der sich nach wie vor nachsagen lassen muss, dass er das Desaster mitgetragen und mit zu verantworten hat.

Ich mache es mal an einem Beispiel fest – Christian Hochstätter. Wie immer hat sich der Vorstand des HSV in Personalfragen extrem dämlich angestellt. Alle Namen wurden rechtzeitig in der Öffentlichkeit kolportiert, die jeweiligen Verhandlungsstände, Absagen, Absprünge etc. konnte jeder Fan in Echtzeit miterleben. Und dann, nach den Hoogma’s und Heldt’s dieser Welt kommt man auf die geniale Idee, beim VfL Bochum, dem Synonym für deutsche Mittelmäßigkeit, am dortigen Sportchef zu graben. Schade nur, dass dieser gerade mal vier Wochen zuvor seinen Vertrag langfristig verlängerte, so dass die Nummer für den klammen HSV wieder einmal extrem teuer werden würde/wird. Was also tun?

Sagt der HSV jetzt bei Hochstätter ab, so werden sich zahllose Kritiker finden, die (zu Recht) behaupten werden, dass man bereits im Vorfeld den Preis des Mannes hätte wissen müssen und man hätte sich fernen rechtzeitig nach günstigeren Alternativen umsehen müssen. Bezahlt man Summe X an Bochum, so wird es ebenso viele Kritiker geben, die es nicht begreifen können (und wollen), warum ein Verein wie der HSV für einen Mann, der 4 Jahre arbeitslos war, eine solche Summe auf den Tisch legen muss. Mit anderen Worten: Wie es der HSV macht, er macht es falsch. Allerdings hat man sich mit all den zahllosen Fehlentscheidungen und peinlichen Auftritten in den letzten 2 1/2 Jahren den Ruf der Versager hart erarbeitet und nun bekommt man die Quittung.

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Was für den Vorstand gilt, gilt aber ebenso für den Aufsichtsrat, auch dessen Mitglieder können und werden das Ende des Vereins nicht unbeschadet überstehen. Die Namen der Mitglieder werden für alle Zeiten in die Analen des Vereins eingehen, die Namen des „Rates der Ahnungslosen“ werden vergessen werden. Aber es kommt noch schlimmer, denn selbst Herr Hochstätter, so er es denn werden sollte, kann kaum noch gewinnen. Denn zum Einen ist sein Handlungsspielraum in Hamburg kaum messbar, zum Anderen wird ihm auf ewig der Ruf des Assistenten vom eigentlichen Sportchef im Hintergrund, Dietmar B. anhaften, ein Schicksal, welches bereits Peter Knäbel das Genick brach.

Es gibt einen, der das Ganze noch rechtzeitig begriffen hat und das ist der ehemalige Mediendirektor Jörn Wolf. Als jemand, der die Wirkungsweise der Meinungsmache und die Mechanismen des Marktes bestens einzuschätzen weiß, hat er gerade eben noch den Absprung geschafft, sein Name wird einigermaßen unbeschadet bleiben. Für alle anderen gilt: Ihr habt keine Chance mehr und ihr wisst es. Ich bin ziemlich sicher, dass Wolf nicht der Letzte sein wird, der von der Stange geht bzw. gegangen wird.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier, steht am 06.02.2014 am Rand einer Pressekonferenz in Hamburg auf dem Tower des Hafenbahnhofs Alte Su_derelbe. Die Hamburg Port Authority (HPA) gab bei einer Pressekonferenz einen Überblick über anstehende Vorhaben, Planungen und Arbeitsschwerpunkte der HPA. Foto: Bodo Marks/dpa

Eine Lösung für das Dilemma? Ich kann keine erkennen. Denn Fakt ist: Unabhängig von Fan-Sein, rosa Brillenhüpfer oder Meinungs-Taliban, dieser HSV ist mehr als überfällig und hätte wohl wie kein anderer Verein in Deutschland den Crash mehr als verdient. Uns allen bleibt wohl nur noch eines – zuzusehen, wie das alte Schiff langsam im Meer versinkt. Aber wir sollten unbedingt im Auge behalten, wer noch versucht, rechtzeitig über die Reling zu springen.