Immerhin, zwei Tage hat es gedauert, bis ich mich von diesem Bettelbrief erholt habe, vielleicht deshalb, weil er die letzte Entwicklungsstufe vor’m ultimativen Entschuldigungs-Grillen sein könnte. 3 Punkte von 33 erreichbaren, aber den Herren fällt nichts Besseres ein als an die Liebe und Geduld ihrer treuen Fans zu appellieren und sich ins „Geheimtrainingslager“ zu verpissen. Dieses Trainingslager in Barsinghausen ist so unfassbar geheim und unter Ausschluss der Öffentlichkeit, dass man jedesmal erschrocken zusammenzuckt, wenn BILD_HamburgerSV, Abendblatt_HSV oder SKY in Echtzeit Videos davon twittern, wie die Mannschaft den Platz betritt, wie Gisdol mit den Armen wedelt oder wie unfallfrei Djourou das WC benutzt hat. Ich werde wohl nie begreifen, warum man sich ein dreitägiges Trainingslager leisten muss, um dann ein mediales Theater daraus machen zu lassen.

dickie

Aber, anyway, jetzt wird ja alles gut, denn der Mannschaftsrat (Gotoku Sakai, René Adler, Johan Djourou, Emir Spahic, Aaron Hunt und Dennis Diekmeier) haben sich diese zu Herzen gehenden Zeilen aus den Rippen massiert, jedenfalls ist es das, was uns unser aller aller Chef-Ballabtrockner Dennis Dick Meyer weismachen möchte.

„Wir werden auf der Straße oft auf die Lage angesprochen. Das nimmt uns alle mit. Wir wollen, dass unsere Fans endlich wieder mit einem Lächeln auf die Arbeit gehen können. Die nächsten Wochen sind extrem wichtig. Deshalb haben wir uns zusammengesetzt und den Brief geschrieben.“

Yepp, Dennis, das glaube ich auf der Stelle. Und natürlich hat Baba Djourou Sätze wie „Da hilft es natürlich extrem, wenn man wie am Sonntag in Hoffenheim so brutal unterstützt wird.“ erdacht, während sich Aron Hund bestimmt an einem Spruch wie „Die mitgereisten HSV-Fans haben uns in jeden Zweikampf reingepusht und haben uns erst recht nach dem 1:2 extrem nach vorn geschrien“ versucht hat. „Wir als HSV haben es doch schon oft bewiesen, wie man als Einheit auch solche extremen Situationen erfolgreich meistert“ kommt garantiert von „Dickie“ selbst und „Keine Pfiffe, kein Niedermachen, sondern krasse Anfeuerungen“ ist der Feder von Neu-Kapitän Sodoku Sakai entsprungen, ich bin sicher.

Alter, das is escht die Schbrache, die die Fans verstehen, escht jetzt.

Extrem, brutal, krass. Gern hätte es vor dem Spiel gegen Werder auch noch ein wenig martialischer werden können, Begriffe wie „Blut kotzen“ oder „Krieg im Stadion“, das wäre was gewesen, aber doch nicht mit dem neuen Medien-Gott und Kinderbuch-Autor Pletzi. Aber halt, der hat natürlich mit dem Brief des Mannschaftsrats nichts zu tun, wie kann ich bloß?

„Wir haben den Saisonstart verhauen und sind erst jetzt auf dem richtigen Weg, die Kurve zu kriegen“

Wahnsinn. Man bekommt einen Punkt in Hoffenheim, weiß eine Woche danach immer noch nicht, wie das passieren konnte, aber  – schwupps – ist man auf dem richtigen Weg. 3 von 33 möglichen Punkte, aber man ist auf dem richtigen Weg.

„Jetzt kommt also das Nordderby mit all seinen Emotionen, und damit für uns die Chance, mit euch im Rücken endlich den richtigen Startschuss für unsere Saison zu setzen.“

Ein Drittel der Saison ist vorbei und die Herren setzen den Startschuss für ihre Saison. Ehrlich, mir fehlen die Worte, Herr Pletz.

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Manchmal hat man den Eindruck, dieser Verein macht sich ein perverses Vergnügen daraus, seine Anhänger nicht nur mit Folterfußball zu quälen, sondern auch noch nach Strich und Faden zu verarschen. Seit mehr als 5 Jahren wird hier Geld verbrannt und eine Grütze gespielt, dass einem die Tränen kommen, aber für ein Briefchen ist immer Zeit, gell? Ist auch kostengünstiger als die nächste Sorry-Grillung. Und das absolut Irre: Bei den besonders dünn-angerührten Spacken wirkt diese billige Veranstaltung auch noch.

Fabian StühmerSchön zu hören das wir der Mannschaft doch soviel bedeuten! Nur der HSV!! Schreien wir sie zum DERBYSIEG UND ZUM KLASSENERHALT!!! NUR DER HSV FÜR IMMER UNABSTEIGBAR

Wenn wir an dieser Stelle die katastrophale Rechtschreibung ignorieren und nicht in unmittelbaren Zusammenhang mit dem IQ des Schreibers bringen wollen, es macht trotzdem fassungslos. Noch fassungsloser macht allerdings, dass auch noch mehr als 540 Vollhonks diese Scheiße liken. Wie komplett verblödet muss man eigentlich sein? Wir wundern uns über deine Trump-Wahl in den USA, aber was passiert hier?

Zum Glück wissen wir einen Tag vor Deadline nun auch, wie es im Schädel des bemalten Dennis aussieht, denn:

„Für mich ist das Nordderby das geilste Spiel im Jahr!“

Lieber Dennis, warum kann man nicht einmal, als Tabellenletzter mit der schlechtesten Bilanz in der Geschichte der Bundesliga, die Fresse halten? Warum müssen immer diejenigen, die sich eigentlich vor lauter Scham aufgrund ihrer Performance der letzten 5 Jahre in der Ecke verkriechen müssten, das Maul am weitesten aufreißen? Geht in euren Köpfen eigentlich noch irgendwas anderes vor als Ferrari, auf Sylt saufen oder die nächste Körperbemalung? Offenbar nicht.

Dieser HSV inkl. seiner Fans (bzw. einiger Fans) ist tatsächlich in der Lage, sein eigenes Niveau täglich zu unterbieten. Auch ne Leistung. Irgendwie…

Ein Blick zurück und ein Wort noch zu dem, was SportBild-Chefredakteur Draxler vor Kurzem öffentlich machte, der Versuch eines Deals zwischen dem HSV (Gernandt) und der Presse. Draxler outete mit der Erklärung ganz bewusst die Journalisten, die ab sofort (aber auch in der Vergangenheit) das wirre Treiben im Volkspark immer noch gut heißen und verteidigen, obwohl sie wissen, was dort passiert. Für mich erfüllt diese Art von „Arbeit“ den Tatbestand der vorsätzlichen Lüge und den Betrug am Leser. Um zu sehen, wer diese Übung am peinlichsten beherrscht, reicht ein kurzer Blick in #SchmocksEinöde, hier vollzieht Journalisten-Simulant Münchhausen „de Vrij van Gaal Relaunch bestechlich“ Scholz die gekaufte Hofberichterstattung ungeschminkt und ohne Skrupel. Aber – warum auch nicht, vielleicht lohnt es sich am Ende für den freien Blogschreiber. Immerhin haben es schon sein Schleim-Ausbilder Dieter „the Frisur“ Matz und sein Vorgänger Christian „Tüt Tüt“ Pletzi zu einem bezahlten Job beim HSV geschafft und die Hoffnung stirbt zuletzt.