Der Hamburger Sportverein entlässt seinen Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer. Die Entscheidung war mehr als überfällig, ist absolut nachvollziehbar und aufgrund der Performance Beiersdorfers zu 100% richtig. Der Zeitpunkt ist natürlich, wie beim HSV üblich, der denkbar schlechteste.

Nachdem man seitens des Aufsichtsrats nicht Wochen-, sondern Monatelang rumgeiert hatte, Entscheidungen vertagt hatte und sich seine eigene Zerstrittenheit nicht eingestehen wollte, musste das Kontrollgremiun gestern Abend gegen 21.30 Uhr dann doch noch handeln und wie immer beim HSV wurde man von externen Kräften gesteuert. Hätte die Geschwätzigkeit in Person, Reiner Calmund, nicht wieder einmal vor laufenden Kameras aber auch wirklich alles ausgeplaudert, was ihm der eine oder andere im Vertrauen erzählt hatte, gestern wäre überhaupt nichts passiert. Und das, obwohl intern bereits seit mehr als einer Woche die vollständige Entlassung Dietmar Beiersdorfers beschlossene Sache war. Selbstverständlich hätte man seitens des Vereins nicht ausgerechnet am Tag der Weihnachtsfeier die Bombe platzen lassen, nun wurde man durch den Widerling Calmund dazu gezwungen. Den Umstand, dass der Aufsichtsrat wieder einmal eine erbärmliche Figur abgegeben hat, muss man eigentlich nicht erneut erwähnen.

Die HSV Fußball AG hat ab Mittwoch (14. Dezember) einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Der Aufsichtsrat beschloss einstimmig, dass der bisherige Vorsitzende Dietmar Beiersdorfer abberufen wird. Sein Nachfolger wird Heribert Bruchhagen

Zum ausscheidenden Vorstand Beiersdorfer sagt Gernandt: „Wir als Aufsichtsrat bedanken uns bei Dietmar Beiersdorfer stellvertretend für alle HSVer ausdrücklich für seine unermüdliche Arbeit, die in vielen Bereichen, aber eben leider nicht im Kerngeschäft Fußball-Bundesliga, erfolgreich war

Besonders der letzte Absatz ist niederschmetternd und im Grunde ein (später) Tritt in die Eier dessen, der nun noch bis Jahresende die Geschäfte übergeben soll. Nun also Bruchhagen und ich wurde bereits gestern des öfteren gefragt, was ich von dieser Personalentscheidung halte. Vorab aber noch eines: Es wird in diesem Blog kein Nachtreten und keine Häme gegenüber Dietmar Beiersdorfer geben, was ich von ihm, seiner Arbeit und seiner Eigenwahrnehmung halte und gehalten habe, ist mehr als einmal geschrieben worden. Beiersdorfer wird als der wohl schlechteste Vorstandsvorsitzende in die Geschichte des Vereins eingehen, aber ab heute ist er eben Geschichte.

Mit Heribert Bruchhagen bekommt der HSV einen Chef, der das Geschäft kennt und der weiß (im Gegensatz zu Beiersdorfer) eben auch, wie man einen Traditionsverein führt. Für Bruchhagen spricht, dass er in Frankfurt zumindest Teile davon umgesetzt hat, was man sich von Beiersdorfer nach der Ausgliederung erhofft hatte. Sorgsam mit den Finanzen umzugehen, nur das Geld auszugeben, was man auch hat. Für den HSV wird allein dies in der Zukunft überlebenswichtig sein. Bruchhagen kennt das Spiel mit den Medien und er ist unabhängig. Wobei….

Wobei nicht ein einziger leitender Mitarbeiter beim Hamburger Sportverein unabhängig ist, jedenfalls nicht unabhängig vom mächtigen alten Mann aus der Schweiz. Allein der Umstand, dass der designierte Vorstandsvorsitzende des HSV vor seinem Amtsantritt und sogar vor seiner Unterschrift erstmal nach Zürich reisen muss, um dort vom Mäzen begutachtet zu werden, ist ein Unding sonder gleichen. Klaus-Michael Kühne hat keinerlei Amt inne, er hält kein Mandat,  er ist weder ernannt noch gewählt. Die Tatsache, das er allein entscheidet, wer beim HSV geht oder bleibt, führt die Hanseaten direkt in die Richtung von 1860 München. Aber natürlich kann man Kühne all das nicht übel nehmen, denn zuviel von seinem Geld wurde von Bruchhagens Vorgängern sinnlos verbrannt.

Was aber lernen wir nun aus der Geschichte.

negerkalle

1.  Glaub niemals das, was du siehst. All die Lippenbekenntnisse der letzten Tage und Wochen waren weniger als nichts wert. All die Umarmungen in der VIP-Loge, das Lächeln des Herrn Gernandt. Nichts wert. Während der ganzen Zeit, als sie sich gegenseitig in den Armen lagen (nach den beiden letzten Spielen), war allen Beteiligten klar, dass Beiersdorfer dort bereits entlassen war. Wie viele Strahlungsopfer (besonders aus SchmocksEinöde) haben beispielsweise das gemeinsame Feier-Foto mit Herrn Schwensen als Indiz dafür genommen, dass Didi fester denn je im Sattel sitzen würde. Lernt endlich einmal aus der Geschichte: All diese Dinge, auch die, die an die Presse lanciert werden, sie sind nichts wert.

2. Mit der Inthronsierung Bruchhagens ist es bei Weitem nicht getan, will man den HSV nachhaltig retten. Mit Knäbel, Hilke, Wolf und nun Beiersdorfer sind eigentlich alle ehemaligen „Exzellenzen“ gegangen (worden), fehlt nur noch einer. Bernhard Peters kann und darf den Weg mit Bruchhagen nicht gehen dürften, denn wenn man Beiersdorfer die falsche Transferpolitik (zu recht) zum Vorwurf macht, dann darf man Peters nicht aus der Verantwortung lassen. Er war zusammen mit Beiersdorfer im Lenkungsausschuss und damit für jeden Transferflop mitverantwortlich. Mein Tipp: Herr Bruchhagen, wenn sie sich nicht nur Zeit, sondern auch Kompetenz und die Unterstützung der Mitglieder sichern wollen, rufen sie Horst Hrubesch an, falls sie es noch nicht getan haben.

Der nächste Punkt bzw. die nächste Planstelle, die es zu bearbeiten gilt, ist die des Mediendirektors. Christian „Tüt tüt“ Pletz hat seit dem Abgang Jörn Wolfs eine derart schlechte Figur als Krisen-Manager abgegeben, er muss sofort weg. Außerdem ist er der engste Vertraute Beiersdorfers, er müsste eigentlich von sich aus gehen.

3. Nicht alle Blogger sind komplett verblödet.

Am 07.12.2016, also am Mittwoch vor einer Woche, schrieb ich im Blog „Das Spiel ist aus“ folgende Sätze:

Dietmar Beiersdorfer ist Geschichte. Der Aufsichtsrat, der mehr oder weniger heimlich, in seiner Gesamtheit oder in Teilen, bereits diverse Gespräche mit potenziellen Rettern geführt hat, weiß es und Beiersdorfer selbst weiß es ebenfalls. Seine Auftritte der letzten Tage, als Vorstandsvorsitzender und Hauptverantwortlicher eines Vereins im freien Fall, waren nicht mehr die Auftritte eines Mannes, der sich (noch) Sorgen macht, weder um sich noch um seinen Verein, den er oft und gern als „sein Baby“ verkauft. Mit der offen zur Schau gestellten Überheblichkeit und realitätsfremden Darstellung der Situation reißt der ehemalige „Dukaten-Didi“ niemandem mehr vom Hocker, im Gegenteil. Sein situativ nicht angebrachtes Lachen während eines der diversen Schicksalsspiele, sein arrogantes Grinsen in die Kameras nach dem ersten HSV-Sieg seit Mai dieses Jahres, all das ist das Verhalten eines Mannes, der weiß, dass er mit dem Thema durch ist.

Glaubt man den Angaben des Vereins, dann war Beiersdorfer 4 Tage zuvor mitgeteilt worden, dass er raus ist. Ich aber bekam zu hören, dass ich Gespenster sehen und phantasieren würde. Bei mir wäre der Wunsch Vater des Gedanken und Didi säße nach dem Sieg gegen Darmstadt fester den je im Sattel. Nochmal: Glaubt all diesen Fotos und Interviews keinen Millimeter. Man erinnere sich an das Interview, welches Beiersdorfer am 06.12 gab. Er wisse, was er könne („Ich glaube, ich habe 14 Jahre Erfahrung und keine Ahnung, wie viele Spieler bewegt, auch ab und zu ein paar ganz Gute dabei, vielleicht sogar aus diesem Kader, von daher habe ich weder Angst noch Bedenken, dass wir das nicht schaffen könnten“). Zu diesem Zeitpunkt war Beiersdorfer bereits mehrere Tage mündlich entlassen.

Nun denn, Herr Bruchhagen, auf geht’s. Ich wünsche ihnen viel Erfolg bei der wohl größten Aufgabe, die sie in ihrer Karriere zu bewältigen hatten und ich bin der Meinung, man muss ihnen mindestens die gleiche Chance geben, wie ihrem Vorgänger. Sein sie bitte so schlau (und ich weiß, dass sie das sind) und orientieren sie sich als erster Vorstandsvorsitzender an dem, was fast 90% der Mitglieder im Mai 2014 wollten. Tun sie das, werden ihnen und ihrer (jungen) Mannschaft auch Fehler und Niederlagen verziehen. Überzeugen sie Herrn Kühne, welcher zur Zeit ohne einen fachlichen Berater agieren muss, davon, dass es für den HSV nur einen Weg geben kann und das ist nicht der Hau-ruck-Weg des Dietmar B.

Und ein allerletzter Tipp von meiner Seite: Halten sie sich von diesem widerwärtigen Calmund fern. Jeder, der diesem Mann im Vertrauen etwas erzählt und sich anschließend wundert, dass nur wenige Minuten später halb Deutschland jedes Detail des Gesprächs kennt, tut mir nicht mehr leid.

Viel Erfolg, HB