Ich kann mich gut erinnern, besonders an die letzten Tage des Dietmar Beiersdorfer. Gott und die Welt, die Presse und ehemalige Weggefährten, der Sponsor ohne Durchblick, ja sogar der designierte Nachfolger – sie alle fanden lobende Worte über den schlechtesten Vorstandsvorsitzenden in der Geschichte des Hamburger Sportvereins. Teilweise wurde es sogar so absurd und grotesk, dass man einen Versager erster Güte ausgerechnet in dem Amt belassen wollte, welches er nun erwiesenermaßen nicht beherrscht und wofür er am Ende dann auch, zum Glück, aber zu spät, gefeuert wurde. Didi mit der Raute im Herzen hatte die so dringend benötigten Transfer besonders für die defensive Mitte, zusammen mit Wundertrainer Gisdol, angeschoben und sollte diese bestensfalls noch finalisieren.

Knapp drei Wochen später. Gekommen ist der 30-jährige Mavraj aus Köln, der seinen letzten großen Vertrag abgreift. Gegangen ist Cleber, einst für knapp € 5 Mio. als Nachfolger von Jonathan Tah verpflichtet, für € 2,5 Mio. Gegangen wurde Emir Spahic und gehen sollen außerdem noch Bahoui, Halilovic und Hunt. Lasogga will ja bekanntlich nicht. Nun kommt noch der Grieche Papadopoulos und die Geschichte wird den HSV für 5 Monate knappe € 2 Mio. kosten. Sieht man sich die Krankenakte des Ex-Schalkers an, so muss man zur Kenntnis nehmen, dass der Junge mit 24 Jahren bereits zwei Schulter- und zwei Knie-OP’s hinter sich hat, man könnte also auf den Gedanken kommen, dass es sich im einen Risiko-Transfer handelt.

Zählen wir doch mal zusammen: € 1,8 Mio. für Mavraj. € 1. Mio. Abfindung für Spahic. € 2 Mio. für Papadopoulos. € 3 Mio. Abfindung für Beiersdorfer. Dagegen stehen € 2,5 Mio. für den Verkauf von Cleber. Ihr könnt selber rechnen oder muss ich? Und, betrachtet man den sportlichen Bereich, ist die Mannschaft nun stärker geworden? Wollte man nicht vor dieser Transferphase mindestens einen neuen Innenverteidiger (am besten zwei) und einen 6er verpflichten? Stattdessen hat man zwei IV abgegeben und zwei geholt, einen 6er hat man immer noch nicht, möchte aber noch 3 offensive abgeben. Das ist also die Bilanz dessen, was der großartige Dukaten-Didi noch abwickeln und finalisieren sollte? Wofür er den Posten des Sportchefs behalten sollte?

krankenakte

Verfolgt man die Geschichte des Heribert B. ein wenig, so kann man sicher sein, dass er von der Idee Papadopoulos alles andere als begeistert ist, aber was soll er machen? Aus dem, was ihm Beiersdorfer hinterlassen bzw. ins Nest gelegt hat, ist wenig heraus zu holen. Aber soll Bruchhagen nach Subotic nun auch noch den Griechen ablehnen? Und dann Gefahr laufen, dass die Nummer nach hinten losgeht? Was würden denn wohl passieren, wenn der HSV am Ende der Saison absteigt und Bruchhagen hätte im Winter auf alle Eier des Didi verzichtet? Kann er nicht machen und wird er nicht machen, aber man erkennt an der augenblicklichen Situation, wie beschissen es im Volkspark aussieht.

Bei der Mannschaft und dem Rest des Umfeldes ist davon wenig zu spüren, man bekommt das Gefühl, als hätte sich das Abstiegsgespenst Richtung Bremen aufgemacht. Im Trainingslager wird gedaddelt und gescherzt, strahlende Gesichter, wohin man auch schaut. Nein, dieser wunderbare HSV hat mit dem Abstieg nichts mehr zu tun. Dies ist zumindest mein Eindruck, wenn ich Presse und HSV konsumiere und ich bin bereits jetzt auf den 22. oder 23. Spieltag gespannt, wenn die Hamburger wieder einmal vom Tabellenende grüßen.

Wolfsburg (A), Ingolstadt (A), Leverkusen (H), Leipzig (A), Freiburg (H), Bayern (A), Hertha (H).

Sorry, aber die fühlen sich alle schon wieder viel zu geil, viel zu sicher und sind viel zu wenig demütig. Holtby eröffnet seinen dringend benötigten, neuen Instagram-Account, der Rest lacht um die Wette. Und der neue Sportminister? Der gibt in bester Presse-Olli-Manier ein Interview am nächsten, labert inhaltsfreies Zeug und beschwert sich darüber, dass die Arbeit in Hamburg so beschwerlich ist. Komisch, der hat doch noch gar nicht in Hamburg gearbeitet, sondern ist direkt aus den Ferien nach Dubai geflogen. Dort angekommen hat er bisher nur geschnackt, gebracht hat er noch gar nichts. Aber – schwer ist es. Sagt übrigens auch Mavraj, dem selbst nach einem Testspiel auffällt, dass das HSV-Trikot schwerer wiegt als das des FC aus Köln.

Ein Wort noch zu Emir Spahic. Mag sein, dass man intern mit seinen Ansichten nicht mehr zu 100% glücklich war und es kann auch sein, dass sich die Pussy-Gang um Lewis Harry beim Anblick des Bosniers in die Designer-Unterbüx gepieschert hat, aber eine solche Maßnahme, eine Suspendierung, die führe ich durch, wenn ich sie mir leisten kann. Wenn ich sportlich auf der sicheren Seite stehe. Dies alles gilt für den HSV in keinster Weise und man muss kein Prophet sein, um zu vermuten, dass dem HSV und besonders Herrn Gisdol die Personalie Spahic noch um die Ohren fliegen wird.