Ein Unternehmen lebt von seinen Produkten, seiner Philosophie, seiner Idee. Ein Fußballverein lebt von seinem Personal, besonders von dem spielenden. Betrachte ich den aktuellen Kader des HSV, so bin ich, so leid es mir tut, gelangweilt. Suche ich einen spannenden Spieler, also einen Spieler, auf dessen Entwicklung ich gespannt bind,so bleibe ich bei Bobby Wood hängen. Vielleicht noch Douglas Santos. Das war’s. Oder findet jemand Mathenia, Sakai, Ekdal, Kostic oder Müller „spannend“? Ich nicht.

wasserkopf

Für diese Spannung aber hätte man sorgen können, das Geld war da. Anstatt auf allseits bekannte Spieler wie Müller, Holtby, Djourou, Spahic, Olic, Lasogga etc. zu setzen, hätte man scouten können, aber das kann man offenbar nicht. Selbst nach 2 1/2 Jahren Dukaten-Rakete, die ja bekanntlich Milliarden von Prozessen angeschoben und die internen Strukturen verbessert haben soll, kommt man auf Namen wie Mavraj, Papadopoulos, Subotic oder Klose, Wahnsinn. Und auch die neuen Verantwortlichen, seit Jahren im Geschäft und angeblich spektakulär vernetzt, bedienen sich nach wie vor aus dem Pool der „üblichen Verdächtigen“. Warum eigentlich? Wird nicht immer wieder vollmundig erklärt, dass dieser HSV noch immer ein „großer Verein“ sei, zu dem kaum jemand nein sagen könne?

Da wäre natürlich die alberne Erklärung mit der Stabilität. „Wir können in unserer aktuellen Situation nicht auf junge Spieler setzen, sie wären dem Druck nicht gewachsen. Zuerst müssen wir für Stabilität sorgen und später dann…..“. Bla bla bla. Dieses „später dann“ wird es nie geben, wenn nicht irgendwann mal einer damit anfängt. Denn auch der nächste Trainer und der übernächste wird mit diesem Argument kommen und, um seinen Fortbestand zu retten, erstmal auf die sogenannten gestandenen Profis setzen. Das Gleiche gilt für diesen Sportchef und für den nächsten. Keiner will das Risiko mit jungen Spielern eingehen, dabei ist diese Strategie für einen Pleiteklub wie den HSV längst alternativlos geworden.

Und: Andere Vereine machen es doch vor. Schaut man sich nur die letzten beiden Jahre an, so waren reichlich wirklich spannende, junge Spieler auf dem Markt, aber der HSV schläft immer noch den Schlaf des Gerechten.

2016/17

Dembèlè (€ 12 Mio.), Mor (€ 6,5 Mio.), Rode (€ 8 Mio.), Guerreiro (€ 9 Mio.), Bartra (€ 8 Mio.), Merino (€ 2 Mio.), Meffert (€ 1,5 Mio.), Pohjanpalo (€ 1,5 Mio.), Öztunali (€ 3 Mio.), Leipertz (€ 0,3 Mio.), Gbamin (€ 5 Mio.), Holtmann (€ 3 Mio.), Duda (€ 4,2 Mio.), Ntep (€ 5 Mio.), Guilavogui (€ 3 Mio.), Clemens (€ 2,75 Mio.), Guirassy (€ 3,8 Mio.), Tissarand (€ 3 Mio.), Friedrich (€ 1 Mio.), Usami (€ 1,5 Mio.), Gnabry (€ 5 Mio.), Bauer (€ 2,5 Mio.), Vogt (€ 3 Mio.),  Mascarel (€ 1 Mio.), Söyüncü (€ 2,5 Mio.), Bulut (€ 1,2 Mio.), Werner (€ 10 Mio.)

2015/16

Kimmich (€ 8,5 Mio.), Hazard (€ 8 Mio.), Elvedi (€ 4 Mio.), Schulz (€ 4 Mio.), P. Max (€ 3,8 Mio.), Stafylidis (€ 2,5 Mio.), Kohr (€ 1,4 Mio.), Schöpf (€ 5 Mio.), Bürki (€ 3,5 Mio.), Weigl (€ 2,5 Mio.), Schär (€ 4 Mio.), Uth (€ 2,2 Mio.), Ujah (€ 4,5 Mio.), Muto (€ 2,8 Mio.), Berggren (€ 2,5 Mio.), Bittencourt (€ 2,5 Mio.), Heintz (€ 1,5 Mio.), Darida (€ 3,8 Mio.), Stark (€ 3 Mio.), Weiser (ablösefrei)

Keiner dieser Spieler war zum Zeitpunkt des Transfers älter als 24 Jahre.

Beim HSV aber liegt das Problem noch viel tiefer, denn wenn man einmal im Besitz von spannenden Spielern ist, gibt man sie, größtenteils aus purer Blödheit und unter Wert ab. Calhanoglu, Tah, Öztunali, Son. Dies sind nur die Akteure aus der jüngsten Vergangenheit. Der letzte Sportchef, der, wenn auch damals aus purer Not, für junge, spannende Spieler stand, war Frank Arnesen.

Rajkovic, Töre, Bruma, Sala, Mancienne, Skjelbred, Badelj, Calhanoglu. Bei all diesen Spielern war man (ich jedenfalls) gespannt darauf, wie sie sich entwickeln würden. Bei Spielern wie Papadopoulos bin ich lediglich gespannt darauf, wie viele von den 18 möglichen Spielen er für € 2 Mio. bestreiten wird. Und bei Mavraj ist es vielleicht spannend zu sehen, ob er besser agieren wird als Emir Spahic. Für die Zukunft ist das alles irrelevant und somit unspannend.