Es war ja wieder so klar, oder? Unmittelbar nach Spielende, in den üblichen Primaten-Foren auch schon zuvor, wird auf die Entscheidung des Schiedsrichters eingeprügelt. Die erste gelbe Karte war gar keine (doch, weil taktisches Foul), die zweite wäre somit eigentlich die erste gewesen (der Umstand, dass die zweite Gelbe eigentlich auch eine glatte Rote hätte sein können, wird dabei gern ignoriert) und überhaupt, warum hat er bei den Wolfsburger nicht auch….? Leute, ich habe es schon diverse Male geschrieben und ich schreibe es wieder: Dies ist die Argumentation von Verlierern. Immer den Fehler bei anderen suchen und irgendeine finstere Verschwörung wittern. So denken 12-Jährige oder aber Rentner, die über diese Entwicklungsstufe nicht hinausgekommen sind (siehe SchmocksEinöde).

Nein, dieser HSV scheitert weder an Unparteiischen, noch am DFB oder am Wetter, er scheitert immer wieder an sich selbst. Wenn ein Spieler wie Albin Ekdal (27, 28 A-Länderspiele, mehr als 120 Spiele in der Seria A) nur wenige Minuten nach einer gelben Karte derart verblödet in einen Zweikampf geht, gehört er allein schon wegen Dummheit vom Platz gestellt. Warum aber begeht der Schwede dieses Foul überhaupt? Im Mittelfeld, fern ab vom eigenen Tor, an der Außenlinie? Nun, weil ihm zwei Dinge fehlen, die im Fußball des Jahres 2017 unabdingbar sind, die bei der Kaderplanung des Herrn Beiersdorfer jedoch keine Rolle gespielt haben. Schnelligkeit und Spielintelligenz.

Freiburgs Trainer Christian Streich hat einmal gesagt, dass er für sein Team ausschließlich Spieler gebrauchen kann, die über ein gewisses Mass an Spielintelligenz verfügen. Ihm nützt ein Konditionsbulle genauso wenig wie ein Sprinter, der die 100 Meter in 10.8 läuft, wenn dieser Spieler nicht in der Lage ist, seine Fähigkeiten auch im Sinne der Mannschaft umzusetzen. Hieran aber hapert es im gesamten Team des HSV in eklatanter Form, bestes Beispiel ist für mich immer wieder Lewis Harry Holtby. Der Deutsch-Engländer wird vor dem Spiel an die Außenlinie gestellt, dann kriegt er einen Tritt in den Hintern und dann rennt er. 90 Minuten. Wie aufgedreht. Aber er rennt ohne Hirn, ausschließlich aktionistisch. Und noch schlimmer: Durch seinen Aktionismus bringt er das gesamte Taktik-Gefüge durcheinander.

Die Fans finden einen Holtby natürlich super (bester Mann), denn er wedelt immer so schön engagiert mit den Armen und nach dem Spiel hat er die meisten Kilometer abgerissen. Das perlt. Bringt aber dem Team nichts, das aber begreift der hohle Fan nicht. Warum kauft man in Wolfsburg wohl einen Malli? Ganz einfach, weil der Bengel spielintelligent ist und Struktur in ein Spiel bringt. Weil der Mitspieler sieht, weil er Spielzüge erahnt, weil der Pässe des Gegners antizipiert. Solch einen Spieler hat der HSV aber im gesamten Team nicht und warum nicht? Weil Beiersdorfer zu dämlich war, danach zu suchen. Dann lieber einen Duracel-Renner für € 6,5 Mio. Ablöse und € 4,1 Mio. Gehalt im Jahr.

Oder noch schlimmer, einen Filip Kostic für € 14 Mio. Wie man einen derart limitierten Spieler für dieses Geld verpflichten kann, wird immer Didis Geheimnis bleiben. Der VFL Wolfsburg zaubert mal eben einen Ntep (Marktwert: € 10 Mio.) für € 5 Mio aus dem Hut und der Spieler zeigt bereits im ersten Spiel, dass er eine Klasse besser ist als der Serbe. Was noch auffällt: Beim VFL spielten gestern die Neu-Spieler Malli und Ntep von Anfang an, während man in Hamburg als neuer Spieler grundsätzlich 6 Wochen braucht, um „so weit“ zu sein. Und jetzt bitte nicht mit Papadopoulos kommen, der spielte nur, weil sich Djourou vor dem Spiel verletzte. Mavraj lief deshalb auf, weil man sonst einfach keinen Innenverteidiger mehr hat. Danke Didi.

Vor den Spielen gegen Wolfsburg und Ingolstadt hatte Neu-Boss Bruchhagen diese beiden Partien als „Königsspiele“ angekündigt und Königsspiel Nr.1 wurde bereits verloren. Wir schreiben den 22. Januar und in 9 Tagen ist die Tür zu. Was für ein Glück, dass Dukaten-Didi so viele Wahnsinns-Verstärkungen noch im Dezember vorbereitet hatte, die sein Nachfolger nur noch finalisieren muss. Beiersdorfer hat es geschafft, für € 90 Mio. einen Abstiegskandidaten zu bauen. Überbezahlte, überforderte, überteuerte, überalterte Spieler ohne Spielintelligenz. Auch das muss man erstmal schaffen.

Mergim Mavraj:  So spielt kein Tabellensechzehnter

Doch, genau so!

Christian Mathenia: Wir sind natürlich sehr enttäuscht. Ich denke, dass wir 84. Minuten ein sehr gutes Spiel gemacht und trotz Unterzahl stark dagegengehalten haben. Albin passiert dann in der ersten Halbzeit das Missgeschick.

Nein, ihr habt eben kein „sehr gutes Spiel“ gemacht und es ist höchste Zeit, dies endlich einmal zu erkennen. Ansonsten kackt ihr nämlich mit 34 „sehr guten Spielen“ aus der ersten Liga ab.

Jens Todt: Die Niederlage tut brutal weh, weil wir das Gegentor durch einen Konter gefangen haben und dem Tor gefühlt sogar näher waren.

Dem Tor gefühlt näher waren? In welchem Stadion war denn der Mann? Vielleicht schon in Augsburg?

#HSV-Sportdirektor #Todt: „Wenn wir so gegen @FCAugsburg spielen, haben wir gute Chancen!“ #WOBHSV#HSVFCA#

Dieser Selbstbeschiss zieht sich seit Jahren durch diesen Verein, man möchte kotzen. Immer sind alle anderen Schuld, immer ist man auf „einem guten Weg“, immer hat man Prozesse angeschoben und Strukturen verbessert. Die Tabelle lügt nicht, die könnt ihr Blender auch nicht in Dubai weggrinsen.

Es gibt ja bekanntlich Leute, die sehen einen Unterschied zwischen dem HSV unter Labbadia und dem unter Gisdol, ich sehe ihn nicht. Der einzige Unterschied offenbarte sich zum Ende des Jahres, als Nicolai Müller gegen Augsburg, Darmstadt und Schalke funktionierte. Funktioniert Müller aber nicht, hat der HSV unmittelbar Probleme. Verletzt sich Müller langfristig, steigt der HSV ab. Ohne Wenn und Aber.