Wir schrieben den Dezember des Jahres 2016. Endlich (und viel zu spät) zog ein unfähiger und größtmöglich mitschuldiger Aufsichtsrat die Reißleine und trennte sich von einem Vorstandsvorsitzenden, der bereits seit mehr als einem Jahr Privatier hätte sein müssen. Was dann im Anschluss an diese mehr als überfällige Demission passierte, war dann allerdings wieder typisch HSV. Anstatt einen sauberen Schnitt mit kurzer aber deutlicher Erklärung, wurden dem schlechtesten Vorstandsvorsitzenden in der Geschichte des HSV Brücken in Golden Gate-Größe gebaut. Das Ganze wurden dann so paradox, dass man seitens des Vereins erklärte, man könne sich ein weiteres Engagement des Herrn B. ca. 1 1/2 Stufen tiefer als Sportchef vorstellen, eine geradezu perverse Vorstellung.

Dass es dann am Ende ganz anders kam, soll angeblich an der Weigerung des Didi gelegen haben, wodurch die gesamte Posse noch grotesker wird. Die Rolle, die zuerst Neu-Vorstand Heribert Bruchhagen und später dann Sportchef Jens Todt dabei spielte, war die des gnädigen Abnickers. Ja, natürlich, „Didi“ hatte eigentlich ja großartige Arbeit geleistet und warum man sich nun eigentlich von ihm getrennt hatte, wissen man kaum noch. Und, natürlich, er hätte ja noch in Zusammenarbeit mit Welttrainer Gisdol sämtliche Fehler der Vergangenheit behoben und die dringend benötigen Defensivkräfte gescoutet, aufgerissen und überzeugt. Eigentlich müssten die Neuen nur noch zum Gruppenbild mit Spieler erscheinen, alles andere hat unser Didi bereits erledigt.

bruchhagen-und-todt

Nun denn, heute schreiben wir den 25.01.2017 und den Beiersdorfer-Kumpels Bruchhagen und Todt bleiben noch genau 6 Tage Zeit, um die zahllosen Baustellen, die ihnen der Verbrenner hinterlassen hat, zu schließen. Aber bleiben wir fair, denn immerhin ist tatsächlich etwas passiert, allerdings wieder einmal „typische Beiersdorfer“. Man holt einen 30-jährigen Albaner, der noch einen Vertrag über 6 Monate hatte, für € 1,8 Mio. aus Köln (Zum Vergleich: Für einen 23-jährigen Demirbay bekam man € 1, 75 Mio.). Außerdem leiht man einen griechischen Patienten mit einer Krankenakte wie Frankenstein für 5 Monate (ohne Kaufoption) aus. Kostenpunkt: € 2 Mio. Damit aber nicht genug, denn zeitgleich verscherbelt man Clèber, ursprünglich als Tah-Ersatz für mehr als € 5 Mio. verpflichtet, für € 2,5 Mio. zurück nach Brasilien.

Aber – das ist noch nicht alles. Man suspendiert Emir Spahic. Nun, das ist in erster Linie erstmal die Entscheidung der sportlichen Führung, aber es wäre halt nicht der HSV, würde eine solche Aktion geordnet und geräuschlos über die Bühne gehen. Wäre man schlau, dann hätte man die Freistellung des Bosniers im Vorfeld mit ihm und seinem Berater abgesprochen, hätte die Modalitäten geklärt und wäre getrennte Wege gegangen. Nicht so beim HSV, bei dem sowas einfach nicht geht. Beim HSV trifft Trainer Gisdol eine einsame Entscheidung ohne Absprache mit Spieler und Berater, allein deshalb, weil er zeigen möchte, wie weit er pinkeln kann. Kann er auch gern machen, aber eben nicht auf Kosten seines Arbeitgebers. Dieser sitzt nämlich nun mit der arbeitsrechtlichen Klage des Herrn Spahic an und im besten Fall wird die Nummer für einen mittellosen HSV teuer. Sehr teuer.

All diese Eier hat Beiersdorfer den Herrn Bruchhagen und Todt ins Nest gelegt und so sehr ich Nachtreter auch verachte, die Herren wären gut beraten, würden sie demnächst einmal auf Distanz gehen. Auf Distanz zu Beiersdorfer und besonders zu Beiersdorfers Entscheidungen. Tun sie das nicht, sind sie mit im Boot und bisher sitzen in diesem Boot nur die Herren Beiersdorfer, Hilke und Gernandt, die Fratzen des Abstiegs. Mit jeder Niederlage jedoch, mit jedem Transfer der nicht klappt und mit jedem Spieler, den man nicht los wird, ist man dabei. Dabei können die beiden Herren zur Zeit im Grunde gar nichts für den desaströsen Zustand, aber das kann sich schnell ändern. Verliert man am Wochenende in Ingolstadt, brennt in Hamburg die Luft. Und sie brennt dann für Bruchhagen und Todt und nicht für Beiersdorfer, der gerade darüber nachdenkt, wie die nächsten € 3 Mio. Abfindung anlegen sollte.

Dabei wäre Bruchhagen auch gut beraten, würde er sich die Transfer-Vereinbarungen und Verträge der Beiersdorfer-Ära einmal im Detail zu Gemüte führen, aus Vereinskreisen hört man, dass dies eine durchaus spannende Lektüre sein könnte, leider nicht zu Gunsten des HSV. All das aber wird innerhalb kürzester Zeit vergessen werden, denn an der Legende wird weiterhin aktiv gestrickt. Während einem Bernd Hoffmann auch 8 Jahre später immer noch der Transfer von Marcus Berg (welcher übrigens keine € 10 Mio., sondern „nur“ € 8,5 Mio. gekostet hat und welchen der HSV im Stück bezahlen konnte, während der HSV ohne Kühne maximal Ratenzahlungen leisten kann) um die Ohren gehauen wird, kommt Beiersdorfer bei Katastrophen wie Lasogga, Behrami, Diaz, Olic, Hunt, Holtby, Kostic, Schipplock, Demirbay, Tah, Calhanoglu nicht nur unbeschadet, sondern auch noch mit einem goldenen Handschlag raus. Von all den Thiago Neves‘, Albert Streits, Benny Lauths, Emile Mpenzas etc. wollen wir gar nicht erst reden.