Deadline-Day. Und man stellt sich am darauffolgenden Tag die Frage: Das soll es jetzt gewesen sein? Das war das, was Dukaten-Didi bereits im Dezember eingeleitet hatte? Man suspendiert den Meister des kontrollierten Aufbauspiels, Emir Spahic, und schickt ihn mit einer üppigen Abfindung in Frührente. Man leiht den Mini-Messi, der noch vor einem halben Jahr der Hoffnungsträger überhaupt war, für 1 1/2 Jahre zurück nach Spanien aus. Man verkauft den legitimen Nachfolger von EIGENGEWÄCHS Jonathan Tah, für € 5 Mio. geholt, für € 2,5 Mio. zurück nach Brasilien.  Wow. Im Gegenzug holt man einen 30-Jährigen Albaner mit 6 Monaten Vertrags-Restlaufzeit, einen griechischen Patienten für € 2 Mio. für 5 Monate und hat exakt so viele Innenverteidiger wie vor der Transferphase. Ach ja, da war ja noch die selbstverschuldete Katastrophe auf der Doppel-6. Hier spielen aufgrund der gnadenlosen Einkaufspolitik des Dietmar B. fast durchgehend gelernte Innenverteidiger. Sorry, aber sowas kann bei einer Mannschaft aus Freizeitkickern passieren, aber nicht im Leistungssport und schon gar nicht in der Bundesliga.

Aber der HSV wäre eben nicht der HSV, wenn er mit einer Transfer-Überraschung um die Ecke kommen würde. € 10 Mio. für einen Brasilianer, der noch nie außerhalb Brasiliens gespielt hat, sind nicht eben das, wofür man einen Sportchef abfeiern kann. Und natürlich kann Walace auch nicht sofort helfen, sondern erst in einigen Wochen. In diesen ‚einigen Wochen‘ jedoch kann es bereits zu spät sein, aber wen stört das?

Ich weiß aber, dass der HSV ein großer Club ist, der nie in der 2. Liga gespielt hat“, sagte der defensive Mittelfeldakteur

Keine Ahnung, ob dies beim HSV als Standard-Klausel im Vertrag steht, aber ich kann diese Scheiße nicht mehr ertragen. Und NEIN, dieser HSV ist eben kein GROSSER Club, das war er vielleicht mal in den 70er oder 80er-Jahren. Dieser HSV ist ein Skandal-Verein, der dafür bekannt ist, nahezu insolvent zu sein, von einem launischen Milliardär abhängig zu sein, sportlich extrem unerfolgreich zu sein, mindestens einmal im Jahr seinen Trainer und alle 1 1/2 Jahre seinen Sportchef zu feuern und auf dem Transfermarkt grundsätzlich die falschen Entscheidungen zu treffen. Das ist der HSV und das ist alles andere als GROSS!

Was war das Ziel?

Vor der Saison hatten bereits einige Wenige (ich auch) angemerkt, dass es durchaus risikoreich sei, mit lediglich drei etatmäßigen Innenverteidigern (Djourou, Cleber, Spahic) in eine neue Saison zu gehen, aber wir haben ja keine Ahnung. Ein halbes Jahr später, 13 Punkte aus 18 Spielen später, erreicht den HSV  die Realität, drei sind eindeutig zu wenig. Was also macht man? Man verkauft den Irrtum Cleber mit reichlich Verlust nach Brasilien und meint, so arrogant sein zu können, dass man es sich leisten könnte, einen Spahic aus aus „disziplinarischen Gründen“ aussortieren zu können. Kostenpunkt: Mindestens eine Million Abfindung. Aber macht ja nichts. Dafür holt man Mavraj aus Köln und leiht Papadopoulos aus Leipzig aus.

Fazit: Man geht wieder mit drei etatmäßigen Innenverteidigern in die Rückserien, wobei bei dem einen (Djourou) bekann ist, was zu leisten im Stande ist, bei dem Zweiten (Mavraj), dass er bereits einen Knorpelschaden hinter sich hat und bei dem Dritten (Papadopoulos) die Krankenakte so dick ist wie das Hamburger Telefonbuch. Unabhängig von Sperren (Innenverteidiger!!!) kann man jetzt bereits erahnen, wohin das führen wird. Aber: Den Fans wird binnen Sekundenfrist klar, dass die neue defensive Mitte mindestens Weltklasse-Format hat. Ich möchte an die Sprüche erinnern, die es hagelte, als man die Vorgänger der drei Herren präsentierte. Djourou kommt von Arsenal, der ist schweizer Nationalspieler,internationale Klasse. Oder vielleicht: Cleber ist die neuen Innenverteidiger-Hoffnung in Brasilien, auf dem Sprung in die Selecao. Ach ja. Spahic „kann Spielaufbau“, das hat er in Leverkusen bewiesen. Der bringt Stabilität.  

Zweite Baustelle, die Doppelsechs. Hier hat der HSV mit Albin Ekdal exakt einen Akteur, der in Bestform Bundesliga-Ansprüchen gerecht werden könnte. Natürlich nur für den Fall, dass er nicht gerade volltrunken in Glastische hüpft oder dass er nicht mal wieder eselhaft eine Karte riskiert. Alles andere (Jung, Feka, Janjicic) hat aktuell in der Bundesliga nichts verloren. Man sollte sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Auf der wichtigsten Position im modernen Fußball hat der HSV einen Erstliga-reifen Spieler zu Verfügung, Beiersdorfer muss geistesgestört sein. Aber auch hier wäre der HSV  nicht der HSV, würde er nicht den Strohhalm präsentieren, denn man habe bekanntlich Spieler, die „diese Position auch spielen können“. Die Herren Sakai und Oster-Zollek sind ja eigentlich vakante 6er, ist nur noch keinem aufgefallen.

Ein Scheißdreck sind sie und das haben die letzten beiden Spiele eindrucksvoll gezeigt.

Nun also Edgar Walace, den Jungen kann man nur bedauern. Bis vor einer Woche wusste er von nichts (so viel zum Scouting und zur Vorbereitung durch Didi) und jetzt darf sich der Südamerikaner in Deutschland den Hintern abfrieren. Zum Gück erkannte Welttrainer Gisdol bereits vor Walace‘ Ankunft, dass der Spieler keine Sofort-Verstärkung sein kann, aber sowas braucht man als Tabellen-17. ja auch nicht.

Fazit: Nominell hat sich der HSV nicht verstärkt und ob Mavraj und „Papa“ hinter einer nicht existenten Doppel-6 jetzt soviel stabiler sein werden als ihre Vorgänger, darf zumindest bezweifelt werden.

Dies ist allerdings nur die eine Seite der Medaille, denn während einer Transferphase soll es es sogar erlaubt sein, Spieler zu verkaufen. Nicht so beim HSV, der einen Cleber für 50 % dessen abgibt, was man für ihn bezahlt hat. Spahic muss man sogar eine Million zahlen, damit er geht und ich prophezeie, dass diese Maßnahme dem HSV noch um die Ohren fliegen wird. Man wird einen Hunt nicht los, man wird einen Bahoui nicht los, einen Lasogga wird man eh nie wieder los. All dies sind Erbstücke des Herrn Beiersdorfer, den man endlich aus diesem Verein werfen sollte.

Was aber wirklich dramatisch ist: Vor dem Kauf von Walace wollte sich der HSV eigentlich um andere Spieler kümmern. Polanski war ein Thema, Schär ebenso. Und obwohl der HSV durch Kühne durchaus zahlungsfähig ist, lehnten diese Spieler (und ihre Vereine) einen Transfer ab. Bedeutet: Nicht mal mit Geld bekommt man die Spieler, die man möchte, der Ruf des Vereins ist restlos ruiniert.

Nun denn, auf zum letzten Gefecht, meine Herren. Wenn am Freitag das Heimspiel gegen Leverkusen verloren wird, kann die Planung für die zweite Liga endlich in Angriff genommen werden. Viel Erfolg dabei.

Ach ja, eines ist dem HSV dann doch noch gelungen. Der Ruf des Herrn Bruchhagen als Rechner, Sanierer und glaubwürdiger Akteur im Umgang mit fremdem Geld ist nicht mehr existent, sein Wort ist ab heute nichts mehr wert. Herzlichen Glückwunsch.

Zum Abschluss ein Tipp von mir für Leute, die sich mit dem Gedanken an einen An – oder Verkauf einer Immobilie beschäftigen.