Zwergenaufstand in der Bundesliga. Der bisherige Tabellen-10. Bayer Leverkusen schlägt den 3. aus Frankfurt glatt mit 3:0, Darmstadt punktet dreifach gegen den BVB, Ingolstadt hält gegen die Bayern bis zur 90. Minute ein 0:0. Da ist es eigentlich nur logisch, dass der HSV sehr verdient mit 3:0 bei den bisher überragenden Leipzigern gewinnt. Oder? Ne, tippen kann das keiner, ich jedenfalls nicht. Dabei ist zumindest der Hamburger Aufschwung erklärbar, nämlich durch die oben angesprochenen Herren. Der Irre (Papadopoulos), der Solide (Mavraj) und der Unaufgeregte (Walace) machen die Mitte zu, geben dem HSV-Spiel Struktur und Solidität. Dies wiederum überträgt sich auf den Rest der Mannschaft, wobei besonders die positiv-kranke Ausstrahlung des Griechen einen großen Teil beiträgt.

papa

Auf jeden Fall ist in der Winterpause etwas gelungen, was schon längst hätte gelingen können und müssen: Man hat im wichtigsten Mannschaftsteil für Qualität gesorgt. Zwar werden immer noch mehr als die Hälfte der Bälle hinten raus gedroschen, aber zumindest brennt es defensiv nicht mehr bei jedem gegnerischen Angriff. Hinzu kommt: Der HSV hat mit den drei Neuen etwas hinzugewonnen, was defensiv wichtig und offensiv eine Waffe ist – Kopfballstärke. Und noch etwas fällt auf: Die Mentalität hat sich gewandelt. War man bisher eher durch eine Mentalität der Angst getrieben (auch durch die Personalie Spahic), wird man neuerdings durch diesen wahnsinnigen Griechen mitgerissen.

Dabei sollte man nicht auf den wirren Gedanken verfallen, dass sich über die Stabilität und die Mentalität hinaus allzu viel am Hamburger Spiel geändert hätte, denn das hat es nicht. Man prügelt nach wie vor die meisten Bällen hinten raus, ein echter geordneter Spielaufbau ist maximal in Rudimenten erkennbar. Macht aber nichts, denn zur Zeit heiligt der Zweck die Mittel. die Frage wird nur sein, wie lange es dauert, bis die Gegner diesen „neuen“ HSV entschlüsselt haben, den Mannschaften wie Leverkusen, Köln und auch Leipzig zumindest unterbewusst unterschätzt zu haben scheinen. Schwierig ist das eigentlich nicht, denn man muss eigentlich nur den Hamburgern den Ball über und sie das Spiel machen lassen, schnellstmöglich wird der HSV an seine Grenzen geraten.

Wobei, eines ist mir noch aufgefallen, nämlich die herrliche Unaufgeregkeit des Unaufgeregten. Walace spielt mit 21 Jahren und ohne jegliche Bundesliga-Erfahrung einen ausgesprochen abgeklärten Ball. Kein Schnickschnack, aber effizient und vor allem: schnell. Man sollte sich an dieser Stelle nur die eine Frage stellen: Brauchte es wirklich mehr als € 100 Mio. und drei Jahre, um das zu erkennen? Oder anders gefragt: Brauchte es wirklich mehr als € 100 Mio. und drei Jahre, um jetzt einen Fußball wie Darmstadt oder Ingolstadt zu spielen? Defensiv stabil, lang und hoch nach vor und dann auf Standards bzw. Konter zu setzen?

Selbstverständlich gibt es sie, war ja klar.

Martin Scharfe Und diese blöden, von Didi eingefädelten, Transfers. Wie können die nur!?

Man möchte mit dem Kopf auf die Tischkante schlagen, bei so viel unaussprechlicher Dummheit. Drei Siege und Didi ist der Größte. Wo war „Martin Scharfe“ eigentlich die letzten 2 1/2 Jahre? Aber genau das ist das Phänomen, welches wir bereits seit vielen Jahren um die Legende des Dukaten-Didi verfolgen können. Die Spacken erinnern sich an De Jong, Kompany, van der Vaart oder Boateng, aber die 60 Albert Streit’s, Emile Mpenza’s, Marcel Djeng’s oder Thiago Neves‘ haben sie vergessen, diese Hohlbirnen.

Anyway, der HSV hat gegen Leverkusen und Leipzig 6 nicht eingeplante Punkte geholt, allerdings verrät der Blick auf die Tabellen auch, wie es ohne diese Punkte ausgesehen hätte. Und so wenig wie sich Lewis Harry („Mit dieser Mannschaft ist alles möglich“) auch unter Kontrolle hat, so wenig ist der HSV gerettet.