Keine Frage, der HSV ist auf dem direkten Weg zurück in den europäischen Fußball, wer könnte daran zweifeln? Eigentlich niemand, zumindest niemand, der in den letzten Tage und nach drei in Folge siegreich absolvierten Pflichtspielen die Jubelarien in Medien, Foren und bei Facebook und Twitter verfolgt hat. Das Volk ist vergesslich, das ist nicht neu und einige besonders „vergessliche“ wollen den aktuellen Siegeszug bereits wieder ihrem Götzenbild Dietmar Beiersdorfer zuschreiben, was für eine Ironie. Der Mann, der in den letzten 2 1/2 Jahren wirklich alles falsch machte, was man falsch machen konnte, ist nun plötzlich der Vater des Erfolgs. Aber von welchem Erfolg reden wir eigentlich? Reden wir nicht über 19 Punkte aus 20 Spielen? Reden wir nicht von 5 Siegen bei gleichzeitig 11 Niederlagen? Reden wir nicht von einem Torverhältnis von 19 zu 35, was bedeutet, dass der HSV mit Wundersturm Kostic, Müller, Wood, Gregoritsch, Lasogga und Waldschmidt nicht mal ein Tor pro Spiel zustande gebracht hat?

Ach, egal, der HSV ist wieder da. Heute wird erstmal der SC aus Freiburg aus dem Stadion geschossen und am nächsten Wochenende geht dann was in München, keine Frage. Und wenn nicht? Naja, dann ist der Schuldige auch bereits gefunden, denn laut einhelliger Meinung ist ja Ex-Trainer Labbadia Schuld an allem. Allein seiner Inkompetenz ist es zu verdanken, dass die Herren nicht so machten wie sie konnten. „Düdü“ trifft dabei keine Schuld. Auch hier wieder: Fußball-Alzheimer. Es ist noch gar nicht so lange her, da wollte beschriebener „Düdü“ himself für ein Denkmal des schönen Brunos sorgen, wahlweise unmittelbar vor dem Eingang Nord oder neben Uwes Mauke. In Hamburg konnte man sich ein Leben ohne Labbadia kaum noch vorstellen und man kürten den Mann zum „Hamburger des Jahres“, eine Wahl, bei der er sich wohl zur Zeit Grinse-Gisdol geschlagen geben müsste.

Und jetzt aber hurtig, schnell die Verträge mit den unverzichtbaren Rettern wie Papadopoulos, Müller, Gisdol, Oster-Zollek und Adler verlängern – und bitte Dennis Dick Meyer nicht vergessen, der hätte neulich doch fast sein erstes Bundesliga-Tor erzielt, das gehört belohnt. Die Berater bringen sich natürlich angesichts der Erfolgsserie in Stellung, selten war die Gelegenheit so günstig wie heute. Da werden angeblich Angebote aus der Bundesliga, aus England, China und von den Malediven verbreitet, die es überhaupt nicht gibt. Die Verantwortlichen im Verein wissen das, aber die vergesslichen Fans wissen es nicht. Viele Nord-Brüllfrösche haben bereits jetzt schlaflose Nächte bei der Vorstellung, man müsste ohne den irren Griechen in die nächste Saison gehen. Aus Berater-Sicht – Ziel erreicht, Druck erhöht.

Es wäre überaus nett (und schlau), wenn sich der Verein endlich einmal dazu aufraffen würde, nicht dem zu entsprechen, was der Pöbel fordert und die Medien schreiben. Ein HSV-Leben geht auch ohne Papa und Nic Müller weiter und andere Trainer haben auch in Köln gelernt. Vielleicht tun die Herren Bruchhagen und Tod ja einfach mal so,  als wäre es ihr Geld und nicht das des Vereins (oder Kühnes). Kalkulieren, verhandeln, positionieren. Klare Kante zeigen (bei Angeboten) und nicht jeden Mist mitmachen ((bei Einkäufen). Denn schließlich sind sie doch genau dafür geholt worden, oder?

Ach, ist es nicht schön, wie so eine alte Männerfreundschaft arbeitet? „Ekel“-Alfred Draxler (BILD) rollt seinem Buddy Heribert den goldenen Teppich aus, der HSV fliegt seit dessen Inthronisierung quasi durch die Liga.

Zeitlich sind die Erfolge mit der Berufung von Heribert Bruchhagen zum Vorstandsvorsitzenden für den glück- und erfolglosen Didi Beiersdorfer verbunden.

Er lässt Trainer Gisdol alle Freiheiten, holte mit Jens Todt einen Sportdirektor, „der zum Trainer passen muss und nicht zum Vorstand“. So wurde die Mannschaft auf Erfolg gedreht

Genau das ist der Grund, lieber Freddie, warum man als durchschnittlich intelligenter Leser die Medien nicht mehr ernst nehmen kann. Propaganda-Gefälligkeits-Artikel wie diese oder von Herrn Jacobs (Abendblatt), den Herren Rebien oder Braasch (Mopo), Herrn Wolf (Kicker) oder der täglichen Scheiße, die Münchhausen „de Vrij van Gaal Relaunch Eidgenosse“ Scholz absondert. Zeigt nicht mit dem Finger in die USA, fasst euch an die eigene Nase.