Nein, dies soll um Gottes Willen kein politischer Blog werden, bloß das nicht. Obwohl – ich habe doch tatsächlich unter „HSVArena“ vor zwei Tagen einen Tweet abgesetzt, irgendwie konnte ich nicht anders. Der Tweet lautete:

Ich habe panische Angst vor dem Tag, an dem den abonniert

Inzwischen wurde dieser Tweet knapp 1.083 mal geliked und mehr als 400 mal retweeted, gelesen haben diesen Tweet bisher ca. 130.000 Leute. Erschreckend irgendwie. Oder auch nicht, denn die Befürchtung liegt doch eigentlich auf der Hand bei einem Präsidenten, dem man eigentlich nicht mehr mit Satire begegnen kann, weil er selbst im Grunde pure Satire repräsentiert. Dennoch – der Mann hat seine Fans und damit kommen wir relativ schnell zur Überschrift des heutigen Blogs, denn auch der gefeuerte Ex-Vorstandsvorsitzende hatte Fans und ich schreibe an dieser Stelle ausdrücklich FANS. Denn ähnlich wie im Fall des lustigen neuen POTUS sind auch die Befürworter des ehemaligen Dukaten-Didis keine Anhänger des Vereins oder im Falle von Trump keine emotionsbefreiten Wähler, es sind Fans der Person.

Als Fan ist man per se erstmal unkritisch, sonst kann man ja auch kein Fans sein. Als Fan findet man alles gut, richtig und logisch, was das Idol anstellt, sei es aus sachlicher Sicht auch der größte Schwachsinn des Jahrhunderts. Aber mit Sachlichkeit kann man einem Fan nicht kommen, er vergöttert die Person, nicht die Sache. Für ihn macht das alles Sinn und wenn es vielleicht aktuell keinen Sinn macht, dann wird das garantiert später einmal Sinn machen. Vor dem erschütternden Hintergrund dieser präpubertären Schwärmerei kann die Ikone also machen, was er will, er wird so oder so bejubelt, eine extrem komfortable Situation.

Betrachtet man heute die Äußerungen einiger komplett Durchgeknallten, so muss man Erschaudern zur Kenntnis nehmen, dass diese Vögel dem Verbrenner tatsächlich einen langfristigen Plan zusprechen möchten, also eine tiefergehende Idee, die erst jetzt langsam Früchte zu tragen beginnt. Vergessen sind die Katastrophen der letzten 2 1/2 Jahre, all die Geldverschwendung, die schwachsinnigen Transfers und die Fremdschäm-Interviews. „Hätte man dem Gott nur etwas mehr Zeit gegeben, dann hätte sich der Erfolg auch eingestellt.“ Wahnsinn, aber wie gesagt – es sind Didi-Fans und keine HSV-Fans.

Ähnlich verhält es sich bei „The Donald“, denn auch ihn findet eine bestimmte Bevölkerungsgruppe spitze und sie kann eigentlich gar nicht so genau erklären, warum eigentlich. Nahezu jedes logische Argument lässt den Mann wie einen Soziopathen erscheinen, aber das wollen die Leute nicht hören, die ihm zujubeln. Denen kann er seine Steuererklärung vorenthalten, denen kann er Lügen von erfundenen Attentaten präsentieren, sie werden nicht anfangen, an ihm zu zweifeln. Notfalls wird alles, was ihn wie einen Vollidioten aussehen lässt, wahlweise ins Reich der Fabel verbannt oder als FakeNews gekennzeichnet, das Leben kann herrlich simpel sein.

Aber wie war es denn bei „The Didi“? Doch im Grunde exakt genau so. Von den Medien übermittelte „Erfolge“ wurden geglaubt und bejubelt, Katastrophen waren erstmal nicht wahr, waren Erfindungen der gleichen Medien, denen man am Vortag noch begeistert geglaubt hatte. Fans glauben halt nur das, was sie glauben wollen und Good News sind wahre News. Alles andere ist Lüge, Erfindung, Intrige und Verleumdung. Allerdings möchte ich klar stellen, ich vergleiche weder die Personen Beiersdorfer und Trump noch die Tragweite ihrer Entscheidungen miteinander. Es geht einzig und allein darum, dass einige Menschen ab einem gewissen Punkt nicht mehr Fans der Sache (Verein oder Nation) sind, sondern Fan einer Person. Die unkritische Vergötterung ist krank und gefährlich.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wären alle „Fans“ besser beraten, wenn sie sich mehr um die Sache und weniger um die Person kümmern würden. Die Sache bleibt, die Personen sind austauschbar. Dennoch ist es irgendwie interessant, warum man sich als „Fan“ gerade diese eine Person auswählt. Kaum einer würde wohl heute auf die Idee kommen und Herrn Jarchow irgendwelche Erfolge im Anschluss an sein Amtszeit zusprechen wollen. Warum aber Beiersdorfer? Weil er so schön stottert und hilflos wirkt? Weil „die Raute“ in irgendeinem Körperteil trägt, obwohl er für Werder gekickt hat?