Ich hatte lange überlegt, wie ich die Woche beginnen kann – ohne dabei negativ zu sein. Djourou, Hilke, einige Kommentare hier – es schien zunächst nicht allzu einfach zu werden. Zumal ich heute noch Termine hatte, die das Blogschreiben nahezu unmöglich gemacht haben. Also rein zeitlich. Dennoch, und das ist für mich entscheidend: Der heutige Blog, so kurz er auch sein mag, kann trotzdem mit einigen positiven Nachrichten aufwarten. [Münchhausen „de Vrij van Gaal Relaunch Eidgenosse“ Scholz]

Über das Zustandekommen und die Art und Weise, wie dieses Gespräch von Seiten des Vereins geführt wurde, möchte ich mich gar nicht weiter auslassen, dafür aber über die sogenannten Antworten und die Tonalität. Offenbar ist Herr Bruchhagen der Auffassung, er wäre etwas Besonderes, doch dafür müsste er zuerst einmal etwas Besonderes geleistet haben und das hat er nicht. Arroganz und Überheblichkeit sind grundsätzlich ein Zeichen von Schwäche und schwache Chefs hatte dieser Verein mehr als genug. Zum Interview, welches ich mit einigen eigenen Kommentaren versehen habe.

Herr Bruchhagen, vergangene Woche hat der Hamburger SV die Verlängerung des Vertrages mit Markus Gisdol bis 2019 bekannt gegeben. Wann ist die Entscheidung gefallen?

Heribert Bruchhagen: Beide Seiten haben doch frühzeitig gesagt, dass sie an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert sind. Wie Sie gesehen haben, ging es dabei aber nicht nur um einen, sondern um fünf Verträge gleichzeitig (Anmerkung d. Redaktion: Der HSV verlängerte auch mit den Co-Trainern Frank Fröhling und Frank Kaspari, Torwarttrainer Stefan Wächter und Athletiktrainer Daniel Müssig).

Kommentar: Herr Bruchhagen, sie hatten vor wenigen Tagen noch verkündet, man würde sich nicht von wem auch immer treiben lassen. Hinzu kommt folgende Aussage: „Die Situation muss man doch analysieren. Was passiert, wenn wir zum ersten Mal seit 1963 absteigen? Da wissen wir doch gar nicht, ob die Bewertung, die wir heute morgen gesehen haben, ob die auch noch so ausfallen. Du weißt doch gar nicht wie dein Umfeld darauf reagiert, du weißt nicht, wie die Gremien reagieren. Du hast doch selbst Einschätzungen, was ist das Beste, wenn der Abstiegsfall eintreten sollte. Und solche Fragen kann ich zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht beantworten.” Urplötzlich dann die Verlängerung, auch für den Fall des Abstiegs mit einem Gehalt von € 1 Mio., kein Zweitliga-Trainer kassiert mehr. Sorry, aber was für ein Geschwafel. 

Haben Sie Herrn Kühne über Ihre Absicht informiert, den Vertrag mit dem Trainer zu verlängern?

Bruchhagen: Ich weiß, dass Herr Kühne und Herr Gisdol einen guten Kontakt miteinander pflegen. Aber zur Klarstellung: Das operative Geschäft obliegt dem Vorstand und dem Manager. Ich habe noch keinen Ansatz gesehen, dass Herr Kühne die Absicht oder den Willen hat, darauf einzuwirken.

Kommentar: Herr Bruchhagen, wem wollen sie das Märchen vom nicht vorhandenen Einfluss des Herrn Kühne aus das operative Geschäft eigentlich noch erzählen? Jeder weiß, dass Kühne bestimmt und zwar alles. Von Transfers (Beiersdorfer: „Wenn Herr Kühne den Spieler nicht will, kommt halt ein anderer“) bis hin zu Sportchefs („Kreuzer ist ein Drittliga-Manager“) Hören sie doch endlich auf mit dem Quatsch. 

Wie geht es im Sommer weiter: Sparkurs oder neue Kühne-Millionen? Können Sie eine Prognose abgeben?

Bruchhagen: Nein, ich bin kein Hellseher. Ich weiß noch nicht, in welcher Liga wir spielen werden. Das sind alles Dinge, die sich noch herauskristallisieren müssen.

Kommentar: Man muss kein Hellseher sein, um einen Plan zu haben und den hat Herr Bruchhagen offensichtlich nicht. Man lässt (wie immer) erstmal alles auf sich zukommen, ein Konzept ist nicht erkennbar bzw. nicht vorhanden. 

Trotzdem noch mal nachgehakt: Ist der im vergangenen Sommer eingeschlagene Weg, mit der Hilfe von Klaus-Michael Kühne Spieler zu verpflichten, die man sich aus eigener Kraft nicht leisten könnte, eine Option für Sie?

Bruchhagen: So weit sind wir in unserer Gedankenstruktur noch gar nicht. Unsere Überlegungen setzen erst dann ein, wenn wir wissen, in welcher Klasse wir in der nächsten Saison spielen.

Kommentar: Soll das ein schlechter Witz sein? Im schlechtesten Fall überlegt man sich also im Mai, was man vorhat und wie man es anpacken will? Und für ein solches dilettantisches Verhalten kassieren Fußball-Manager Millionengehälter. 

Kann der HSV überhaupt ein Ausbildungsverein sein?

Bruchhagen: Wir werden es in Zukunft sicher nicht wie der SC Freiburg handhaben können, denn die Erwartungshaltung in Hamburg ist eine andere. Es geht bei der Kaderzusammenstellung daher um die richtige Mixtur zwischen selbst ausgebildeten und fertigen Spielern.

In einem Interview vor einiger Zeit erzählten Sie, wie Ihr Vorgänger Dietmar Beiersdorfer Ihnen in einem Gespräch erklärt hätte, warum er in Hamburg immer wieder große Namen präsentieren musste. Wer erwartet das eigentlich?

Bruchhagen: Die Erwartungshaltung ist, sich sportlich zu verbessern. Durch fertige Spieler hat man die Hoffnung, den Sprung ins gesicherte Mittelfeld schneller zu erreichen. Wenn Sie sich die Kader der letzten zehn Jahre anschauen, stellen Sie fest, dass immer wieder größere Namen dabei waren.

Kommentar: Ich frage mich immer wieder, von welcher Erwartungshaltung diese Leute fabulieren? Wer hat eine Erwartungshaltung, wer erwartet permanent Brasilianer für Millionensummen? Die Fans? Die Medien? Tut mir leid, aber das ist kompletter Bullshit. Vielmehr haben knapp 88% der Mitglieder im Jahre 2014 eine Abkehr vom Wucher gewählt, sein solides Wirtschaften. Von Millionen-Stars und Meisterschaften war niemals eine Rede, insofern: Inhaltloses Gelaber.

Und genau von diesem Weg haben sich die Mitglieder des HSV vor zweieinhalb Jahren mit der Abstimmung für die Ausgliederung des Profifußballs verabschiedet. Das Ziel war, die Ausgaben den Einnahmen anzupassen und eine wirtschaftlich vernünftige Transferpolitik zu verfolgen. Inwieweit können Sie sich mit diesen Zielen identifizieren?

Bruchhagen: Ich identifiziere mich mit dem HSV. Es wäre nach dreieinhalb Monaten, die ich hier bin, naiv, plakative Strategien auszugeben, die dann hinterher nicht der Realität entsprechen. Man muss die Dinge immer situativ betrachten. Das haben wir auch in der Winterpause so gemacht. Der Trainer hat eine Analyse vorgenommen und auf einigen Positionen Verstärkungen gefordert, um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Wir hätten diese Vakanzen auch mit Spielern aus unserer zweiten Mannschaft ausfüllen können, mussten aber abwägen, was für den HSV das Beste ist. Und nur danach haben wir entschieden.

Kommentar: Anders ausgedrückt: Die Inhalte von HSVPLUS interessieren den Mann einen Scheißdreck. Großartig, dann führt er ansatzlos das Erbe seine Vorgängers weiter. Genau das also, was die Mitglieder nicht mehr wollten. Traurig übrigens, dass nach 3 Jahren Bernhard Peters immer noch kein Spieler aus dem Unterbau in der Lage ist, den Kader zumindest aufzufüllen.

Ein viel diskutiertes Thema innerhalb des HSV war und ist die finanzielle Situation. Aufgrund einer neuen Anleihe in Höhe von 40 Millionen Euro aus dem vergangenen Herbst und mehreren Darlehen von Kühne zur Finanzierung von Neuverpflichtungen in Höhe von 38 Millionen haben sich die Verbindlichkeiten massiv erhöht. Wie hoch ist der Stand der Gesamtverbindlichkeiten aktuell?

Bruchhagen: Auskünfte über die finanzielle Situation gibt bei uns nur der Finanzvorstand.

Ist es eine Überlegung wert, Anteile der HSV Fußball AG an neue Investoren zu verkaufen? Beispielsweise aus China? Das wäre schließlich auch Sache des Vorstandsvorsitzenden.

Bruchhagen: Wie kommen Sie darauf, dass Interesse aus China besteht? Haben Sie eine Quelle?

Es gab kürzlich einen entsprechenden Bericht im Finanzmagazin Capital.

Bruchhagen: Ich habe nach einer Quelle für diese Information gefragt.

Kommentar: Bei aller Liebe, aber was bildet sich der Mann eigentlich ein? 

(Quelle:http://www.goal.com/de/news/3643/exklusiv/2017/03/28/34068562/hsv-boss-bruchhagen-im-goal-interview-ich-bin-kein-hellseher?ICID=HP_HN_1)

Um es ganz klar zu sagen, meine Kritik richtet sich nicht an den Interviewer, der, wie ich weiß, immer bestens vorbereitet in solche Gespräche geht. Das, was Bruchlandung hier abliefert, ist sowohl inhaltlich wie auch vom Stil her ein Offenbarungseid.

Zur Abwechslung durchaus lesenswert: http://heluecht.stupid-and-slow.de/medienhoheit-und-die-folgen/