Es ist noch gar nicht so lange her, so ungefähr 5 Jahre. Im Jahre des Herrn 2012 kam man in der sogenannten Führung des Hamburger Sportvereins auf die glorreiche Idee – bauen wir uns doch mal einen Campus. Nicht, dass es eigentlich notwendig war, denn ein mehrfach zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum besaß der Verein bereits im fernen Norderstedt. Aber nach der Demission von Bernd Hoffmann, dem sportlichen Absturz, der schlechten Presse etc. fühlte man sich bemüssigt, für positive Schlagzeilen zu sorgen und was macht sich da besser als das hohe Lied vom eigenen Nachwuchs zu singen. Schade nur, dass man chronisch klamm war und so kam man auf den Gedanken, die treuen Fans ins Boot zu holen. Mittels einer Fan-Anleihe konnte jeder, der es wollte und der es sich leisten konnte, Teil des Aufbruchs werden und viele nahmen das Angebot an. Ich übrigens auch.

Warum tat ich das damals, warum taten es viele andere wie ich? Gut, es gab natürlich diejenigen, die von der gigantischen Verzinsung profitieren wollten, darunter übrigens auch hochrangige Angestellte des Vereins, Mitglieder aus Führungsgremien. Sie „engagierten“ sich mit hohen Geldsummen, sie wollten an der Geschichte verdienen. Die Mehrzahl jedoch, also Menschen (oder Idioten) wie ich, die wollten helfen. Diese Fans wollten Teil von etwas sein, woran sie glaubten. Sie wollten dabei mithelfen, Schluss zu machen. Schluss mit horrenden Ablösesummen, mit unfassbaren Gehältern von selbsternannten Super-Holtbys und Schluss mit den nicht zu erklärenden Berater-Honoraren. Der HSV sollte lernen, mit Hilfe eines Hochleistungs-Zentrums, sich seine Stars selbst zu züchten, das war die Motivation.

Aus heutige Sicht muss man bekennen, dass die Planung bzw. die Idee des Campus seiner Zeit vorausgeeilt war, denn die Förderung der eigenen Talente war ein elementarer Bestandteil der Mitglieder-Kampagne HSVPLUS, die dann 2014 von knapp 87% der Mitglieder gewählt und nie umgesetzt wurde. Dies alles wäre wirklich nett gewesen, hätte man es denn tatsächlich ernst gemeint. Wie ernst der Campus als Nachwuchsförderung geplant war, erkannte man bereits an den ersten, vom damaligen Vorstand Hilke geplanten, Entwürfen. Der Campus sollte weniger Leistungszentrum als mehr Event-Place und Marketing-Instrument werden. Fan-Shop, Restaurant, Begegnungsstätte, Tribüne für Trainings-Kiebitze. Ach ja, ein paar Nachwuchskicker sollten auch dort wohnen.

Was aus diesen Plänen wurde, ist allgemein bekannt, dieser Campus wurde nie gebaut. Nicht etwa, weil man keine Event-Plattform wollte, sondern schlicht und ergreifend, weil man das von den Fans eingenommene Geld für Vorstandsgehälter, Abfindungen, Berater-Honorare und Spesen verpulvert hatte. Die Kohle war weg und die Träume der Fans mit ihr. Wenn man nun also zusammenfasst, dass ein hoher Prozentsatz der Anteilskäufer eine Idee hatten, nämlich die Stärkung der Nachwuchsförderung, den Verzicht auf teure Stars und wenn man dann noch einrechnet, dass 87% der Mitglieder zwei Jahre später erneut diese (neue) Vereins-Philosophie mit HSVPLUS wählten, dies aber zu keinem Zeitpunkt zum Tragen kam, kann man mit absoluter Sicherheit sagen:

Die Mitglieder und Fans führen diesen Verein garantiert nicht.

Ihre Hoffnungen, ihre Vorstellung von ihrem Verein wurde nachgewiesenermaßen mehrfach ignoriert und mit Füßen getreten und wenn damals ein Herr Beiersdorfer und heute ein Herr Bruchhagen behaupten, dass man in Hamburg quasi gezwungen sei, Stars zu präsentieren, dann geht dieser Zwang ganz offensichtlich nicht von den eigenen Fans oder den Mitglieder aus. Aber von wem dann?

Ende Teil1.