Nun gut. Nachdem wir nun also geklärt haben, dass es weder Fans noch Mitglieder sind, die diesen Verein führen, kommen wir zum nächsten „Kandidaten“, dem Vorstand. Wobei, ein Nebensatz sei noch gestattet, denn nicht nur, dass die Fans und Mitglieder diesen Verein nicht führen (wäre auch die Frage, ob das überhaupt gut wäre), sie haben auch keinerlei Einfluss (mehr) auf strategische Entscheidungen oder – noch schlimmer – es interessiert die/den wahren Führer einen Scheißdreck, was diese riesige Gruppe überhaupt möchte. Insofern kann man auch die Sätze der Herren Beiersdorfer

Zudem werde der HSV nie ein Ausbildungsverein werden, „dafür ist der Klub und das mediale Umfeld zu massiv. Hier werden gestandene Spieler in der Lage sein müssen, jungen zur Seite zu stehen, damit sie sich entwickeln. Ein Kindergarten werden wir nie werden können.“ (Mopo vom 13.08.2016)

und Bruchhagen (angesprochen auf die Personal-Politik des SC Freiburg)

„So werden wir es in Zukunft sicher nicht handhaben können, denn die Erwartungshaltung in Hamburg ist eine andere…“ (Quelle: goal, 28.03.2017)

auch als das nehmen, was sie sind: Ein „Eure-Meinung-interessiert-mich-nicht“. Hält man sich den gestrigen Blog nochmals vor Augen, so ist doch eindeutig nachgewiesen, dass es eben nicht die Fans sind, die Superstars erwarten. Sie sind es nicht, die raketenartige Aufstiege herbeigekauft sehen wollen, die Mitglieder hatten sich dafür ausgesprochen, auf den Nachwuchs zu setzen, auf Geduld mit den Jungs, auf ein vernünftiges Haushalten mit den wenigen Mitteln und gegen weitere Verschuldung durch selbstmörderische Millionen-Transfers. Wer aber ist denn nun dieser „Klub“, von dem Beiersdorfer gefaselt hat? Wer schürt denn die „Erwartungshaltung in Hamburg“, wenn es die Fans ja offenbar nicht sein können?

Jedesmal, wenn ich mit HSV-Fans und Mitgliedern spreche, höre ich die Sehnsucht nach Eigengewächsen, nach einem Plan. Was waren die Hamburger stolz auf Jungs wie Jonathan Tah und auch auf Heung-Min Son, die aus den eigenen Reihen kamen und die den Sprung in die Bundesliga schafften. Nicht einer von meinen Gesprächspartnern hat jemals einen Kostic gefordert oder einen Halilovic. Keiner meinte, ohne einen Douglas Santos oder einen Walace würde die Welt untergehen. Gefordert wurde im Grunde immer nur eines: Dass die Verantwortlichen mit dem Votum, welches ihnen von HSVPLUS auf den Weg gegeben wurde, verantwortungsvoll umgehen. Hierzu nur eine kleine Erinnerung.

Aufgrund der schlechten Entwicklung der vergangenen Jahre haben über 8000 Mitglieder des HSV im Mai 2014 für eine grundlegende Reform ihres Klubs gestimmt und verzichten dafür weitestgehend auf ihre Mitbestimmungsrechte. Fühlen Sie sich dem Wahlauftrag der Initiative HSVPlus eigentlich verpflichtet?

Beiersdorfer: Was war denn der Wahlauftrag?

(Quelle: goal, 08.06.2016)

Ohne weitere Worte, oder? Aber gehen wir in der Betrachtung der Verantwortlichen doch ein wenig weiter zurück, zurück in die „Nach-Hoffmann-Zeit“. am 16.03.2011 wurde Carl-Edgar Jarchow neuer Vorstandsvorsitzender des HSV und jeder wusste, wessen Marionette „der Schweber“ tatsächlich war. Als ehemaliger stellvertretender SC-Vorsitzender war seine Herkunft bekannt, seine Fürsprecher im damaligen Aufsichtsrat ebenfalls. Jarchow sollte und wollte sparen, aber das klappte (mit Hilfe von Frank Arnesen) so lange, bis der große Gönner die Szene betrat. Herr und Frau Kühne wollten Rafael van der Vaart (und natürlich Sylvie) und der Druck auf Jarchow wurde so lange erhöht, bis die Kandidaten des Dänen Arnesen ad acta gelegt wurden und mit der Rückholaktion des „kleinen Engels“ die Katastrophe eingeläutet wurde, die den Verein bis heute begleitet. Bereits bei Jarchow konnte man also erkennen, dass er mehr Spielball als Gestalter war.

Nachfolger des netten Carl (der nach Aussage des damaligen Mediendirektors Jörn Wolf einen Ruhepuls von 4 hatte) wurde der erst Retter (nicht Ritter) Dietmar Beiersdorfer und vom ersten Moment an konnte jemand, der sehen konnte, erkennen, wer diesen Mann im Amt haben wollte. Legendär ist die überlieferte Geschichte, nach der HSVPLUS-Kopf Ernst-Otto Rieckhof kurz vor der Abstimmung am 25.05.2014 zu seinem Sitznachbarn Karl Gernandt sagte: „Lass uns das mit Didi noch nicht erzählen, wir schaffen das auch ohne ihn“. Kurz darauf votierten 86,9% der Mitglieder für eine Ausgliederung der Profi-Abteilung, der designierte AR-Vorsitzende Gernandt sprintete auf die Bühne und unterrichtete das euphorisierte Volk darüber, dass man „mit Didi Beiersdorfer einig sei“. Rieckhoff fiel beinahe das Essen aus dem Gesicht.

In der Folge schleuderte der ehemalige Dukaten-Didi mit Geld, welches ihm nicht gehörte, herum als wäre es Brot. Eine personelle Fehlentscheidung jagte die nächste und auch wenn der Mann ein Vollversager ist, kann man durchaus die Frage zulassen: Ist das alles auf seinem eigenen Mist gewachsen? Ich erinnere gern an das geile Interview, nachdem bekannt wurde, dass Kühne wieder einmal Geld leihen würde. Auf die Frage des Journalisten, was denn passieren würde, wenn Kühne einen Spieler nicht haben wolle, antwortete „Düdü“:

„Dann kommt halt ein Anderer“.

Geht’s noch deutlicher? Spätestens hier wurde doch wohl deutlich, wer am Ende das Tages entscheidet. Über Spieler (van der Vaart), über Transfers, über Sportchefs (Kreuzer ist ein Drittliga-Manager), über Trainer (Slomka sei der Falsche gewesen, denn er habe bereits zu Beginn seiner Amtszeit „ein bisschen gequält und weinerlich“ gewirkt, sagte Kühne dem „Stern“/Abwarten, ob Labbadia das Team in Form bringen kann. Der HSV wird nach der Saison wohl irgendwo zwischen Platz sechs und acht landen.“) und so weiter. Man kann die Uhr danach stellen – jedesmal, wenn Kühne den Daumen verbal senkt, ist die betreffende Person innerhalb kürzester Zeit Geschichte.

Nun also Bruchhagen. Der Mann, der eigentlich Rentner sein wollte, konnte überzeugt werden. Von wem eigentlich? Ach, verschieben wir das auf später. Fakt ist jedenfalls: Noch nie musste der ehemalige Sparkommissar Bruchhagen so oft gegen seine eigenen Überzeugungen reden und handeln wie in den letzten 5 Monaten. Einen € 10 Mio.-Transfer in der Winterpause direkt aus Brasilien? Das ist so wenig Bruchhagen wie ein Leben ohne Zigarette. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit dem Trainer, obwohl noch niemand weiß, in welcher Liga man in der nächsten Saison spielen wird? Bis zum 13. Dezember undenkbar in Heri’s Welt. Plötzlich aber geht das alles, plötzlich wird auch für die Vertragsverlängerung mit Gisdol ein hoher sechsstelliger Betrag an dessen Berater als „Vermittlungsgebühr“ bezahlt. Dem Vernehmen nach sitzt übrigens auch ein bestimmter Herr mit am Tisch, wenn es um Gisdols Verträge geht. Struth heißt der Mann, Volker Struth. Seines Zeichens „Berater“ des Mannes, der Gisdol die Gehälter bezahlt und der mittlerweile auch Berater von Bobby Wood ist. Und von Dennis Diekmeier. Und von Luca Waldschmidt.  Schon lustig, oder?

Als die Vertragsgespräche zwischen Bayern München und Toni Kroos stockten, weil Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nicht bereit war, die Gehaltsforderung des Nationalspielers zu erfüllen, brach Struth die Verhandlungen ab. Bei einem der folgenden Bayern-Spiele setzte sich einer seiner Mitarbeiter demonstrativ mit dem damaligen Trainer von Manchester United, David Moyes, auf die Tribüne der Allianz Arena. Den Bossen aus München wurde damit signalisiert, dass Kroos auch Angebote anderer Topklubs vorliegen. Die Bayern sollen ziemlich sauer gewesen sein. Trotzdem erhöhten sie das Angebot nicht. Kroos spielt heute für Real Madrid. (http://m.spiegel.de/spiegel/print/d-131578953.html)

Wie es mit dem Verhältnis zur Wahrheit aussieht oder ob es sich um Erinnerungslücken handelt, ist nicht überliefert.

In der Regel kassieren die Berater ungefähr zehn Prozent der Transfersumme oder vom Jahresverdienst bei einer Vertragsverlängerung. Heribert Bruchhagen steht dem Treiben der Berater seit Jahren kritisch gegenüber, der Vorstands-Boss lässt nicht mit sich handeln. „Wir bezahlen vier Prozent des Grundgehaltes, das handhaben wir bei Eintracht Frankfurt seit 13 Jahren so“, sagt Bruchhagen. Die Eintracht zahlte im vergangenen Jahr „nur“ 1 914 830 Euro für Berater, Rang 16 in der Geld-Tabelle. Eine Statistik, die Bruchhagen wohl ein bisschen stolz macht. Aber: Er habe anderen Clubs keine „Ratschläge“ zu geben, sagte er. (Quelle: Frankfurter Neue Presse, 06.04.2016)

Ein Problem, das immer wieder genannt wird, ist die Machtverschiebung zwischen Vereinen und Spielervermittlern. Erleben Sie es auch so?

Ja. Die Eintracht zahlt stringent zehn Prozent des Spielergrundgehaltes an den Vermittler, nicht mehr. Ich habe eben nebenan mit einem Berater gesessen, mit dem ich jahrelang Transfers gemacht habe. Jetzt schreibt er aber plötzlich 13 Prozent in den Vertrag. Berater kommen neuerdings auch mit völlig neuen Modellen an – und wollen zum Beispiel bei einem möglichen Weiterverkauf auch noch einmal beteiligt werden. Einer hat es eingeführt, jetzt versuchen alle nachzuziehen, das sollten wir Vereine nicht zulassen. (Quelle. sport.biz, 09.08.2013)

Hä?

Ende Teil 2.