Eigentlich wollte ich heute den dritten Teil von „Wer führt eigentlich diesen Verein?“ schreiben, aber im Grunde kann ich mir das schenken. Ich hätte noch auf den angeblichen Druck der Presse eingehen können, aber eigentlich weiß doch jeder, der einen IQ oberhalb der Zimmertemperatur sein eigenen nennen kann, dass das ausgemachter Mumpitz ist, oder? Oder wie soll man sich das vorstellen? Endet eine Transferperiode und hat der HSV zwei Tage vor ultimo nicht mindestens zwei Superstars bzw. zwei neue Balkan-Messis verpflichtet, stehen die Herren Laux, Schiller, Hesse, Linnenbrügger und Wolf bei Bruchhagen auf der Matte und fordern ihn auf, doch endlich mal seinen Job zu machen? Und selbst wenn es so wäre, wen interessiert das? Ich verfolge diesen Verein jetzt mehr als 40 Jahren und ich kann mich nicht erinnern, dass die Presse bzgl. des Transferverhaltens Druck auf den Verein ausgeübt hätte.

Durchaus möglich, dass dies in der Selbstwahrnehmung der Verantwortlichen anders gewirkt hat bzw. wirkt. Die meinen tatsächlich, es wäre relevant, was Mopo und Abendblatt verzapfen. Und natürlich ist das Wichtigste überhaupt, dass „gut über einen gesprochen und geschrieben wird“.

Nein, das Problem liegt woanders und vorgestern manifestierte es sich erneut, denn von nichts wird man beim HSV schneller eingeholt als von der nächsten dämlichen Aktion.

Neue Kühne-Kohle für den HSV. Fast klar, dass es auch in diesem Sommer eine kräftige Finanzspritze des Mäzens geben wird. Das bestätigte Karl Gernandt, Mitglied des HSV-Aufsichtsrates und Kühnes Vertrauter, der MOPO: „Herr Kühne verspürt weiterhin große Lust, gemeinsam mit dem HSV etwas Großes zu entwickeln. Wenn es gewünscht wird, steht er bereit.“ Und weiter: „Mein Eindruck ist, dass es im kommenden Sommer von allen Seiten so gewollt ist – auch von Seiten des HSV!“ Bei den HSV-Vorständen Frank Wettstein und Heribert Bruchhagen soll diesbezüglich Einigkeit herrschen.  (Quelle: Mopo)

Wer jetzt immer noch verstanden haben will, wer bei diesem Verein entscheidet, dem helfe ich gern auf die Sprünge. Erste Frage: Warum posaunt Kühnes Lakai Gernandt diese Neuigkeit eigentlich so offensiv in die Öffentlichkeit? Denn zuerst einmal sitzt er im Aufsichtsrat und dieser wollte sich öffentlich eigentlich gar nicht mehr äußern. Zweiten ist der Mann nicht mehr Vorsitzender des Rates und sollte eigentlich komplett den Kopf zu machen. Aber natürlich labert 120%-Kuddel nicht als Aufsichtsrat, sondern als Kühne-Sprachrohr. Und wer an dieser Stelle nun tatsächlich Druck macht, sollte man spätestens jetzt begriffen haben.

Bei den HSV-Vorständen Frank Wettstein und Heribert Bruchhagen soll diesbezüglich Einigkeit herrschen…

Nun, dass bei Märchenonkel Wettstein hier Einigkeit besteht, dürfte klar sein (immerhin wurde er von Gernandt installiert), bei Bruchhagen besteht an dieser Stelle überhaupt nichts. Aber der Druck ist da, denn verzichtet Heribert auf die Kühne-Kohle und gerät mit dem Verein in Not, dann ist es Bruchhagen, den man zur Verantwortung zieht, nicht Kühne. Denn dieser wollte ja nur helfen 🙂 Nimmt man aber wieder einmal das Geld, verkauft man seine Seele, denn dann wird der Einfluss des alten Herren noch größer, wenn das überhaupt noch möglich ist. Für die verblödeten rosa Hüpfer spielt das alles natürlich keine Rolle, denn denen ist egal, woher die Kohle kommt. Denen war allerdings auch egal, als im damaligen Aufsichtsrat Schauspieler, Versicherungsvertreter, Steuerberater und Tagesschausprecher saßen und wohin den Verein dieser Weg geführt hat, kann man heute bewundern.

Ich weiß, sie haben es nicht verstanden und sie werden/wollen es nicht verstehen, aber ich versuche es trotzdem nochmal. Mal angenommen, Herrn und Frau Kühne passt die Leistung oder die Visage von Filip Kostic nicht mehr. Oder der Mann hat die falsche Braut an seiner Seite. Dann ist es Herrn Kühne durchaus möglich, auf einen Verkauf des Spielers, den der HSV für schlappe € 15 Mio. aus Stuttgart holte, zu bestehen. Er könnte sogar verlangen, dass man den Serben für € 5 Mio. verscherbelt, denn schließlich ist es sein Geld. Er hat die Ablöse bezahlt, er bezahlt das Gehalt, der Spieler gehört ihm. Er könnte auch darauf bestehen, dass man einen Spieler nach China verkauft, wenn dann sein Freund Struth davon partizipieren würde, alles kein Thema. Der HSV hat dabei ein Mitsprache-Recht von: Null. Niente, Nada.

Aber nein, das würde Kühne doch nie machen, er will ja „gemeinsam mit dem HSV etwas Großes entwickeln„. Doch, würde er. Hat er auch schon. Slomka, Kreuzer, Knäbel, Labbadia. All diese Herren mussten gehen, als Kühne keinen Bock mehr auf sie hatte. Warum sollte das mit einem Spieler, der ihm aus welchen Gründe auch immer auf den Sack geht, anders laufen? Eine Strategie ist das natürlich nicht und sie wird es auch nie werden, aber der Mann ist ja ein Gönner, oder? Mal eine Frage: Wenn ein 10 oder 12-facher Milliardär wirklich ein solcher selbstloser Gönner wäre, warum kauft er die Namensrechte am Volksparkstadion dann nur für 4 Jahre? Und warum bezahlt er (laut Callmund) nur € 2 Mio. pro Jahr und nicht das dreifache, wie seine Vorgänger? Ein Mann, der jährliche Zinseinnahmen von ca. € 300 Mio. bis  € 400 Mio. generiert, knausert bei solchen Beträgen rum? Warum?

Ganz einfach, weil er den Verein an der kurzen Leine halten möchte. Weil er bestimmen möchte. Der Mann aus der Schweiz spielt mit dem HSV eine Mischung aus Comunio, Monopoly und FIFA17, nicht mehr und nicht weniger. Warum er das macht? Ich habe ihn gefragt, auf eine Antwort warte ich heute noch.

Zur Erinnerung:

Im Jahr 2010 entwickelte der damalige Vorstandsvorsitzende ein Model, Anstoss³, welches den Verein wirtschaftlich flexibler aufstellen sollte.

■ 7,5 Millionen Euro bekommt der HSV für diese Investition von Klaus-Michael Kühne, einem in der Schweiz lebenden Milliardär, der sein Geld mit der Spedition Kühne und Nagel verdient hat. Kühne erhält 33,3 Prozent der Transferrechte der Spieler.

■ Die gleiche Summe bekommt der HSV auch für neue Spieler, von denen Kühne ebenfalls ein Drittel der Transferrechte erhält

Damals liefen die Mitglieder, angeführt von den späteren Ausgliederungsgegnern, Amok, sie vermuteten Einflussnahme. Diese Einflussnahme war jedoch zu keinem Zeitpunkt gegeben, denn Kühne hatte lediglich 33,3% Anteil an den Summen, die für die Spieler eingenommen werden sollten/könnten, jedoch keinen Einfluss darauf, ob, wann, zu welchem Preis  und an wen die Spieler verkloppt werden sollten. Das sieht heute komplett anders aus, denn ohne Kühne kann der HSV überhaupt keine Spieler mehr verpflichten. Er entscheidet über die Höhe seiner Zuwendungen, er (und seine „Berater“) entscheiden, welche Spieler geholt werden, er entscheidet über die Besetzung des Vorstands (z.B. Wettstein, Hilke, Beiersdorfer), er entscheidet darüber, ob er dem Verein im Falle einer Nichtlizensierung unter die Arme greifen möchte.

Also? Wer führt diesen Verein?

P.S. Übrigens – was diese Gute-Laune-Spam-Roboter wie „Spasti1887“, „Schwalbe“ etc. betrifft, scheint der HSV nicht aus seiner Geschichte gelernt zu haben, wie ja auch der Umgang mit Kassierer Hilke und der Agentur MatchIQ zeigt.

Laut Bild.de droht dem HSV im laufenden Etat ein Millionen-Loch. Nicht zuletzt deshalb dürfte der neue Vorstand nun viele Ausgaben auf den Prüfstand stellen. Bild berichtet zudem auch von Gerüchten, wonach FischerAppelt in Internet-Foren Politik für den Ex-Vorstandschef Bernd Hoffmann gemacht habe.

https://www.wuv.de/agenturen/wirbel_um_fischer_appelt_vertrag_mit_hsv