Es hat bestimmt schon mal mehr Spaß gemacht, Vorstandsvorsitzender des Hamburger Sportvereins zu sein und ich könnte mir vorstellen, dass Heribert Bruchhagen den Tag bereits mehrfach verdammt hat, an dem er sein aktuell gültiges Arbeitspapier unterschrieben hat. Anstatt Rentner in Harsewinkel ist er nun Feuerwehrmann in Hamburg und die Flammen lodern lichterloh.

Abstiegsangst, Leistungsdelle, Spannungsabsturz, Verletzungspech, Mentalsperre. Und das sind nur die sportlichen Aspekte. Hinzu kommt eine Lizenz, die nur „unter Bedingungen“ erteilt werden würde, aber unter diesen Bedingungen kann sich der eine oder andere nur wenig vorstellen. Nun, wollen wir ein wenig Licht ins Dunkel bringen. „Bedingungen“ bedeuten im Fall des HSV, dass die Hamburger nicht nur ihre Liquidität für die anstehende Saison 2017/18 nachweisen müssen, der Verein wird auch aufgefordert (gezwungen), seinen Gehaltsetat zu senken oder im Umkehrschluss Erträge aus unerwarteten Erlösen zu generieren. An dieser Stelle beginnt das Problem, denn unerwartete Erlöse kann und wird es nicht geben. Erst vor Kurzem hat der HSV seinen Ausrüstervertrag mit adidas (zu schlechteren Konditionen als bisher) verlängert, ebenfalls verlängert wurde der Vertrag mit Fly Emirates als Trikotsponsor. Auch der Stadionname ist verkauft, aber da kommt ohnehin nur noch die Hälfte von Holtbys Gehalt rum.

Also: Der HSV muss dringend von seinem Gehaltsetat runter, aber das ist ja nicht neu. Bereits zu Zeiten eines Herrn Jarchow hatte man den Plan, den Profi-Etat von über € 50 Mio. auf ca. € 36 Mio. zu reduzieren, dies wäre die magische Grenze, bei der der HSV nahezu kostendeckend arbeiten könnte. Und während Jarchow tatsächlich damit anzufangen schien, hat der wunderbare „Dukaten-Didi“ auf all die Ziele von HSVPLUS und die Auflagen der DFL geschissen und mit Champions League-Verträgen um sich geworfen. Folge: Der Etat liegt aktuell eher an der € 60 Mio,- Grenzen als um die € 50 Mio. Nun besteht aber das nächste kleine Problemchen, denn in den Unterlagen, die der HSV für die Lizenzierung einreichte, sind beispielsweise die Gehälter der Spieler, deren Verträge zu Saison-Ende auslaufen (Adler, Mickel, Papadopoulos, Djourou, Oschkenat, Ostrzolek, Götz), gar nicht mehr enthalten. Mit anderen Worten: Obwohl diese 7 Spieler gar nicht mehr eingerechnet wurden, muss der HSV trotzdem noch weiterhin einsparen.

Vor diesem Hintergrund kann man sich den Wahrheitsgehalt der geäußerten Absichtserklärungen problemlos herleiten. Eine Verdoppelung des Wood-Gehalts? Undenkbar. Eine feste Verpflichtung von Papadopoulos? Never. Und für alle, die meinen, Kühne würde das schon regeln – dieser Zug ist ebenfalls weitestgehend abgefahren, denn hier spielt die DFL nicht mehr endlos mit.

Dies ist aber nur ein Teilproblem, welches H. Bruchhagen dauer-qualmen lässt. Aus der Zeitung muss der Vorstandsvorsitzende des HSV erfahren, dass Kühne die nächsten Transfercoups plant, das macht bestimmt riesig Spaß. Zumal man dann damit beschäftigt sein dürfte, zu eruieren, mit wem Kühne (und Struth) denn die Planung nun betreiben, gegenseitiges Misstrauen vorprogrammiert. Aber ist das eigentlich so neu, dass beim HSV die unterschiedlichen Gremien und Kräfte gegeneinander anstatt miteinander agieren? Ergo ist man in der Vorstandsetage wieder einmal mehr damit beschäftigt, die Gegenspieler zu identifizieren, anstatt an der Lösung der Probleme zu arbeiten.

Damit aber nicht genug, denn nun hat der arme Herr Bruchhagen auch noch massive Probleme mit den eigenen Anhängern, wobei der Begriff Anhänger an dieser Stelle falsch gewählt ist. Der HSV hat großartige Fans, vielleicht die besten der Liga. Wären da nicht ein paar absolute Vollidioten, die sich daran aufgeilen, sich Pyrostangen in den Arsch zu stecken und anschließend im Stadion Feuer zu legen. Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal ganz deutlich und unmissverständlich positionieren:

Pyrotechnik, offenes Feuer, der Gebrauch von Rauchbomben u.ä. hat an einem Ort, an dem mehrere zigtausend Menschen auf engsten Raum zusammenstehend nichts verloren und der widerrechtliche Gebrauch gehört strafrechtlich sanktioniert. Dieser und ähnlicher Mist ist weder schön noch stimmungsvoll, er ist lebensgefährlich. Derjenige, der trotz Verbot mit solchen Dingen hantiert, gehört strafrechtlich verfolgt und bestraft und sollte meiner Auffassung nach in diesem Leben kein Stadion mehr betreten dürfen. 

Hört bitte in diesem Zusammenhang die Stellungnahme eines unmittelbar Beteiligten.

https://www.ndr.de/sport/fussball/Bundesliga-Hamburg-HSV-Fans-Pyrotechnik,hsv18680.html

Was aber macht Herr Bruchhagen? Mit einer windelweichen Stellungnahme auf HSV.de ist man der Meinung, man hätte seine Schuldigkeit getan. Ne, so funktioniert das nicht, so hat das noch nie funktioniert. Den Vogel schießt Heribert allerdings mit dem Satz „Ich kann nicht nachvollziehen, dass Anhänger des HSV dies zulassen“ ab. Wirklich, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Der HSV als Gastgeber zieht sich mit seinen Ordnern und Ordnungskräften aus der Verantwortung, die eigenen sogenannten „Fan-Beauftragten“ kennen die Straftäter, geben diese aber nicht preis, aber die Anhänger des Vereins, die das Abfackeln von Pyros daneben finden, sollte das Problem doch bitte für den Verein lösen? Und dass sie das nicht tun und sich nicht in Gefahr begeben, von diesen Honks zusammengetreten zu werden, dafür hat der Vorstandsvorsitzende kein Verständnis? Ja hackt es denn eigentlich?

Den Vogel schießt natürlich wieder einmal Chef-Schleimer Münchhausen „de Vrij van Gaal Relaunch Eidgenosse“ Scholz ab, der sich für ein „kontrolliertes Abbrennen“ stark macht.

Ich verstehe auch einfach nicht, weshalb die Vereine und/oder die DFL nicht auf die Fangruppenvertreter zugehen und den Vorschlag von koordinierten Pyroaktionen machen. Denn Fakt ist, dass es diesen Vorschlag in Hamburg noch nicht gab. Aber vielleicht wäre es gerade diesen Versuch wert. So könnten die Fans umrahmt von Sicherheitskräften (Feuerwehr, Sanitäter etc.) unten vor der Fankurve und hinter dem Tor ihre Pyros Zäunen und damit ihre geliebte Choreografie veredeln, ohne Mitmenschen dabei zu gefährden. Okay, es ist sehr gut möglich, dass der Reiz des Verbotenen Grundlage der Motivation dieser Schwachköpfe ist. Aber wirklich wissen werden wir es erst, wenn wir den Versuch wagen. Denn so wie jetzt kann und darf es nicht weitergehen.

Manchmal frage ich mich, wie tief man als Journalisten-Simulant seinen Kooperations-Partnern von Pickelträger-Facebookseiten wie „HSV1887tv“ noch in den Hintern kriechen möchte, anstatt seiner Pflicht nachzukommen und endlich einmal eine Straftat als das zu bezeichnen, was sie ist.

Wie gesagt – hat bestimmt schon mal mehr Spaß gemacht, Vorstandsvorsitzender des HSV zu sein.