Meine Meinung

Wenn Trainer Markus Gisdol der Meinung ist, er müsste innerhalb der Mannschaft etwas ändern, dann ist das sein gutes Recht, denn dafür wird er fürstlich entlohnt. Insofern ist es auch sein gutes Recht, Spieler aus dem Kader zu nehmen, von denen er sich im Abstiegskampf keine Hilfe erwartet. Der Umstand, dass es nun Spieler getroffen hat, die ohnehin seit Monaten keine sportliche Rolle mehr spielen, ist nicht nur besorgniserregend, er ist bezeichnend für den Zustand, in dem sich der Verein befinden und dieser Zustand nennt sich Panik.

Gisdol war offenbar der Auffassung, dass nur noch ein gewaltiger Schuss vor den Bug diese lethargische Truppe würde retten können, doch die Maßnahme wird in dem Moment zum Boomerang, wenn sie durchschaubar ist. Auch die Mitspieler wissen, warum ausgerechnet diese drei Kicker der Situation zum Opfer gefallen sind und ich bin sicher, dass ein allgemeines Kopfschütteln das Resultat war. Einen Effekt hätte Gisdol eventuell erzielen können, wenn er einen oder mehrere der etablierten Versager an die Luft gesetzt hätte, aber dafür fehlen ihm die Eier.

So hat die Aktion den gleichen Wert, als würde ein Supermarkt drei unterschiedliche Artikel aus dem Sortiment nehmen, die ohnehin nicht verkauft wurden und nennt es dann Produktbereinigung. Dem Verbraucher fällt diese Maßnahme nicht mal auf, weil sich niemand für diese Artikel interessiert hat.

So aber redet der HSV von „Bündelung der Kräfte“ im Saison Endspurt

„Der HSV setzt im Saison-Endspurt darauf, noch einmal alle Kräfte zu bündeln und auf das gemeinsame Ziel Klassenerhalt zu fokussieren. Aus diesem Grund wird die Trainingsgruppe in den letzten Wochen der Spielzeit verkleinert.“ (HSV.de)

Seltsam nur, dass man im Zuge dieser Trainingsgruppen-Verkleinerung Spieler wie Oschkenat und Behounek aus der zweiten Mannschaft „hochzog“, wodurch der Effekt einer Verkleinerung wohl verpufft wäre.

Ebenfalls seltsam mutet es an, wenn sich sogenannte „Führungsspieler“ für die Maßnahme ausgesprochen haben sollen. „Führungsspieler“ sind in diesem Moment Kapitän Sakai, der aktuell auftritt wie ein überforderter Regionalliga-Spieler, Papadopoulos, der lediglich ausgeliehen und mit größter Wahrscheinlichkeit am Saisonende wieder weg ist und Mavraij, gerade mal eine halbe Saison im Team. Wenn dies die Führung innerhalb der Mannschaft ist, dann gute Nacht HSV.

Völlig unverständlich wird es dann, wenn man bedenkt, dass es ausgerechnet für diese drei Akteure vor und während der Saison Anfragen bzw. Angebote anderer Vereine gab, ein Umstand, der in Hamburg, wo es größtenteils „keinen Markt“ für Spieler gibt, eher selten zu sein scheint. Für Götz aus der 2. Liga, für Djourou aus England und für Bahoui aus Schweden und Spanien. Damals sagte man diesen Kickern, man könnte sie nicht gehen lassen, weil man sie noch bräuchte, heute dienen sie als Bauernopfer. Ebenfalls eine Maßnahme, die den Ruf des Vereins bei Spielern und Beratern nicht verbessern wird.

Fazit: Gisdol wollte Stärke demonstrieren und offenbarte (erneut) menschliche Mängel. Das, was den HSV bzw. die Mannschaft ausrütteln sollte, wird eher zu einer weiteren Verkrampfung führen. Von den Spätfolgen einmal ganz abgesehen.