„Die Mannschaft hat sich den Klassenerhalt verdient“ (J. Todt)

Mir nur einem Satz kann man, wenn man ein Labermichel wie der Tod ist, die Misere des HSV auf den Punkt bringen. Eine hoffnungslos überbezahlte, untalentierte, aus rein monetären Gründen zusammengewürfelte Truppe spielt die vierte Drecks-Saison in Folge und wird kurz vor Ladenschluss vom eigenen Sportchef von jeder Schuld entbunden. Mehr geht nicht. Die Frage, wie man in Hamburg jemals so etwas wie Leistungskultur entwickeln möchte, muss mir „the Kinn“ mal erklären, mit ihm wird das jedenfalls nichts. Aber halt, der Mann will ja vor der nächsten Saison „smarte Transfers“ einfädeln, da bin ich mal gespannt. „Smart“ im Sinne von clever, wert-steigernd, nicht überteuert, in Hamburg entwickelbar oder „smart“ im Sinne von Herrn Kühne und Herrn Struth? Teuer, brasilianisch, überfordert und in einem Jahr noch die Hälfte wert?

Anyway, wir werden es erleben. Allerdings habe ich noch die Bilder von Freude besoffenen HSV-Spielern auf Schalke vor Augen, die so taten, als hätten sie sich direkt für die Champions League qualifiziert. Ähnlich wie in Leverkusen, wo man ebenfalls eine Scheiß-Saison spielte und sich gegenseitig abfeierte, hat man in Hamburg schon längst den Bezug zur Realität verloren. Wäre man ehrlich, zu sich und den mitgereisten Fans, dann wäre man in die Kurve gegangen, um sich für den Suppurt zu bedanken und hätte dann mit hängenden Köpfen das Stadion verlassen? Scham für das Geleistete sollte die Gefühlswelt beherrschen und eben kein Stolz. Stolz können Vereine wie Leipzig, Hoffenheim und Freiburg sein, nicht aber der Söldnerhaufen aus Hamburg.

Zum Glück für die Vereinsbosse gibt es aber immer noch genügend Sedierte, denen man in mühevoller Kleinarbeit über Jahre erklärt hat, wie schwer das doch alles in Hamburg ist. Wie unsagbar groß der mediale Druck ist, was für ein „Brett“ der Verein ist, wie groß die Erwartungshaltung in der Hansestadt ist und wie viel „Wucht“ hinter den drei Buchstaben „HSV“ steckt. Yepp, es ist ein echtes Martyrium, für diesen Klub arbeiten zu müssen. Beständig werden internationale Plätze gefordert, jedes Jahr wieder schallen die Forderungen nach Superstars durch die City. Komisch ist nur, dass die Pfeifen, die ein solches Entschuldigungs-Szenario bereits im Vorfeld aufbauen, bei Nachfrage nicht im Ansatz erklären können, wer eigentlich wirklich solche Forderungen stellt. Die Presse? In 100 Jahren nicht. Die Fans? Never.

Welche „Wucht“ soll das denn sein, die den Verein lähmt? Wer fordert irgendwas? Wer ist denn dieses „Umfeld“, welches die Arbeit beim HSV so erschwert? Eben, das kann niemand erklären, es ist einfach irgendwie da. Und den rosa Hüpfern hat man das nun lange genug eingebläut, so dass sie es automatisch zitieren, ohne sich jemals Gedanken gemacht zu haben, was sie eigentlich labern.

„Wir werden nie ein Ausbildungsverein sein“ (D. Beieresdorfer)

Schön, aber warum baut ihr dann einen Campus für Millionen?

„Das, was in Freiburg geht, wird in Hamburg nie klappen“ (H. Bruchhagen)

Ok, aber warum nicht? Erklären sie das doch mal und hören sie mit den Allerwelts-Floskeln wie Druck, Erwartung etc. auf, denn diese Dinge existieren überhaupt nicht, außer vielleicht in ihrer Phantasie. Aber es ist ja auch herrlich einfach, oder? Man erklärt einfach vorher, was alles aus welchen Gründen nicht gehen wird und im Anschluss agiert man entsprechend. Dabei muss den Nachweis der Machbarkeit gar nicht erbringen, wie bequem.

Daniel Jovanov hat gestern etwas Schlaues bei Facebook gepostet und für diejenigen, die Facebook nicht benutzen, stelle ich den Post hier noch einmal rein.

Mit jungen Spielern geht es nicht. Erst recht nicht im Abstiegskampf.“

Wie oft durften wir diese Sätze in den letzten Jahren lesen? Wie oft wurden sie wiederholt, bis der Großteil der Fans sie nachgesprochen hat? Und was zeigen uns die Beispiele Janjicic und Jatta? Machen sie es wirklich so viel schlechter als die Etablierten und die Millionen-Transfers? Ich finde nicht. Im Gegenteil.

In den letzten drei Jahren hat meine Kritik an der Transferstratgie des HSV und ihren desaströsen und schier irreversiblen Folgen viel Unmut ausgelöst, obwohl genau genommen nur aufgezeigt wurde, dass der HSV exakt das Gegenteil von dem macht, wofür sich die Mitglieder 2014 ausgesprochen haben. Nämlich für einen wirtschaftlich vernünftigen Weg mit jungen und entwicklungsfähigen Spielern.

Dennoch ist es mit sehr viel Mühe und kluger Kommunikation gelungen, den Fans einzureden, dass das in Hamburg gar nicht möglich sei. Warum das nicht möglich sein soll, kann aber keiner überzeugend beantworten. Ich halte die Argumente, zum Beispiel eine viel zu hohe Erwartungshaltung und ein zu großer Mediendruck, für billige Ausreden. Wer von euch hat denn ernsthaft Transfers für 10, 12 oder 14 Millionen Euro erwartet? Wer hat erwartet, dass man mittelmäßige und woanders längst gescheiterte „Stars“ mit rieigen Gehältern, die man ohne Zuhilfenahme eines Investors gar nicht bezahlen kann, nach Hamburg lockt? Habt ihr das nach der Relegation 2014, nach einer Saison mit 27 Punkten und einem Klassenerhalt, der nur aufgrund der Auswärtstorregel möglich wurde, wirklich erwartet?

Und was ist mit dem Mediendruck? Wenn er doch so viel größer ist in Hamburg und deutliche Auswirkungen auf Spieler hat, warum wirft Gisdol dann 18-Jährige rein? Und wieso gehen diese dann in den so wichtigen Spielen nicht völlig unter? Janjicic hat gegen Schalke 29 seiner 37 Pässe sicher zum Mann gebracht. Das entspricht einer Passquote von 78 Prozent. Damit liegt er über dem Mannschaftsdurchschnitt.

Die Vorteile für den HSV, hätte er von Beginn an ein völlig anderes Konzept durchgesetzt, wären folgende gewesen:

– Sind wir nicht alle der Meinung, dass man 18-Jährigen Debütanten Fehler eher verzeihen darf als Etablierten Spitzenverdienern? Dem HSV wären viele Fehler und viele Niederlagen verziehen worden. Weil genau dieser Weg der Wunsch der Mehrheit der Mitglieder gewesen wäre.

– Ich bin mir sicher: Während Janjicic und Jatta vor ihren Debüts überhaupt keinen Wert hatten, sieht das inzwischen anders aus. Sie haben sich auf der größtmöglichen Bühne präsentiert und stehen nun auch im medialen Fokus, werden eventuell für andere Vereine interessant. Lässt man sie ein halbes oder ein ganzes Jahr regelmäßig spielen, schaffen sie für den HSV einen Wert, den er in der Zukunft zu Geld machen könnte.

Wie man zu der Erkenntnis kommt, es wäre eine „Anti-HSV-Haltung“, wenn man kritisiert, dass der HSV diesen Weg in den letzten Jahren nicht gegangen ist, sondern sinnlos Geld verschleudert hat, das ihm gar nicht gehört, verstehe ich nicht. Das Gegenteil ist doch der Fall: Mit diesem Weg hätte der HSV sein Image verbessert, vermutlich seine Finanzen in den Griff bekommen, hätte nicht den teuersten Kader, sondern den interessantesten, einen mit Entwicklungspotenzial, neue Identifikationsfiguren, Rückhalt von Fans, Medien, Sponsoren etc..

Was das für die Zukunft bedeutet? Es geht nur so. Mit der Auswahl von guten Talenten, die nicht viel kosten, beim HSV aber ihre ersten Schritte machen können. Um später für mehr Geld verkauft werden zu können. Ich bin überzeugt: Nur so wird der HSV seine Probleme in den Griff bekommen. Und nicht mit neuen Millionen von Kühne, um irgendwelche überteuerten „Stars“ zu verpflichten. Dass das nichts bringt, außer einen Haufen von Verbindlichkeiten und sogar Lizenzproblemen, haben die letzten drei Jahre mehr als deutlich gezeigt.

Ich sehe bereits jetzt tanzende Spieler inkl. Bierdusche nach den Spiel gegen Wolfsburg und ich weiß bereits jetzt, dass ich angekotzt von so viel fehlender Demut abschalten werden. Aber es werden immer noch genug Hüpfer da sein, die mitfeiern werden. Ich könnte ja mal wieder den alten Blog reaktivieren, der da lautete:

Das größte Kapital des HSV ist die Dummheit seiner Fans.