Spätestens, als es nach 75 Minuten im Volkspark immer noch 1:1 stand, war absolut klar, was passieren würde. Ob es nun ein abgefälschter Freistoß, ein unberechtigter Elfmeter oder ein Waldschmidt sein würde, es würde passieren. Warum? Weil es in dieser Saison eben immer so passiert ist. Eine Mannschaft mit derart viel Glück kann einfach nicht absteigen. Aber so sehr ich den Jubel der Mannschaft, der Trainer und Betreuer auch nachvollziehen kann, die Feierlichkeiten nach Spielende machen mich betroffen. Wenn sogenannte Fans nicht nur nach einer Saison, sondern nach solchen 4 Jahren den Rasen stürmen und „oh wie ist das schön“ grölen, bin ich angewidert.

Aber auch dies ist natürlich ein Indiz für die Komplett-Verblödung und die Frage, ob diese Idioten nicht genau diese Art von Verein verdient haben, stellt sich schon lange nicht mehr.

Was mich ebenfalls betroffen macht, sind Aussagen wie diese:

Trainer Gisdol war sichtlich mitgenommen von den Strapazen der vergangenen Wochen und Monate, als er im überhitzten, saunagleichen Pressesaal seine Analyse vortrug. „Ich bin einfach froh, dass wir den Sack zumachen konnten“, sagte er, hielt eine Dankesrede an die Mitarbeiter des Klubs, an die Fans, auch an Dietmar Beiersdorfer, Bruchhagens Vorgänger als Klubchef – und tadelte den DFB scharf dafür, Manuel Gräfe zum Schiedsrichter für das entscheidende Spiel gegen Wolfsburg bestimmt zu haben. (Spiegel Online)

„Es steht doch jedem zu, nach 110 Sekunden ein Tor zu schießen“, sagte HSV-Chef Heribert Bruchhagen anschließend nonchalant bei „Sky“. Und in der Euphorie vergaß der 68-Jährige auch seinen Vorgänger auf dem Vorstandsposten nicht: „Ich freue mich auch für Dietmar Beiersdorfer.“

Wenn man in diesem Verein immer noch nicht begriffen hat, welche Flachpfeife dem HSV diese letzten 3 Jahren eingebrockt hat, wer den HSV an die Klippe gefahren und an Kühne verscherbelt hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Wenn sich die Herren nicht endlich einmal dazu durchringen können, diesen Versager aus ihren Reden und Gedanken zu verbannen, werden sie nichts besser machen können. Niemals.

Nun also die nächste Saison in der Bundesliga und wieder mit dem HSV. Wieder mit Lotto und seinem Scheisslied, in dem man sich seit den 90ern über erfolgreiche Vereine lustig macht. Wieder mit der überflüssigsten Uhr der Welt und wieder mit diesem fetten Dino. Aber eben auch mit einigermaßen neuen Protagonisten, denn die Herren Bruchhagen, Todt und Gisdol kamen erst im Verlauf der Saison. Die sportliche Fairness gebietet, dass man diesen Herrn eine Chance gibt, es besser zu machen, wenn ich auch angesichts der Existenz der Herren Kühne und Struth Zweifel hege.

Auf jeden Fall muss extrem viel passieren und ein „weiter so“ kann und darf es nicht geben. Spieler wie Diekmeier, Ostrzolek, Hunt, Holtby, Lasogga, Ekdal und Adler dürfen keine Zukunft mehr haben, Spieler wie Janjicic, Jatta, Porath, Arp etc. müssen zwingend zu Einsatzzeiten kommen. Der Weg des HSV muss sich ändern, will man nicht im August 2017 da weitermachen, wo man heute aufgehört hat. Ob ich die nächste Saison mit dem gleichen Engagement verfolgen werde wie die letzte, weiß ich heute noch nicht, ich schätze eher nicht. Im Moment kann ich mir, für mich persönlich, ein Szenario, in dem mir der Verein wieder Spaß macht, nur schwerlich vorstellen.

Gestern fand ich noch ein Statement auf Facebook, welches meine Meinung durchaus trifft.

Der Jubel des HSV inklusive des Platzsturms ist ein öffentlicher Offenbarungseid und Abschied vom Leistungsprinzip. Vor 10 Jahren hat man den Vorstand beim Kampf um die Europa-League vom Hof gejagt, heute bejubelt man eine Rettung an Spieltag 34 und eine Tordifferenz von -28, als wäre es die Meisterschaft.

Hamburg hat einen starken HSV verdient, die Bundesliga ebenfalls. Nur mit den aktuellen Protagonisten auf und neben dem Rasen hat man sich für Durchschnitt und Abstiegskampf entschieden. Das muss jedem klar sein, der gerade bierselig taumelt vor Freude und Glück.

Wie es geht, zeigt nicht Schalke, die auf bestem Wege sind das nächste Mainz zu werden, sondern der 1. FC Köln mit erfahrenen, klugen Protagonisten, die aus einem Karnevalsverein, längst den Sieger der Saison neben Freiburg, Hertha, Hoffenheim und Leipzig gemacht haben. Glückwunsch, Jörg Schmadtke und Peter Stöger!

So ist es! Auf jeden Fall werden die Herren jetzt liefern müssen und zwar unmittelbar. Sie werden den Etat reduzieren (Vorgabe der DFL) und die überbezahlten Under-Performer verkaufen müssen. Sie werden günstige, junge, entwicklungsfähige Spieler finden und für den HSV begeistern und die Durchlässigkeit zum eigenen Nachwuchs deutlich verbessern müssen. Und Herr Gisdol wird den Nachweis erbringen müssen, dass er auch etwas anderes als diesen grauenerregenden Folterfußball spielen lassen kann, denn eine weitere Saison auf spielerischem Drittliga-Niveau werden auch die Treuesten nicht mehr lustig finden.

Euch allen eine entspannte Sommerpause.

P.S. Herzlichen Glückwunsch an „Timo“ zum Gewinn der diesjährigen Tipprunde. 450 Punkte sind schon ne Leistung.