Die Saison ist vorbei oder anders gesagt: Die nächste Katastrophen-Spielzeit ist überstanden. Man könnte auch von der „Ruhe vor dem Sturm“ bzw. „Auf zum letzten Gefecht“ reden, immer abhängig davon, was man erwartet oder auch nicht erwartet. Der durchschnittliche rosa Hüpfer ist inzwischen wieder ausgenüchtert, hat das Stück Rasen, welches er nach dem Platzsturm im Volkspark aus der Erde gerissen hat, in seinem eigenen Garten verpflanzt und huldigt nun täglich dem „geweihten Boden“. Für ihn ist die Welt in Ordnung, die nächste Dauerkarte in 25A ist bestellt und man freut sich auf die anstehenden, spektakulären Verpflichtungen aus dem Hause Kühne, denn woher die Kohle kommt, ist dem Hüpfer komplett Latte. Vor allem aber ist eines besonders wichtig – im Verein herrscht Ruhe.

Wenn er sich da mal nicht täuscht!

Doch bevor ich zum eigentlichen Thema des heutigen Blogs kommen, möchte ich kurz auf die berühmten „drei Phasen der Berichterstattung“ zu sprechen kommen bzw. erklären, warum man aus der Sicht der Vereinsbrillenträger im Grunde zu keinem Zeitpunkt des Jahres auf Mißstände hinzuweisen hat, ohne sich des Hatertums verdächtig zu machen.

Da wäre Phase 1 – die Zeit nach der Saison. Eigentlich eine gute Zeit, um in Ruhe und im Bewusstsein der vergangenen Ereignisse in die Tiefe gehen könnte, weil die Aktualität nicht abzulenken droht. Für den aufgeklärten Hüpfer ist dies jedoch die sogenannte und oft zitierte „saure Gurken-Zeit“ und er meint damit, dass jemand, der unmittelbar nach Ende der Saison kritisch betrachtet, nichts anderes zu tun hätte. Also muss in der spielfreien Zeit schmutzige Wäsche gewaschen werden, der Hüpfer ist angwidert.

Phase 2 ist die Zeit unmittelbar vor Saisonbeginn und sie dauert ungefähr bis zum 6. Spieltag. Auch hier darf man natürlich nicht auf Mißstände hinweisen, denn „die Mannschaft braucht noch Zeit“, was soll also das Gestänker? Linke Lügenpresse!

Phase 3 dauert dann also ungefähr von Spieltag 6 bis zum Ende der Saison, denn in dieser Zeit braucht der Verein unser aller Unterstützung und mit jedem kritischen Wort bringt man als verlogener Berichterstatter „Unruhe in den Verein“, ich verfluchter Bremer ich. Im direkten Anschluss an Phase 3 beginnt natürlich Phase 1 und das Spiel fängt von vorn an.

Man sieht, aus der Sicht des Fanatikers sind kritische Worte zu jedem Zeitpunkt des Jahres nichts anderes als hinterhältige Willkür und der Urheber eines jeden aufklärerischen Werks kann nichts anderes als ein Hater sein, der dem Verein Übles will, das Leben ist herrlich simpel.

Wüsste der Volkspark-Salafist allerdings, was zur Zeit in und um die Sylvesteralle tobt, er wäre deutlich unentspannter, denn im Verein ist eine Art Krieg ausgebrochen und ich versuche einmal zu erklären, worum es geht und wer gegen wen kämpft.

Beginnen wir bei der Demission des Verbrenners und der Inthronisierung des Herrn Bruchhagen. Bekannt ist, dass Herr Kühne eine Entlassung des Dietmar B. nicht befürwortete, sich seine Kräfte im Aufsichtsrat aber nicht durchsetzen konnten. Der AR holte Heribert aus dem Renten-Exil und der Auftrag war klar – Konsolidierung des Vereins und Emanzipation von Kühne. So richtig hat das alles im Zuge der Abstiegspanik nicht geklappt, denn bereits zweimal musste Bruchhagen gegen seine eigenen Prinzipien verstoßen. Das erste Mal beim Panikkauf Walace und beim zweiten Mal, als er gegen seinen Willen den Vertrag mit Trainer Gisdol noch vor dem Klassenerhalt verlängern musste. Die Kräfte im Aufsichtsrat, die ihn aus einem bestimmten Grund verpflichtet hatten, waren enttäuscht und machten deutlich, dass dies so nicht weitergehen dürfte.

Also schön – die Klasse wurde in der 88. Minute des 34. Spieltags mit Glück gehalten und nun muss man sehen, wie es weitergeht. Hier beginnt nun das Problem oder anders ausgedrückt: Hier beginnt der Kriegsgrund. Denn es stehen sich zwei Lager gegenüber, deren Ziele nicht miteinander vereinbar sind. Auf der einen Seite stehen die Herren Kühne/Struth, Gernandt und Gisdol, sie möchten, wie beim HSV gelernt, in der aktuellen Transferperiode groß einkaufen gehen. Die Absichten sind klar, oder? Kühne und Gernandt wollen Kühnes Einfluss vergrößern, Struth will Geld verdienen und Gisdol will nicht erneut gegen den Abstieg spielen, denn er muss aufpassen. In seinen letzten beiden Trainer-Stationen war er der Mann, der einen Abstiegs-bedrohten Verein rettete, das darf aber kein Merkmal werden, will Gisdol nicht als Feuerwehrmann oder Huub Stevens 2.0 enden.

Dem gegenüber steht das andere Heer, angeführt von den Herren Bruchhagen, Todt und Dr. Peters. Diese Fraktion sieht die Notwendigkeit, sich endlich von Kühne unabhängig zu machen, man würde jedoch das Geld des Investors nehmen. Dies jedoch nur geschenkt und nicht wieder mit Bedingungen wie Zinsen oder irgendwelchen Scheinen versehen. Anders ausgedrückt: Wenn Kühne Geld schenken würde, gut. Wenn nicht, wird ein erneutes Engagement, welches mit Bedingungen verknüpft ist, den Aufsichtsrat nicht mehr passieren. Denn in diesem AR herrscht zur Zeit eine Patt-Situation, es steht 3 gegen 3. Schlecht für die Kühne-Fans um Gernandt ist nur, dass die Stimme des Vorsitzenden Dr. Peters doppelt zählt und Peters will keine vergrößerte Abhängigkeit vom alten Mann aus der Schweiz.

Das Dilemma ist also perfekt und Kühne-Präfekt Gernandt hat zur Zeit alle Hände damit zu tun, die Kandidaten für den Aufsichtsrat, der im Herbst neu bestimmt wird, bereits jetzt zu markieren, was vielerorts außerordentlich schlecht ankommt.

Vor diesem Hintergrund sind auch die Verhandlungen auf Mallorca aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, es geht um weit mehr als nur um die Höhe der Kühne-Zuwendungen für den nächsten Transfermarkt. Es geht darum, ob Kühne bereit ist, auch ohne Bedingungen zu geben oder nicht. Tut er das nicht, steht er eben nicht mehr als Gönner, sondern als der Strippenzieher da, der er immer war und dann ist die Chance groß, dass der Aufsichtsrat dankend ablehnt. Tut er es, durchbricht er alles, was er bisher getan hat, denn noch nie hat Kühne Geld ohne Bedingungen gegeben.

Die Fronten sind hierbei derart verhärtet, im AR ist ohnehin eine extrem miese Stimmung, weil sich Gernandt nach wie vor wie eine offene Hose benimmt, auch wenn er nur noch normales Mitglied ist.

Es bleibt also weiterhin spannend, dabei ist doch nur saure Gurken-Zeit und die Dauerkarte für die nächste Saison müsste schon in der Post sein.

Hüpf, hüpf.