„Der Gönner“, „der Mäzen“, der Geldgeber“ oder vielleicht „der größte HSV-Fan von allen“? Wie hätten sie’s denn gern? Vielleicht so wie die Freunde von BILD, Mopo und Abendblatt oder noch schlimmer, wie Münchhausen Scholz, der diese Legende vom edlen Ritter ohne jeglichen persönlichen Vorteil auch gestern noch ungeniert penetrierte. Nun, bei Lügenbaron Scholz könnte man noch davon ausgehen, dass er es mangels Intelligenz einfach nicht besser weiß, die Anderen aber haben das perfide Spiel mitgespielt. Seit Jahren.

„Im Moment bereitet mir der HSV trotz des Klassenerhalts keine allzu große Freude. Mein Engagement dort ist ein Beispiel dafür, dass man auch mit viel Geld nichts erreichen kann. Aber irgendein Hobby muss der Mensch ja haben.“

So wird Klaus-Michael Kühne, der Investor Klaus-Michael Kühne in der Welt am Sonntag zitiert. „Aber irgendein Hobby muss der Mensch auch haben“. Großartig. Aber eben genauso hat Kühne die Geschichte, zumindest inhaltlich, auch  betrieben – wie ein Hobby. Wie ein Enthusiast für Modelleisenbahnen, wie einen gelegentlichen Angelausflug oder wie eine Sammlung von Tiroler Hüten. Wenn’s passt, wird etwas gemacht, ganz nach Lust und Laune. Dahinter steckt kein sportlicher Plan, keine mittel -bzw. langfristige Strategie, sondern nur Lust am Mitmachen. Warum? Weil man es kann. Und weil der HSV es mitmachte.

So wenig Strategie und Intelligenz man an den Transferhandlungen, die mit Kühnes „Hilfe“ getätigt wurden, erkennen kann, so durchdacht ist die finanzielle Seite des Spiels, denn seit dem WamS-Interview ist nun endlich die Katze aus dem Sack, die Leute wie ich bereits seit langem befreit hatten, dafür aber erneut reichlich Kritik einstecken mussten: KMK war nie der noble „Gönner“, der all das schöne Geld, welches er dem Verein so bereitwillig und uneigennützig zur Verfügung gestellt hatte, komplett abgeschrieben hatte, mitnichten. Denn Kühne schenkt nicht, auch wenn es der Verein und die Hofberichterstatter den dämlichen Lemmingen immer wieder eintrichtern wollten.

Seit 2010 investiert der Wahl-Schweizer in seinen Lieblingsverein, hält seither 17 Prozent an der HSV AG. Insgesamt butterte der Milliardär etwa 100 Millionen Euro in den Krisen-Klub. Angesprochen darauf relativiert er allerdings: Es seit bei weitem nicht so viel Geld gewesen. Es habe auch maßgebliche Rückflüsse aus dem von ihm gewährten Darlehen gegeben. „Aber es war erfolglos und das schmerzt sehr. Ich bin schon weit gegangen. Der HSV ist nun mal mein Lieblingsverein.“

Ach, wie jetzt? Maßgebliche Rückflüsse statt kompletter Abschreibung? Kühne hat vom HSV also über all die Jahre etwas zurückbekommen, so dass man mitnichten von uneigennützigen Schenkungen sprechen kann? Das kommt jetzt für einige wohl etwas überraschend, gell? All denen, die immer den Hofknicks-Meldungen des Abendblatts aufgesessen waren, müsste nun heute spätestens ein Licht aufgegangen sein. Ebenso denen, die an Rieckhoffs Legende vom „geschenkten Geld“ im Jahr 2014 glaubten und noch immer glauben wollte. Es gab nie geschenktes Geld, Leute, es gab Investition. Investition von einem Mann, der die ganze Geschichte wie ein Hobby betreibt und sich dann wundert, wenn es krachend scheitert.

In welcher Form die „maßgeblichen Rückflüsse“ geflossen sind, ist bis heute nicht vollständig geklärt und ich empfehle die Erklärung von Kerberos aus dem gestrigen Blog.

Kühne hat Aktien im Rahmen der Kapitaerhöhung erworben und den fälligen Kaufpreis nicht in Geld bezahlt, sondern mit seinen (Alt-) Darlehen verrechnet – also sind streng genommen Gelder von der AG an Kühne zurück geflossen (Darlehensrückzahlungen, obgleich die Darlehen noch gar nicht zur Rückzahlung fällig waren). Teilweise hat er dies verdeckt gemacht, aber auch offen (hier ist die Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage im Handelsregister eingetragen).
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Ich wettere seit Jahren gegen diese „anrüchige“ Praxis, denn dadurch hatte der HSV nach den Kapitalerhöhungen nie Geldmittel zur freien Verfügung; dies ist aber Voraussetzung bei einer Kapitalerhöhung. Die vom HSV benötigten Gelder hat Kühne dann dem HSV lediglich durch neue Darlehen (zu neuen Bedingungen) wieder zur Verfügung gestellt; diese Gelder kamen also tatsächlich nicht aus der Kapitalerhöhung und waren damit für den HSV als bedingungsgebundene Darlehen auch nicht frei verfügbar. So behielt Kühne stets die völlige Kontrolle über den HSV.
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Wer diesem Mann Dank sagt, sollte schleunigst wieder zu seines Gleichen zum Hüpfen gehen!

Wenn ein Milliardär wie Kühne jedoch das Wort „maßgeblich“ benutzt, wird es sich nicht um Peanuts gehandelt haben. Diese „rückgeflossene“ Geld hätte der HSV jedoch dringend gebrauchen können, allein deshalb, um nicht vor jeder Lizenzerteilung erneut noch Canossa kriechen zu müssen. Das aber möchte Kühne, er möchte angebettelt werden. Warum sonst hat er nicht vor wenigen Wochen einfach den Rest der verfügbaren AG-Anteile komplett erworben? Der HSV hätte nicht nur die Liquidität gesichert, sondern auch ca. € 20-25 Mio. für Transfers zur freien Verfügung gehabt. Exakt das aber möchte Kühne nicht, er möchte zur Audienz bitten können und mitreden. Dabei weiß doch jeder, dass der Mann spätestens im April 2018 die restlichen Anteile ohnehin erwerben wird, nämlich dann, wenn der HSV wieder um die Lizenz bangen muss.

Den rosa Hüpfern ist das alles natürlich egal, sie wollen einfach „geile Spieler“ im Volkspark sehen und es ist doch egal, wer sie bezahlt. Denen wird man die Legende vom Gönner garantiert ebenso lange verkaufen können wie die Legende vom Dukaten-Didi. Sollte der HSV aber nicht jetzt, in dieser Woche, eine strategische Kehrtwende einleiten, erleben Nicki and friends in wenigen Jahren das, was gestern in München ablief. Jede Wette.