Hamburg, 11.06.2017, Sylvesteralle 10

Sehr geehrte Mitglieder, liebe Fans und Anhänger des Hamburger Sportvereins,

angesichts der medialen Berichterstattung der letzten Tage und der damit verbundenen Verunsicherung in der Mitgliedschaft, sieht sich der Vorstand des HSV genötigt, einige aufklärende Worte an sie zu richten, um allen Anhängern des Vereins Sicherheit zu geben und für die notwendige Transparenz zu sorgen. Bitte lassen sie mich zuerst einen Blick zurückwerfen, um anschließend die aktuelle Situation erklären zu können.

Im Anschluss an die Ausgliederung der HSV Fußball AG im Jahr 2014 hat der damalige Vorstand beschlossen, einen strategischen Weg zu gehen, der mit einigen Risiken behaftet war. Wir sind sicher, dass die damalige Führungscrew des Vereins alle Entscheidungen mit besten Gewissen und bester Absicht im Sinne des Vereins getroffen hat. Leider hat die damals eingeschlagene Strategie aus unterschiedlichen Gründen nicht zu einem nachhaltigen sportlichen Erfolg führen können, infolgedessen müssen wir heute diesen strategischen Weg verlassen und neue Ziel formulieren.

Im Zuge der angekündigten Transparenz kann ich ihnen heute berichten, dass in den letzten 4 Spielzeiten insgesamt dreimal eine drohende Insolvenz der HSV Fußball AG in letzter Sekunde abgewendet werden konnte, an dieser Stelle möchte der Vorstand Herrn Klaus-Michael Kühne für seine Hilfe und Unterstützung danken. Unglücklicherweise haben diese 4 Jahre auch bei der Deutschen Fußballliga GmbH Spuren hinterlassen und wir haben die notwendige Lizenz für die Spielzeit 2017/18 diesmal nur unter der Einhaltung von Bedingungen erhalten. Diese Bedingungen verfügen, neben einigen anderen Inhalten, dass die HSV Fußball AG ihren Lizenzspieler-Etat drastisch verringern muss, um eine erneute Insolvenzgefahr von vornherein auszuschließen.

Im Detail:  In der Saison 2015/16 lagen die Kaderkosten bei rund 50 Mio. Im Hinblick auf die Planung für die Saison 2016/17 war das langfristige Ziel, die Kaderkosten auf ca. 40 Millionen Euro zu senken. In dieser Größenordnung ist der Hamburger Sportverein in der Lage, kostendeckend zu wirtschaften, was Bedingung der DFL war. Leider wurde das Ziel aus unterschiedlichen Gründen verfehlt und die Kaderkosten lagen am Ende der Saison immer noch bei knapp um € 50 Mio.

Im Zuge einer außerordentlichen „Notmaßnahme“ kamen dann die Gehälter der Wintertransfers (Papadopolulos.., Mavraj. und Walace.) mit ca. 6 bis 7 Mio noch hinzu. Zu diesen Maßnahmen sah sich die sportliche Führung des Vereins gezwungen, um den Klassenerhalt zu sichern, was am Ende auch gelang. Aber dies sollte mit 56 Mio Kader-Kosten selbstverständlich nur eine temporäre „Sonder-Belastung“ bis zum Saisonende sein und nicht der „neue Basiswert“ des Kader-Budgets für die Saison 2017/18.

Aus diesen Zahlen ist deutlich ersichtlich, dass es sich bei den augenblicklichen Maßnahmen weder um einen willkürlichen „Notsparplan“ noch um eine „Chaosplanung“ handelt, sondern um eine dringend notwendige Maßnahme, die uns von der DFL vorgegeben wurde und die zu erfüllen wir gewillt sind. Der Aufsichtsrat hat das Kader-Budget für 2017/18 keineswegs drastisch gesenkt – der Aufsichtsrat hat im Wesentlichen lediglich die „Sondermaßnahme Wintertransfer für den Klassenerhalt“ nicht verlängert und das Kader-Budget der Vorsaison 2016/17 übernommen!

Um es an dieser Stelle einmal in klaren Worten deutlich zu machen: Dem HSV ist nicht damit gedient, erneut teure Millionentransfers mit der Hilfe von Herrn Kühne zu realisieren, wenn der Verein auf der anderen Seite seine eigenen Ziele und die bindenden Vorgaben der DFL nicht erfüllen kann, weil er seinen Spieler-Etat erneut um ein Vielfaches überzieht. Dies ist weder im Sinne des Aufsichtsrat, noch des Vorstandes und auch nicht im Sinne von Herrn Kühne, mit dem wir selbstverständlich im ständigen Austausch sind.

Noch deutlicher: Der Vorstand des Hamburger Sportvereins wird in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsrat nicht erneut den Fehler begehen und Gelder ausgeben, die ihm nicht zur Verfügung stehen. Derartige Verhaltensweisen gehören der Vergangenheit an.

Ein kurzes Wort zur Arbeit des Aufsichtsrats, der zur Zeit unter massiver Kritik seitens einiger Medien steht. Der Aufsichtsrat der HSV Fußball AG erfüllt in diesen Tagen seine Kontrollpflicht und er tut dies in exzellenter Abstimmung mit dem Vorstand und der sportlichen Leitung des Vereins. Es gibt keinerlei willkürliche oder von persönlichen Motiven gesteuerte Einschränkungen für die Arbeit des Vorstandes und der sportlichen Leitung, sondern wir arbeiten zur Zeit mit Hochdruck und gemeinsam daran, für die nächste Saison eine schlagkräftige, junge, hungrige und begeisternde Mannschaft zusammen zu stellen. Hierbei genießt die sportliche Leitung des HSV das volle Vertrauen des Vorstandes und des Aufsichtsrats.

Bitte lassen sie mich abschließend etwas erklären. In den Medien wird zur Zeit berichtet, der HSV würde nahezu alle seine aktuellen Lizenzspieler auf dem Transfermarkt anbieten bzw. anbieten lassen. Dies entspricht nicht der Wahrheit. Tatsache ist, dass man nach einer sportlich erneut nicht befriedigenden Saison in die Analyse geht und nach Gründen sucht, warum man die Ziele verfehlt hat. Dies beinhaltete bei jedem Fußballverein eine Anpassung in der Kaderstruktur, hinzu kommen auslaufende Verträge und abwanderungswillige Spieler. Nichtsdestotrotz respektiert die HSV Fußball AG selbstverständlich alle geschlossenen Verträge.

Liebe Mitglieder und Fans des HSV, bitte lassen sie sich von reißerischen Überschriften und halb-wahren Zeitungsartikeln nicht verunsichern, wir machen unseren Job und der HSV wird auch in der nächsten Saison wieder ein gutes Team auf den Platz schicken.

Herzliche Grüße

ihr Heribert Bruchhagen

Vorstandsvorsitzender

(nach Diktat verreist)