Ab und zu kommt es (immer noch) vor, dass mir jemand auf der Facebook-Seite von HSV-Arena schreibt, ich solle doch endlich mal über etwas Positives berichten. Meine natürliche Antwort lautet dann grundsätzlich: „Mache ich gern, gib mir doch mal einen Tipp“. In der Regel verschwindet der Bittsteller dann wieder im Nirwana des Internet, offenbar deshalb, weil ihm zu diesem Thema genauso viel einfällt wie mir. Aber halt, da gibts ja noch einen Unterschied, denn er ist ja nur Konsument, ich bin ja Blogger und Verbreiter und zu meinen ureigensten Aufgaben gehört es, über den HSV Positives zu erfinden, andernfalls ist man bekanntlich kein HSV-Fan, eine Frage, die übrigens auch immer wieder gestellt wird.

„Seid ihr eigentlich überhaupt HSV-Fans?“, keine Ahnung, wie oft ich das im Laufe der letzten 5 Jahre gelesen habe. Denn offensichtlich ist es in der Welt der rosa Hüpfer so, dass dort, wo „HSV“ drauf steht, auch nur „HSV-Fan“ drin sein darf und als „HSV-Fan“ hat man gefälligst zu hüpfen. Bekenne ich dann ehrlicherweise, dass ich kein HSV-Fan bin, wird mir binnen Sekundenfrist das Recht abgesprochen, mich auch nur mit einer Silbe über den Verein äußern zu dürfen. Kurios. Noch kurioser wurde es dann im Verlaufe dieser Woche, als mir ein aufgebrachter Facebook-User erklären wollte, dass ich allein für die Dauermisere des Vereins verantwortlich sei.Sinngemäß muss man sich das so vorstellen, dass einzig und allein meine kritische Betrachtungsweise die Spieler davon abhält, besser zu kicken.

Das Witzige daran: Der Typ meinte das tatsächlich ernst 🙂 Nun denn, will ich mal nicht so sein, heute haben ich tatsächlich etwas Positives im Angebot. Denn eines ist seit spätestens gestern bekannt – der HSV arbeitet kontinuierlich und berechenbar. Leider hört an dieser Stelle die positive Geschichte schon wieder auf, denn aus kontinuierlich wird kontinuierlich schwachsinnig und aus berechenbar wird vorhersehbar dümmlich. Beginnen wir doch am Besten ganz oben und das bedeutet beim selbsternannten Alleswisser, Schweinchen-Schlau Heribert Bruchlandung.

„Die angedachten 48 Millionen Euro sind sicherlich in der Diskussion und werden eine Beweglichkeit nach oben erfahren“, sagte der Clubchef am Donnerstag.

Alter, hör doch einfach mal auf, geschwollene Scheiße abzusondern und nenne die Dinge so, wie sie sind. „Beweglichkeit nach oben“ bedeutet nichts anderes als „wir werden unser selbst-auferlegtes Ziel wieder einmal ignorieren und für einen Schrott-Kader wieder einmal überpropotional zahlen!!!“ Das und nichts anderes bedeutet dieser Dödel-Satz und an dieser Stelle frage ich nach:

„Herr Bruchlandung, was genau sollte nun eigentlich diese ca. 2 bis 3 Wochen andauernde Zickerei und der Versuch, den Anschein erwecken zu wollen, etwas anderes als der Verbrenner Beiersdorfer vor ihnen zu veranstalten?  Wenn sie nach einem Kühne-Interview und drei BILD-Artikeln eh wieder einknicken, also sie und der Aufsichtsrat, dann sind sie der falsche Mann, genauso übrigens, wie Herr Dr. Peters der falsche Aufsichtsrats-Vorsitzende ist. Das Einzige, was sie mit dieser Geschichte erreicht haben, meine Herren, sie haben diverse Transfers verzögert, wenn nicht gar verhindert. Wer weiß, vielleicht hätte man einen Kempf aus Freiburg vor der U21-EM noch bekommen können, aber zu der Zeit mussten sie ja den Sparminister spielen. Herr Bruchhagen, sie sind eine einzige große Enttäuschung“. 

Aber: Wo der Boss vorlegt, wollen die Angestellten nichts schuldig bleiben, gell. So bekennt Pflegefall Papadopoulos ohne Probleme:

„Der HSV ist trotzdem einer der größten Klubs in Deutschland. Und die Fans sind top.“ Außerdem hätte man in der kommenden Saison mit dem Abstieg nichts am Hut und will etwas erreichen.

Es ist ja nicht so, als hätte man das schon mal irgendwo gehört, aber „Papa“ macht einen Fehler. Er hat die überragende Schönheit der Stadt Hamburg und die Einzigartigkeit der Arena unterschlagen, das muss noch besser werden. Vielleicht kann Andre Hahn ja helfen? Dieser wird u.a. in der Hamburger Morgenpost so zitiert:

Mit Gladbach spielte André Hahn in der Champions League und der 26-Jährige denkt gar nicht daran, sich beim HSV nur mit Abstiegskampf zufrieden zu geben. So ist zumindest seine Videobotschaft zu verstehen, die der Angreifer übermittelte: „Wir haben etwas Großes vor und ich möchte Teil davon sein. Ich freue mich riesig.“

Na bitte, Lackier-Hahn, es geht doch. Ich freue mich ebenfalls riesig, nämlich dann, wenn du auf der Bank sitzt und mit ansiehst, wie man in Stuttgart abgeschossen wird. Nein, sie lernen einfach nicht dazu. Demut ist nach wie vor ein Fremdwort und man möchte förmlich anwesend sein, wenn den Herren ihre großen Worte um die Ohren fliegen. Moment, da war ja nochmal der Angrybird Bruchlandung.

Nachdem wir in der Vorgehensweise der Neuerwerbungen zunächst zum Tabellenletzten erklärt wurden, glaube ich, dass wir jetzt einen gehobenen Mittelfeldplatz belegen.“

Ja Heribert, das glaube ich auch. Mindestens. Denn nach dem vorübergehenden Transfer-Verzicht hat man es nun mit Kühnes € 20 Mio.-Spritze geschafft, der Bundesliga-untauglichen Truppe ein völlig neues Gesicht zu geben. Gucken wir uns den „neuen“ Kader nach der Transfer-Offensive und dem Umbruch 27.0 einmal an.

Tor:

Für Adler kam Pollersbeck für knappe € 4 Mio. Julian mutierte einzig und allein durch zwei gehaltene Elfer im Halbfinale zum legitimen Nachfolger von Manuel Neuer, in Hamburg muss er sich allerdings erstmal gegen Mathenia durchsetzen.

Abwehr.

Götz, Djourou und Ostrzolek gingen, Bjarne Thoelke kam vom Zweitliga-Absteiger aus Karlsruhe, wo er kein Stammspieler war. Und für jeden, der jetzt aufkreischt: Nein, ich unterschlage den Griechen nicht, aber der war bereits im letzten Jahr hier, ist also kein Neuzugang, denn er war am Grottenfußball der letzten Saison maßgeblich beteiligt. Bleibt also zur Zeit nur der Strafraum-Reiniger Bjarne als Neuer.

Mittelfeld:

Keiner ging, keiner kam. Muss auch nicht, denn das Mittelfeld des HSV ist aufgrund des Spielsystems (langer Hafer nach vorn und dann hinterherlaufen) eh nicht besonders relevant.

Sturm:

Keiner ging, Hahn kam. Schlappe € 6 Mio. drückt der HSV für das nächste Mentalitätsmonster ab, welches sich seit 3 Jahren auf dem Weg nach unten befindet. Aber nächste Frage: Wo soll Hahn eigentlich spielen? Links spielt Kostic, rechts spielt Müller, in der Mitte Wood oder Gregoritsch. Was soll dieser Transfer, wenn man Nic Müller doch um jeden Preis halten will? Für einen Backup ist Hahn doch wohl ein wenig zu teuer, aber halt. Struth. Ich vergaß Struth. Dann wird natürlich einiges klarer.

Jetzt mal ohne Gag, kann mir einer erklären, wo jetzt eine Mannschaft, die in der letzten Saison in der 88. Minute des 34. Spieltags die Klasse gehalten hat, besser geworden ist? Nein, Freunde, für € 20 Mio. hat der Verein bisher lediglich den Status Quo eines potenziellen Absteigers gehalten.

Zum Glück sind zumindest die Finanzen geklärt, denn die Hamburger Presse frohlockt gemeinsam:

Etat-Obergrenze gekippt – Jetzt zahlt Kühne auch Gehälter

Schon klar, man baut auf die Verblödung der HSV-Fans und es wird erneut klappen. Aber an dieser Stelle doch noch einmal – Herr Kühne kann die Gehälter nicht bezahlen, Herr Kühne gibt nur einen weiteren Kredit an den HSV und davon werden die Gehälter bezahlt.

Und nein, Herr Papadopoulos bekommt seine € 300.000 im Monat ab sofort nicht von einem Schweizer Konto überwiesen, sondern nach wie vor vom HSV. Der Anschein, den die Hamburger Scheiß-Presse hier erwecken möchte, ist mehr als fahrlässig, sachlich falsch und im Grunde nichts weiter als erlogen.

Schönes Wochenende