Zuerst einmal: Ich halte einen Transfer wie den (angeblich anstehenden) von Rick van Drongelen (18) für dein einzig richtigen, den alternativlosen Weg. Der Spieler ist sehr jung und hat dabei bereits Erstliga-Erfahrung in einer guten Liga sammeln können. Zudem ist er, wenn die Zahlen denn stimmen sollten, mit € 3 Mio. so teuer wie heute ein Spieler aus der zweiten deutschen Liga (Gregoritsch, Wood). Genauso richtig wären Transfers von Marc-Oliver Kempf (22), Tim Leibold (23) etc. gewesen, und so falsch sind Transfers von Hahn (fast 27), Papadopoulos (ständig verletzt), sowie ca. 90% aller bisherigen Transfers der letzten 4 Jahre.

Dennoch wirft auch dieser Transfer diverse Fragen auf, die sich ein Verein wie der HSV, mit seiner unsäglichen Transfer-, Scouting-, und Finanzgeschichte nun mal bieten lassen muss.

„Der HSV hat Rick bereits seit eineinhalb Jahren beobachtet, er stand also schon länger auf unserer Liste“, erklärt der Sportchef. „Insgesamt haben wir ihn zehn Mal beobachtet. Das Testspiel in Österreich diente lediglich als letzter Eindruck.“

Sorry, Herr Tod, aber – was für ein Bullshit. Sie selbst erzählen neulich noch, wie begehrt Innenverteidiger dieser Tage sind und wie schwer es ist, einen wirklich guten zu ergattern. Sie fliegen in der Weltgeschichte herum, interessieren sich für Spieler aus der spanischen Liga, die zweistellige Millionensummen kosten soll. Sie chartern einen Privatflieger, um Freistoßkünstler Denswil ein letztes Mal zu begutachten und nun wollen sie allen erzählen, dass Big Rick von Anfang an der erklärte Liebling war und man ihn eigentlich pausenlos beobachtet hatte, seitdem er 16 Jahre alt war? Das können sie vielleicht ihren verblödeten rosa Hüpf-Idioten erzählen, aber nicht mir.

Die Kommunikation des HSV 2017 ist ein einziges Desaster, analog zu dem, was auf dem Spielfeld zu „bewundern“ ist und dieser Sportchef aka Pressesprecher ist nichts anderes als Olli Kreuzer 2.0. Peinlich ohne Ende, wie der HSV über den eigenen Twitter-Kanal mitteilte, dass man mit dem Spieler in „konkreten Gesprächen“ sei, ein wohl einmaliger Vorgang. Was bin ich froh, dass der alte Aufsichtsrat eliminiert und alle Maulwürfe erschlagen wurden, endlich dringt nichts mehr nach außen.

Aber, wie gesagt – auch zu van Drongelen gibt es Fragen, die sich zumindest mir sofort stellen. Da wäre zum Ersten die Frage, warum ein holländischer U-19 Nationalspieler gerade mal soviel kostet, wie ein Spieler aus Deutschlands Liga 2. Besonders dann, wenn Innenverteidiger doch so rar sind. Die nächste Frage lautet: Wenn der Junge eine solche Rakete ist, warum kommt dann kein anderer Verein auf diese Idee, vielleicht auch ein Verein, der deutlich mehr bezahlen könnte. Dritte Frage: Wenn dieser Spieler nun tatsächlich das (zweit)-größte Verteidiger-Talent der Niederlande ist, warum geht er dann zu einem potenziellen Abstiegskandidaten in der Bundesliga und nicht zu einem richtigen Verein.

Um es nochmals deutlich zu machen – ich will den Spieler garantiert nicht schlechter reden, als er ist. Aber all diese Fragen sollte man sich stellen, bevor man anfängt zu hüpfen, obwohl man den Jungen noch nie hat kicken sehen.