Preisfrage: Wer war der erste Bundesligist, der sich in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals 2017/18 bis auf die Knochen blamierte? Sorry, war natürlich zu einfach. Was ich allerdings wirklich nicht verstehen kann: Warum sind immer noch so viele von diesem Ergebnis überrascht? Bin ich denn der Einzige, der Spiele dieser Mannschaft ohne Blindenbrille sieht? Diverse Male erreichte mich gestern, unmittelbar nach dem Spiel, die Aufforderung zur General-Abrechnung, endlich sollte einmal Klartext geredet werden und meine Antwort war immer die gleiche: Warum denn bitte die nächste General-Abrechnung und Klartext rede ich ohnehin jeden Tag.

Nein, auf einer Leiche trampelt man nicht auch noch herum, aber man kann (noch einmal) versuchen zu erklären, warum das Ergebnis gestern im Grunde alles andere als überraschend kam. Als da wären…

Der „Gönner“

Klaus-Michael Kühne ist leidenschaftlich, ahnungslos und extrem schlecht beraten. Außerdem „gönnt“ er nicht und schenken tut er schon gar nicht, er leiht und das jeweils so kleckerweise, dass es gerade so zum Überleben reicht, zu mehr aber auch nicht. Er unterstützt grundsätzlich die falschen Personen (Hilke, Beiersdorfer, Gisdol) und hört auf die falschen Einflüsterer (Calmund, Struth). Und er lernt nicht dazu. Dafür bringt er aber regelmäßig mit eindrucksvollen Interviews die nächste Verwirrung in den Verein.

Der Aufsichtsrat

Heillos zerstritten, nicht homogen. Die Einen wollten den Sparkurs und es schien so, als könnten sie sich durchsetzen, die Anderen wollen so weitermachen, als wäre nichts passiert. Am Ende machte der „Gönner“ im Zusammenspiel mit der BILD Druck und die Sparer brachen auseinander. Demnächst wird neu gewählt bzw. bestimmt, was dann kommt, steht im Stern. Chaos.

Der Vorstand

Der Vorsitzende ist laut „Gönner“ nur eine Übergangslösung und tut sich im Allgemeinen dadurch hervor, dass er überhebliche Auftritte und arrogante Interviews hinlegt. Zu melden hat er eh nichts, wie man am Anfang der Transferperiode erkennen konnte. Sobald der „Gönner“ bellt, hat der Vorsitzende zu funktionieren, mag es ihm auch noch so sehr widerstreben. Aber anstatt zu sagen „Mit mir nicht, macht euren Scheiß doch allein“, wird nach alter HSV-Manier der Vertrag ausgesessen. Und so einer möchte dann den überteuerten Spielern erklären, sie sollten gehen und dann auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten?

Der Finanzheini sollte sanieren und macht nichts anderes als noch mehr Schulden. Überbezahlter Blender ohne Wirkung. Überflüssig.

Der Trainer

Maximal Bundesliga-Durchschnitt, kann einer miesen Truppe offensichtlich nichts beibringen. Wollte erst nur einen Vertrag bis Saison-Ende (damit man sich erst mal kennenlernt), verlängerte dann aber mitten in der Saison. Hat wie jeder Trainer seine Lieblinge und baut Nachwuchsspieler nur dann ein, wenn ihm die teuren Alternativen ausgehen.

Der Sportchef

Als (besserer) Presseschnacker nichts anderes als eine mittlerweile peinliche Sprechpuppe ohne jegliche Handlungsvollmacht. Wenn schon sein Chef (Bruchhagen) nichts zu melden hat, was sollte dann der Tod melden? Labert jeden Tag scheinbar unaufgefordert ins nächste Mikrophon und sorgt damit für noch mehr Verwirrung. Würde wahrscheinlich auch die Gehälter der Spieler verraten, wenn ihn nur mal jemand fragen würde. Als Gesprächspartner für Berater und Spieler überflüssig.

Die Mannschaft

Vor der Saison wurde diversen Spielern (Douglas Santos, Walace, Hunt, Holtby, Lasogga etc.) und ihren Beratern erklärt, dass man im Grunde nicht mehr mit ihnen planen würde und sie würden die Freigabe erhalten, sollten sie entsprechende neue Arbeitgeber bringen. Als man dann selbst eine Absage nach der nächsten bekam, zog man diese Aussage zuerst zurück, um sie dann wieder aufflackern zu lassen. Und jetzt erwartet man von Spielern, denen man signalisiert hatte, sie nicht mehr zu benötigen, dass sie sich den Arsch für den Verein aufreißen? Hinzu kommt noch ein Müller, der gern gehen möchte, der aber nicht darf und deshalb eine Vertragsverlängerung ausschlug. Diese Mannschaft ist ein völlig verunsicherter Torso, der beim geringsten Lüftchen auseinander bricht, wie man gestern erkennen konnte.

Die Transfers

Als wohl einziger Verein in Europa gelingt es dem HSV, € 20 Mio. auszugeben und die Mannschaft dabei nicht zu verbessern. Begonnen hat das Ganze mit der völlig überflüssigen Vertragsverlängerung bei gleichzeitiger Gehaltsverdoppelung für Bobby Wood. Kein Mensch hat für den Amerikaner die € 12 Mio. bezahlen wollen, die als festgeschrieben Ablöse im Vertrag standen. Nun macht man den Mann zum Großverdiener und damit in der Bundesliga nicht mehr vermittelbar. Die Verpflichtung von Papadopoulos ist ein Desaster, der Grieche kann außer „Mentalität“ leider wenig bis nichts, weshalb ihn auch weder Leverkusen noch Leipzig halten wollten. Desweiteren leistet man sich aus Image-Gründen einen U21-Europameister und setzt ihn auf die Bank. Mit Andre Hahn kauft man für € 6 Mio. das nächste Mentalitätsmonster und einen Schipplock 2.0, weil man ignoriert hat, dass der Mann eine einzige gute Bundesliga-Saison (2013/14) auf der Habenseite verbuchen kann. Den jungen van Drongelen holt man nur deshalb, weil alle andere nicht wollten oder unbezahlbar waren. Verkaufen konnte man bis auf Gregoritsch nicht einen Spieler. Zusammengefasst: Eine einzige Katastrophe!!!

Die Vorbereitung

Sinnbildlich für den HSV ist die Nummer mit dem in letzter Sekunde verlegten Trainingslager in Österreich. Wenn nichts klappt, dann klappt nicht mal das. Dabei stimmt es – man sollte die Ergebnisse der Vorbereitungsspiele nicht überbewerten. Die Ergebnisse nicht, aber die Art und Weise, wie sie zustande kommen. Denn in allen Testspielen agierte der HSV so, wie in der letzten Saison und wie eben gestern in Osnabrück. Spielerische auf mittlerem Zweitliga-Niveau, in der Abwehr langsam und unkonzentriert, mit einem unsichtbaren Mittelfeld und einem albernen Sturm. Wie jede Saison gibt es Fans, die denken, man würde kurz vor dem ersten Pflichtspiel irgendeinen imaginären Schalter umlegen und dann würde es schon laufen, aber das kann nicht klappen, es klappt nie.

Die Fans

Aufgespalten in zwei Lager. Die einen haben mittlerweile die Schnauze schon vor dem ersten Saisonspiel voll, die Anderen hüpfen rosa geblendet um die Wette und wollen den Quatsch glauben, der ihnen verkauft wird. Wie kurz aber die Lunte selbst bei den Hüpfern ist, zeigte sich in den Reaktionen gestern nach dem Spiel. Wer auf der Facebook-Seite des HSV nachlesen möchte, braucht einen starken Magen. Bereits vor dem Start der Bundesliga-Saison brennt der Baum, denn es ist genau das passiert, was auf keinen Fall hätte passieren dürfen.

Die Medien

Versuchen den Fans irgendein Bild zu verkaufen, an das sie selbst nicht glauben. Durchschnittskicker werden zu Hoffnungsträgern gebastelt, Bankdrücker sind die nächsten A-Nationalspieler. Anstatt die Wahrheit zu verbreiten, wird eine Scheinwelt erschaffen, die innerhalb von Sekunden wie ein Kartenhaus zusammenbricht. Das Zusammenspiel von BILD und Kühne ist für den Verein schädlich ohne Ende, aber was interessiert es die Herren denn?

Fazit: Nimmt man all das zusammen (was hier an dieser Stelle seit Jahren beschrieben wurde und wird), kann man über den gestrigen Auftritt eigentlich nicht erschüttert sein. In diesem Verein gibt es wirklich absolut nichts, was stimmt und noch weniger, was Hoffnung macht. Klingt vielleicht brutal, aber so ist es.

Ach ja: Happy Birthday, Heiko Westermann 🙂