„Ich habe denen ganz klar gesagt: Wenn ihr nicht mit Wood verlängert (und das Gehalt verdoppelt), beteilige ich mich nicht am Hahn-Transfer“ (Klaus-Michael Kühne bei SKY)

Keine Ahnung, wie oft ich es schon geschrieben habe. Ob nach der van der Vaart-Geschichte oder ob nach der eindeutigen Aussage von Dietmar Beiersdorfer („Wir schlagen Herrn Kühne Spieler vor und wenn er die nicht will, kommen halt andere“), es gibt immer noch welche, die nicht wahrhaben wollen, dass Kühne in der Vergangenheit nicht nur Transfers beeinflusst, sondern dass er sie maßgeblich bestimmt hat. Mit der Forderung nach der Gehaltsverdoppelung für Bobby Wood, obwohl der US-Amerikaner noch einen Vertrag bis 2019 besaß, hat Kühne nun zwei Dinge bewiesen:

Erstens: Dass er absolut willkürlich wie ein Fan entscheidet bzw. sich von zwielichtigen Geschäftemachern beraten lässt und

Zweitens: Dass er vom Fußball absolut keine Ahnung hat

Wie krank und pervertiert diese ganze Veranstaltung sich gestaltet, erkennt man, wenn man zwei relativ aktuelle Beispiele übereinander legt.

Der Fall Lasogga:

Pierre-Michel Lasogga war 21 Jahre alt, als ihn der HSV am 02.09.2013 von Hertha BSC Berlin auslieh. In seiner Leihsaison erzielte er in 20 Spiele 13 Tore und legte einen Treffer auf. Zudem erlöste er den Verein durch sein Tor gegen Fürth in der Relegation. Nach zähem Poker mit Michael Preetz kaufte ihn schließlich Beiersdorfer für € 8,5 Mio. und bezahlte ihm € 3,6 Mio. pro Saison, obwohl Lasogga bei den Berliner nur noch einen Vertrag für ein Jahr hatte.

Selbstverständlich war der Spieler angesichts seiner Fähigkeiten viel zu teuer und sein Gehalt aberwitzig, aber ich kann zumindest im Ansatz die Idee dahinter verstehen. Hätte man die Leistungen Lasoggas vor dem Transfer analysiert und nicht hinterher (5 Tore in 2 Spielen, von 13 Treffern hatte ihm 10 Hakan Calhanoglu aufgelegt, den man zuvor verkauft hatte), wäre man möglicherweise zu anderen Schlüssen gekommen. Ich bin nun gänzlich unverdächtig, diesen Transfer zu verteidigen, aber ich weiß, durch welche Motivation die handelnden Personen getrieben wurden. Hinzu kommt, dass Lasogga damals einen Marktwert von € 12 Mio. hatte. Um es ganz klar zu sagen: Ich hätte ihn nicht gekauft!

Der Fall Wood:

Bobby Wood war 24 Jahre alt, als ihn der HSV für € 3,5 Mio. am 01.07.2016 von Union Berlin holte, für den Top-Torjäger der 2. Liga (17 Treffer, 3 Vorlagen) schien dies ein Schnäppchen zu sein. In seiner ersten Bundesliga-Saison erzielte Wood für den HSV in 28 Spielen 5 Tore und gab 2 Vorlagen, eine wohl eher durchschnittliche Performance. Als ihn der HSV holte, hatte Wood einen Marktwert von € 3,5 Mio.

Im Sommer nach seiner ersten Bundesliga-Saison wechselte Bobby Wood den Berater und wird seither vom Kühne-Intimus Volker Struth vertreten. Dieser kam auch umgehend mit der Information um die Ecke, dass sein neuer Klient eine Ausstiegsklausel von € 12 Mio. im (alten) Vertrag stehen hätte und dass es massives Interesse aus England geben würde. Auf „Empfehlung“ des Beraters Struth und auf Druck des „Gönners“ Kühne verlängerte der HSV einen Vertrag, der noch bis 2019 gelaufen wäre, bis 2020 und verdoppelte das Gehalt des US-Amerikaners von € 1,5 Mio. auf € 3 Mio. jährlich. Um es (erneut) ganz klar zu sagen: Ich hätte das Gehalt nicht verdoppelt und hätte es einen Interessenten gegeben, der € 12 Mio. auf den Tisch gelegt hätte, ich hätte Wood sofort verkauft.

Allein diese beiden Beispiele zeigen, wie krank der HSV in sich ist, wie fremdgesteuert der Verein inzwischen ist, wie schädlich der Einfluss ist, den Leute, die keinerlei Verantwortung tragen, mittlerweile ausüben. Und es zeigt auch, wie unfassbar wenig Ahnung Herr Kühne vom Geschäft Fußball hat. Auf der einen Seite verlangt er die Gehaltsverdoppelung für Wood und macht alle weiteren Investitionen davon abhängig, auf der anderen Seite nennt er Lasogga im Jahr 2017 eine Lusche.

Was unterscheidet die beiden Spieler voneinander? Während Lasogga bei Vertragsunterzeichnung 22 Jahre alt war, war Wood bereits 24. Während Lasogga 13 Tore in seiner ersten Saison erzielte, traf Wood fünfmal. Das Einzige, was diese beiden Spieler heute unterscheidet, ist ihr Image. Ihr Ruf. Nimmt man die reinen Leistungsdaten (Lasogga 2014, Wood 2017), so würde der Kauf von Lasogga deutlich mehr Sinn machen als die Verlängerung mit Wood. Aber während Lasogga geschmäht wird, wird von der Verlängerung mit Wood der Rest der Transfer-Aktivitäten abhängig gemacht und hier beginnt das wirklich Dilemma.

„Ich habe denen ganz klar gesagt: Wenn ihr nicht mit Wood verlängert (und das Gehalt verdoppelt), beteilige ich mich nicht am Hahn-Transfer“ (Klaus-Michael Kühne bei SKY)

Mit anderen Worten: Hätte der HSV sich geweigert, mit Wood zu verlängern, wären auch die Transfers mit Papadopoulos, Hahn, Pollersbek und van Drogelen nicht vollzogen worden, weil der HSV nicht in der Lage war, diese Käufe aus eigener Kraft zu stemmen. Ich nenne das Erpressung! Aber eigentlich begann diese Form der Einmischung, ja sogar der Erpressung schon viele Jahre zuvor, Stichwort „van der Vaart“. Am 31.08.2012 holte der HSV den „kleinen Engel“ zurück heim in den Volkspark und zwar aus einem einzigen Grund: Kühne wollte ihn und keinen anderen. Der damalige Sportchef Frank Arnesen bevorzugte die Spieler Eriksen oder Oscar, Kühne (und Frau Kühne) aber wollten van der Vaart. „Rafael oder nichts“.

Allein dieser Transfer (von dessen Abwicklung zahlreiche weitere Transfers in der der folgenden Zeit abhängig gemacht wurden) leitete den Abstieg des HSV ein. Nicht nur, dass der Holländer keine Leistung mehr brachte bzw. bringen konnte, er kostete den Verein ca. € 25 Mio. und er leitete das Ende des Sportchefs Arnesen ein, der in der Folge von Vögeln wie Kreuzer, Knäbel, Beiersdorfer und Todt beerbt wurde.

Mit anderen Worten: Dadurch, dass Kühne den Transfer van der Vaarts durchdrückte, setzte der den HSV auf die Todesliste. Aber man lernt ja bekanntlich nicht dazu, denn was damals mit van der Vaart passierte, passiert heute mit Wood erneut. Aus purem Bauchgefühl, aus blanker Willkür, nur weil man es will, werden Transfers bezahlt oder nicht. Über die weitreichenden Folgen macht sich Kühne keine Gedanken. Aber er kritisiert den Manager Todt, weil der Spieler nicht loswird, die sein Kumpel Beiersdorfer mit Mondgehältern ausgestattet hat. Aber das sagt er natürlich nicht. Jeder Name wird genannt, jede Position wird kritisiert. Nur der Name des Verbrenners wird nie genannt, warum wohl nicht.

BEIERSDOFER!

Um es noch einmal auch für den Letzten deutlich zu machen: Kühne ist nicht die Lösung, er ist das Problem! Er ist es seit 2011.

P.S. Ich hoffe, niemand erwartet von mir, diesen Folterfußball von gestern zu erwähnen.