Hat gestern jemand den Sport1 Doppelpass und den unfassbaren Auftritt von Pinocchio Bruchhagen gesehen? Wenn ja, müsste er eigentlich so geguckt haben wie Ralf Rangnick, der den Vorstandsvorsitzenden des HSV anschaute, als wollte er sagen: „Sag mal Heribert, glaubst du die Scheiße eigentlich wirklich, die du hier absonders?“ Wie man es dreht und wendet, die Performance von Herr Bruchlandung hatte etwas Spektakuläres, weil das, was er von sich gab, so offensichtlicher Schwachsinn war, dass die anwesenden „Journalisten“ gänzlich vergaßen, auch nur eine Nachfrage zu stellen. Ein paar Beispiele.

Märchen Nr. 1.

Bruchhagen (sinngemäß): „Der HSV wäre auch ohne Herrn Kühne in den letzten Jahren und in Zukunft in der Bundesliga.“

Ach so, Heri. Dann sind wohl die drei Fast-Insolvenzen in den letzten 4 Jahren durch den Weihnachtsmann abgewendet worden. Dann hat wohl der heilige Geist ca. 80% der letzten 25 Transfers finanziert. Muss wohl so sein, aber ich bin sicher, man hätte auch ohne diese Transfers eine gute Rolle spielen können. Oder wie war das noch? „Mit der Hilfe von Herrn Kühne konnten wir im Winter Papadopoulos, Mavraj und Walace holen und damit die Klasse am Ende doch noch halten“. Ja, was denn nun?

Märchen Nr. 2

Bruchhagen (sinngemäß): Der HSV ist zu 100% autark und selbstbestimmt“

Der HSV ist pleite, Bruchhagen. Und ohne Kühne wäre der HSV heute bereits in der Regionalliga. Ich will damit nicht sagen, dass ich das Engagement des Herrn und die Art und Weise seiner Einflußnahme gut finde, ganz im Gegenteil. Aber es sind Fakten und die sollte man nicht versuchen, weg zu lügen.

Märchen Nr. 3.

Bruchhagen (sinngemäß): „Herr Kühne greift nicht und griff nie ins operative Geschäft ein“

Herrjeh, müssen sie jetzt nicht selbst lachen? Kühne selbst erzählte bei SKY von der Wood/Hahn-Erpressung und ich erinnere gern an die van der Vaart-Nummer. Wenn also der „Gönner“ seine Finanzierung und die damit verbundenen weiteren Transfers von der Vertragsverlängerung eines Spielers abhängig macht, dann ist das keine Einflußnahme ins operative Geschäft?

So oder ähnlich ging es die ganze Zeit weiter und ich habe mich bisher nicht komplett von dem Schleudertrauma erholt, welches durch unkontrolliertes Kopfschütteln hervorgerufen wird. Es mag ja sein, dass der Chef eines Vereins im TV die Dinge nicht immer so benennen kann, wie sie tatsächlich sind, aber deshalb muss man noch lange nicht den Lügenbaron imitieren. Der Auftritt im Doppelpass war vielleicht eines Heribert Bruchhagens würdigt, nicht jedoch eines Vorstandsvorsitzenden des Hamburger Sportvereins.

Wer nun gedacht hatte, dies sei es gewesen, den muss ich enttäuschen, denn der Tag hatte noch einen weiteren Lachschlager im Angebot. Das mittlerweile legendäre Kühne-Interview im Spiegel brachte eine Perle zum Vorschein, die ihresgleichen sucht.

„Ich weiß, wen Gisdol als Spieler will. Und er hat mich über Struth gebeten, mich zu engagieren. So wusste ich, dass viele Vereine hinter Wood und Hahn her waren. Mir war also bekannt, dass der HSV schnell reagieren musste. Er war dazu nicht in der Lage, also habe ich es getan“ 

Zuerst habe ich gedacht, da hat sich jemand einen schlechten Scherz erlaubt, als ich das gelesen habe. Will da jemand Helm-Peter einen machen, indem er ihn als den Schwachkopf hinstellt, der er ist?

Aber nein, das Zitat ist echt und man muss es sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen.

Markus Gisdol, vom Berater Struth vertreten, erzählt Kühne, dass er die Raketen Wood (Verlängerung und Gehaltsverdoppelung) und Hahn unbedingt haben möchte. Dieser Struth, der die Spieler Wood und Hahn vertritt, lässt nun über seinen Mandanten Gisdol bitten, der HSV möge sich doch unbedingt um die Spieler kümmern, weil es Milliarden Angebote geben würde (die der Berater Struth schlicht und ergreifend erfunden hat). Kühne wähnt sich daraufhin im Besitz einer Insider-Information (die vom Berater Struth erfunden wurde) und macht daraufhin Druck auf den Verein. Der Verein kann nicht, deshalb erpresst Kühne die Vertragsverlängerung mit Wood (die der Verein allein bezahlen muss) und finanziert anschließend mittels eines Darlehens den Kauf von Hahn. Kassieren tut in beiden Fällen Erfindungskünstler Struth, der mit Hilfe seines Mandanten Gisdol den alten Mann mit dem Enkeltrick in die Falle und den HSV in weitere Verschuldung getrieben hat.

Es wäre eigentlich zum Niederknien komisch, wäre es nicht so leicht zu durchschauen und ebenso traurig. Da sind einige windige Vögel, die einen in seinem Business erfolgreichen, im Fußball-Geschäft jedoch absolut naiven alten Mann ausnehmen wie eine Weihnachtsgans. Aber halt, eigentlich nehmen sie gar nicht Kühne aus, sondern den HSV, denn Kühne schenkt bekanntlich nicht, er leiht. Man möchte dem Vielleser Kühne die Lektüre des Buches „Football Leaks“ dringend ans Herz legen, vielleicht begreift er dann, was dieser Struth mit ihm abzieht. Der HSV aber kann nicht anders und muss mitspielen, weil ansonsten überhaupt nichts mehr geht. Und damit wären wir wieder bei Pinocchio Bruchhagen und seinen vorgezogenen Wintermärchen.

In einem sind sich der Vorstandsvorsitzende und Münchhausen Scholz ähnlich – mit der Wahrheit stehen sie wirklich komplett auf Kriegsfuß.

Fortsetzung folgt.

P.S. Wenn Bruchhagen und Todt den Vertrag mit Nicolai Müller (im September 30) jetzt verlängern, ohne eine ansatzweise Gewissheit einer sportlichen Zukunft und „weil Kühne es will“, gehören sie auf der Stelle gefeuert.