Ich zitiere Daniel Jovanov aus seiner gestrigen Kolumne auf goal.com:

Als ich nach dem Schlusspfiff des Spiels zwischen dem Hamburger SV und dem FC Augsburg auf dem Weg in die Mixed-Zone des Volksparkstadions war, gingen mir mehrere Fragen durch den Kopf: Wen interessiert dieses Ergebnis eigentlich wirklich? Ist das Spiel, das außerhalb des Rasens gespielt wird, für die kurz-, mittel- und langfristige Entwicklung des Klubs nicht viel wichtiger?

(Quelle: http://www.goal.com/de/meldungen/hamburger-sv-kolumne-klaus-michael-kuehne-hsv-transfers-schlecht-/1svq20x9mqrfu1ekvf1s36hf4d)

Exakt das dachte ich (zwar nicht im Stadion, sondern zuhause) auch – wen interessiert eigentlich noch, ob der HSV gewinnt oder verliert? Und wenn er denn mal gewinnen sollte, kommt kurz danach eigentlich nur das Gefühl: „Aufgehoben ist nicht aufgeschoben“. Im Gegensatz dazu die Gefühlslage vieler (nicht nur meine) nach einer Niederlage. „Naja, war ja klar. Wie sollte bei den Begleiterscheinungen auch etwas anderes passieren“. Das Schlimme ist: Dies alles hat sich der Verein durch sein Verhalten, sein Finanzgebaren, seine Außendarstellung, seinen „Gönner“, seine „findigen“ Führungskräfte und auch seiner sportlichen Angestellten ganz allein zuzuschreiben. Das gilt in gleichem Maße für die Häme und die nicht aus der Mode kommenden HSV-Witze, alles eigene Schuld.

Für die Mannschaft und den Trainer ist diese Situation natürlich eine mittlere Katastrophe, denn sie alle können nur verlieren. Gewinnen sie mit aller Kraftanstrengung eine Partie, so wird dies als Betriebsunfall deklariert, verlieren sie, geht die Häme mit aller Härte von vorn los. Die Mannschaft weiß selbst, dass sie höchstwahrscheinlich nicht in der Lage sein wird, eine Siegesserie zu starten, insofern ist die Gefühlslage für den Rest der Saison vorprogrammiert. Man befindet sich in einer Todes-Spirale und niemand hat sowas wie einen Plan, wie man aus dieser Spirale entkommen kann.

Als selbst-erfüllende Prophezeiung kommt dann natürlich noch hinzu, was in einer solchen Situation nur beim HSV hinzukommen kann. Jeder, wirklich jeder hätte sich verletzen können/dürfen, aber nicht Nicolai Müller. Man kann schon fast an sowas wie höhere Fügung glauben, wenn man sieht, dass sich der einzige gefährliche Offensivspieler bei einer Jubel-Pirouette den Arsch bricht. „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“ und der HSV hat zur Zeit ein ganzes Klärwerk an den unteren Extremitäten. Und natürlich trifft es mit Müller ausgerechnet den Spieler, den man im Sommer mit Gewinn hätte veräußern können, obwohl er fast 30 ist und nur einen Vertrag bis 2018 besitzt. Es scheint wie verhext und ist doch nur eine logische Folge dessen, was man in den letzten knapp 4 Jahren verbrochen hat.

Die wegen Kühnes Einmischung hervorgerufenen Machtspiele fressen zu viel Energie, als dass der Sport und die wichtigen Inhalte im Mittelpunkt stehen können. Die Ergebnisse sind seit Jahren auf dem Rasen zu bestaunen. Keine unmittelbare, aber eine mittelbare Folge. (Jovanov)

Und so schließt sich der Kreis, denn durch die katastrophalen Kapriolen bei gleichzeitiger Extrem-Arroganz bekommt der Verein alles, aber kein Mitleid.

Im Gegenteil. Ich kenne viele, die sich freuen wie kleine Kinder, wenn es die nächste Klatsche setzt, denn viele wollen, dass „das Werk“ endlich seine Vollendung findet. In dieser Atmosphäre ist natürlich sportlicher Erfolg kaum möglich und es bedarf einer Radikalkur, um das Ruder im letzten Moment noch rumzureißen. Diese Kur fürchten die verantwortlichen Herren allerdings wie der Teufel das Weihwasser, denn sie ist mit dem Risiko verbunden, dass es sportliche abwärts geht. Auf der anderen Seite sollten sich die Jungs aber mal die Frage stellen: Wie wollt ihr den turn around denn schaffen? Wollt ihr immer nur so weitermachen? Den Etat irgendwann auf € 65 Mio. erhöhen und das Geschäftsjahr mit € 20 Mio. Minus abschließen. Dann wieder Richtung Kühne kriechen und die Lizenz mit Hilfe des nächsten Darlehens erkaufen? Damit man in der darauffolgenden Saison wieder gegen die Stimmung und die Verachtung des Rests der Republik spielt?

Oder will man endlich einmal das machen, was längst überfällig ist? Wenn es dafür nicht bereits zu spät ist, aber versuchen muss man es.

Ach ja, weil es ja immer heißt, hinterher ist man schlauer… 23.08.2013!!!!!