Meine Meinung.

Soso, da war der Herr Todt also (mal wieder) nicht anwesend. Angeblich meinte der Sportchef des Hamburger Sportvereins während (oder zum Ende) einer für den Verein nicht ganz unwichtigen Transferperiode 14 Tage Urlaub in Südfrankreich machen zu müssen. Mit Familie. Nun, grundsätzlich gönne ich jedem seine wohlverdienten Ferien und natürlich müssen sich berufstätige Väter und Mütter an den Ferienzeiten ihrer schulpflichtigen Sprösslinge orientieren. Soweit zumindest für den Großteil der arbeitenden Bevölkerung. Wenn ich nun aber einen Job antrete, in dem ich überproportional verdiene, dann ist es unglücklicherweise so, dass ich auch überproportionalen Einsatz zeigen muss, aber hier scheint man im Fall des HSV grundsätzlich zu viel zu erwarten.

Für den HSV geht es in diesen Jahren um genau eines, nämlich ums nackte Überleben. Ohne Kühne läuft (finanziell) bereits seit Jahren nichts mehr und nichts wäre für den Verein wichtiger, als sich in wirtschaftlicher Hinsicht vom „Gönner“ zu lösen, jedes Jahr ein Stück mehr. Dazu müsste man aber mehr arbeiten als die anderen und nicht weniger. Dazu müsste man regelmäßig den einen oder anderen sogenannten „smarten Transfer“ in die Wege leiten, aber dies ist wohl kaum möglich, wenn man in Arcachon am Strand liegt. Und ja, ich weiß um die Errungenschaften der modernen Technik, um Blackberry und Notebook, aber unglücklicherweise ist es zwingend notwendig, die eine oder andere Sache Face to face zu besprechen und nicht am Telefon.

Ich kann mich an ein Interview mit Heribert Bruchhagen erinnern, in dem er die Arbeitsbelastung von Bundesliga-Managern geradezu ins Lächerliche zog und meinte, die meiste Zeit wüssten sie gar nicht, was sie machen sollten.

Das Wort Stress lehne ich ab. Das gibt es nicht, wenn man im Fußball tätig ist. (Bruchhagen)

Und egal, ob dem HSV nun ein Transfer oder ein Verkauf durch die Abwesenheit des sportlich Verantwortlichen durch die Lappen gegangen ist, es ist das Zeichen, welches – wieder einmal – gesendet wird. Ein großer Verein wie der HSV hat nicht nötig, was Vereine wie Barcelona und Arsenal sehr wohl nötig haben? Hinzu kommt, dass ein Verein, der beständig darüber jammert, dass ihm Ablehnung und Häme entgegen schlägt, ohne Not das nächste Fass aufmacht. Aber da ist noch etwas.

Ich habe viele Jahr für die größten Verlage Deutschlands, vielleicht der Welt gearbeitet und ich konnte in jedem Unternehmen das gleiche Phänomen beobachten: Wenn ein Vorgesetzter meinte, sich ein laues Leben machen zu können, zog ein Großteil der Mitarbeiter kurze Zeit später nach. Wenn ein Abteilungsleiter der Auffassung war, er könnte sich aufgrund seiner Position Privilegien erlauben, verlor er umgehend den Respekt seiner Untergebenen. Ein Chef bekommt auch deshalb mehr Geld als seine Leute, weil er mehr Verantwortung trägt und weil er mehr arbeitet als sie, nicht weniger.

Seit Jahren wird beim HSV bemängelt, dass es an der richtigen Einstellung zum Beruf mangeln würde, als Beispiel sei vielleicht der Spieler Aaron Hunt genannt, dem eine gewisse Lockerheit nachgesagt wird. Nun nimmt man mal an, man würde Hunt auf diesen Zustand ansprechen und er würde antworten: „Was wollt ihr denn von mir, der Sportchef selbst fährt doch während der wichtigsten Zeit des Jahres zwei Wochen in den Urlaub?“. Was wollte man dann erwidern?

Wie gesagt, so sehr ich jedem seinen Urlaub gönne, der Zeitpunkt von Todt’s Ferien war gedankenlos und dumm gewählt und schadet dem Verein. Wenn nicht im Hinblick auf Transfers, dann doch zumindest hinsichtlich der Zeichen, die durch ihn gesendet wurden.