Es gibt tatsächlich Momente, da kann sich vermeintliches Glück auch zu langfristigem Unglück wandeln. Im Fall des HSV ist dies der 06.11.2016, denn an diesem schicksalshaften Sonntag war der Verein aus der Hansestadt am endgültigen Tiefpunkt angekommen. Der 10. Spieltag der Saison 2016/17 war beendet und nach der 2:5 Heimniederlage gegen den BVB aus Dortmund war man Tabellen-Letzter, obwohl man das Dilemma mit den Ingolstädtern teilte, auch die hatten lediglich 2 Punkte aus 10 Spielen. 2 und 10. Zu diesem Zeitpunkt hätte niemand auch nur einen Pfifferling auf den HSV gesetzt, aber es kam anders. Unter Trainer Gisdol holte man im Anschluss aus 24 Spielen noch 36 Punkte, das reichte, um sogar die Relegation zu umgehen. Alles schön, oder?

Warum aber dann Pech, warum Unglück? Ganz einfach. Mit den 2 aus 10 hatte der HSV eine Benchmark gesetzt, die für professionellen Fußball unter dem Einsatz von zig-Millionen Transfer-Aufwendungen und Gehälter, die man normalerweise bei einem Champions League-Anwärter verdient, an Peinlichkeit nicht mehr zu toppen war. Und diese Benchmark, und das ist eben genau das Problem, dient heute und wird auch in Zukunft immer als Erklärung und Entschuldigung für jeden noch so katastrophalen Fehlstart herhalten.

„Was wollt ihr eigentlich alle? 2016 hatten wir nach 10 Spielen nur zwei Punkte und haben es trotzdem geschafft“

So oder ähnlich wird im September 2017 argumentiert und so oder ähnlich wird auch im Oktober 2019 und im Dezember 2023 argumentiert werden. Alles ist besser als damals im grauen November 2016 und Panik ist nicht angesagt. Nicht mal vorsichtige Kritik ist angesagt, denn die vorgedruckte Entschuldigung hat ja jeder rosa Hüpfer zur Hand, 2 aus 10. Wenn man es ins Extrem treiben möchte, dann könnte man dem jeweiligen Trainer erklären: „Wenn du das erste Spiel der Saison gewinnst, hast du die nächsten 9 Spieltage Ruhe, denn du hast ja zumindest bis zum 10. Spieltag garantiert einen Punkt mehr als damals im November 16.“

Was aber angesichts dieses „Schutzschildes 2.10“ tatsächlich passiert, sieht man spätestens nach der Niederlage (Karma) wiederum gegen den BVB. Überall die pure Freude im Volkspark, obwohl man in 4 der ersten 5 Spiele der laufenden Saison dem Gegner teilweise hoffnungslos unterlegen war. Die Medien berichten von einem strahlenden und gut gelaunten Übungsleiter, der Vorstandsvorsitzende verbreitet Münchhausen-artige Geschichten und der überforderte Potsdamer verspricht, spätestens in der nächsten Transferperiode aber sowas von auf junge Spieler zu setzen. Die Fans klatschen, obwohl man größtenteils Folterfußball geboten bekommt, die Medien kriechen in gewohnter Art und Weise. Kurzum – alles supi endgeil.

Warum? Ganz einfach: Weil – so übel wie damals im November 16 ist es ja nun wirklich nicht, immerhin hat man sagenhafte 6 Punkte gesammelt (Wie diese zustande gekommen sind, fragt sich niemand) und der Trend zeigt doch wohl ohne jeden Zweifel nach oben. Selbst wenn man die nächsten 5 Spiele in Serie verkacken sollte, hat man immer noch dreimal so viele Punkte wie vor einem Jahr geholt, das kann kein anderer Verein von sich behaupten.

Und wie aufs Stichwort kommen die entsprechenden Worte von unser aller Motivations-Heribert, der Laber-Max der Nation:

„Sechs Punkte sind in Ordnung. Es ist schön, dass wir die nach fünf Spielen haben. Man darf sich aber nicht zu lange darauf ausruhen“, sagte er der „Bild“. Und weiter: „Wir müssen in den nächsten fünf Spielen wieder sechs Punkte holen. Dann bin ich zufrieden.“

Während Trainer Gisdol das Team im Spiel gegen Dortmund am oberen Leistungs-Limit sah (Um Gottes Willen), ist der Vorstandsvorsitzende über 6 von 15 möglichen Punkten begeistert und er geht sogar noch weiter, denn auch aus den nächsten 5 Spielen sollten es am besten 6 Zähler sein. Finde ich super, denn dieser Schnitt würde bedeuten, dass man nach 10 Spielen 12 Punkte, nach 20 Spielen 24 und nach 30 Spielen 36 Punkte hätte. Dann sollte man für die ausstehenden 4 Spiele jetzt schon anfangen zu beten, denn 36 Punkte werden nicht reichen. Aber darum geht es auch nur am Rande, es geht vielmehr um einen Verein, der keinerlei sportlichen Anspruch mehr hat, keine Ambitionen, keine Ziele, keine Richtung, keine Strategie. Der einzig vorhandene Plan heißt „Überleben“, aber damit werden sich in nächster Zukunft die Fans nicht mehr zufriedengeben. Das aber interessiert die aktuellen Machthaber wenig, denn die haben ihre Verträge erfüllt bzw. sind mit fetten Abfindungen vom Hof geritten, wenn der Super-GAU eintritt. #NachmirdieSintflut

Diese Argumentation wird sich fortsetzen, das ist so sicher wie die Niederlage in München. Und es gibt nur einen Weg, diesen Schwachsinn zu beenden.

P.S. Noch kurz einen Satz zu einem anderen Thema, welches anscheinend die Vollidioten in SchmocksEinöde beschäftigt, obwohl die dementen Rentner dort nicht mal im Ansatz begreifen, worum es geht. Es scheint so, als gehe die Angst um, die Angst vor der Neu-Besetzung des Aufsichtsrats. Man hört angeblich von Ambitionen der Herren Wulf und Hunke und das wäre ja in den Augen der Primaten-Blogger das Ende, weil sich der damaligen Aufsichtsrat ja bekanntlich am Verein versündigt hatte. Hatte er, das stimmt, zumindest in Teilen. Aber, werte Volltrottel, richtet doch euren verschwommenen Blick einmal auf den aktuellen Rat. Dies ist nämlich das Gremium, welches sehenden Auges zugelassen hat, dass Vereins-Zerstörer Beiersdorfer sein Werk einleiten und dass Laber-Heri das Werk vollenden konnte. Und was ist nun besser? In meiner Wahrnehmung nehmen die sich absolut nichts, diese Loser.