Glaubt man den Berichten, dann macht sich beim chronischen Abstiegskandidaten HSV tatsächlich niemand tot. Der Vorstandsvorsitzende spielt eine (Promi)-Golfrunde nach der nächsten, der Sportchef urlaubt während der Transferperiode, wenn er nicht gerade seinen täglichen Dünnsinn in irgendein Mikrophon labert und sogar der erfolgloseste Spieler der Bundesliga-Geschichte spielt in seiner Freizeit in einem Tatort mit. Der eigentlich Witz dabei ist allerdings, dass die dauergrinsende Voll-Tapete „Dieki“ sich selbst spielt, unfassbar. Scheint also so zu sein, dass beim HSV alles in Butter ist, oder? Naja, wäre da nicht der 16. Tabellenplatz (mal wieder), 5 Spiele ohne Torerfolg und Folterfußball vom Feinsten.

Das scheint aber in Hamburg niemanden so richtig zu stören, andernfalls würde man in allen Teilbereichen des Klubs bis zu Besinnungslosigkeit daran arbeiten, die Fehler auszumerzen und das Versäumte aufzuholen. Nicht so beim Bundesliga-Dino, denn beim Verein, der die Belastungssteuerung erfunden hat, der es sich erlaubt, die teuersten (und kaputtesten) Transfers maximal zweimal die Woche üben zu lassen, arbeitet man im Schnitt ca. 50 min. am Tag auf dem Rasen. Zieht man das Warm-machen, das 5 gegen 2 etc. noch ab, wird also ca. 25 min. pro Tag an den Schwächen gearbeitet, aber das muss reichen. Schließlich war man im Sommer so clever und hat für ca. € 15 Mio. zweite massive Mentalitäts-Monster gekauft, die Herren Papadopoulos und Hahn.

Ja, okay, die Herren können zwar keinen Ball gezielt über 7 m zum Mitspieler kicken, aber dafür holt sich der eine in nahezu jedem Spiel eine gelbe Karte für brutales Foulspiel ab, während der andere rennt, als wäre er eine Mischung aus Dr. Kimble, Forrest Gump und Schipplock 2.0. Von den Anforderungen im modernen Fußball scheint man in Hamburg sogar im Jahr 2017 noch nichts gehört zu haben, ansonsten hätte man registriert, dass Attribute wie

Spiel-Intelligenz, Geschwindigkeit, Pass-Sicherheit, Handlungs-Schnelligkeit und Pressing-Resistenz

wesentlich wichtiger sind als rollende Augen und ein wirres Gewinke vom Rasen in die Fan-Kurve.

Egal, denn in Hamburg vertraut man seinen Bolzern.

die erstWie hat Pollersbeck die ersten Monate in Hamburg erlebt?en Monate in Hamburg erlebt?

Der Keeper: „Vieles war neu, ich musste mich schon umstellen.“ Hamburgs Torwart-Trainer Stefan Wächter (39) setzt andere Schwerpunkte als Lautern-Ikone Gerry Ehrmann (58). Und: „Hier ist mehr Selbstständigkeit gefragt, noch mehr zu trainieren.“ (Quelle: Bild)

Ach so. Während es beim Zweiligsten in Kaiserlautern einen Trainingsplan gibt, sagt der Trainer in Hamburg: „Macht mal irgendwas, ihr werdet schon wissen, was das Beste für euch ist“. Nun, das wirkt, wie man an Schauspieler Diekmeier unschwer erkennen kann. Sind die eigentlich komplett vom Hahn gehackt?

Der HSV landet bei der Passquote auf dem letzten Platz. Nur 67,1 Prozent der Bälle landeten beim eigenen Mann. (Kicker)

Pass-Sicherheit. Das sind Dinge, die man trainieren kann. Ich erinnere mich an einen Dokumentation über den einmaligen Tiger Woods. Der Mann beherrschte eine Sportart, bei der vor jedem Turnier ca. 50 Spieler als Sieger in Frage kommen, diesen Sport über mehr als eine Dekade. Warum? Nun, zuerst einmal, weil er gnadenlos talentiert war. Aber obwohl der Mann einen perfekten Drive, geniales kurzes Spiel und einen tollen Put spielte, trainierte er genau diese Schläge jeden Tag. Stundenlang. Immer wieder. Das Gleiche gilt für einen Roger Federer im Tennis und einen Christiano Ronaldo in Madrid. Obwohl sie die Besten ihres Fachs sind, trainieren sie mehr als alle anderen.

Beim HSV sind sie (wie die Statistik zeigt), die Schlechtesten ihres Fachs, doch anstatt an den Schwächen zu arbeiten, lässt man sich die Unterarme bemalen und spielt Schauspieler.

Aber hey, ist doch alles nicht so wild, denn der Wundertrainer hat sich doch seit dem letzten Spieltag den Ruf des Jugend-Förderers erworben. 46 Minuten Ito und 2 Minuten Arp (Janjicic hatte bereits mehrfach bewiesen, dass er keinesfalls gegenüber Ekdal und Jung abfällt) reichen und – schwupps – wird aus dem Begründer der belasteten Steuerung der Mann, der die Jugend in Hamburg ranführt. Es wäre zum totlachen, wenn es nicht so lächerlich wäre.