…es den HSV endlich einmal erwischen würde? Ich meine so richtig, nicht nur ein Abstieg in die zweite Liga. Ich meine Abstieg, gleichzeitiger Lizenz-Entzug und Zwangsabstieg in die Regionalliga. Was würde dann eigentlich tatsächlich passieren? Ich möchte diese Überlegung einmal losgelöst von wirtschaftlicher bzw. finanzielle Betrachtung erörtern, sondern vielmehr aus emotionaler Sicht. Natürlich würde es zu Anfang einen gaaanz großen Aufschrei geben. „Der Dino ist tot“. Dann würden zahlreiche Mitarbeiter in der Geschäftsstelle ihre Job verlieren und das ist bedauerlich. Aber auch bei Thyssen und der Deutschen Bank verlieren die Leute ihre Jobs. Desweiteren würden die Hamburger Gastronomen und Hoteliers Alarm schlagen und um ihre Umsätze fürchten. Aber wie lange eigentlich? Wie lange hat man sich in Hamburg denn tatsächlich darüber echauffiert, dass die Elb-Philharmonie keine € 70 Mio., sondern knappe  800 Mio. gekostet hat? Zwei Monate? Maximal.

Nein, was würde tatsächlich passieren. Okay, der erste Kater wäre unschön und viele Fans würden trauern. Aber dann? Wie lange würde es dauern, bis sich eine Art Trotz-Reaktion breitmachen würde? „Wir kommen zurück“. Selbstverständlich würde sich das Gesicht der Mannschaft und garantiert auch das Gesicht der Vereins-Führung verändern, aber unter Garantie würde der HSV in seiner ersten Regionalliga-Saison eine für diese Klasse überdurchschnittliche Mannschaft auf den Platz bringen. Und dann?

Wie schnell würde man in Hamburg tatsächlich zur Tagesordnung übergehen? Ich erinnere dabei an das Schicksal der Hamburg Freezers (2002-2016) und des HSV Handball (2002-2016). Auch hier wurde unmittelbar nach dem Ende beider Vereine ein Weltuntergangs-Szenario gemalt, aber was passierte tatsächlich? Wer redet heute, im Oktober 2017 noch von Handball und Eishockey in Hamburg? Selbstverständlich baut der HSV auf einer wesentlich größeren Fan-Base auf als Eishockey und Handball, aber im schlimmsten Fall würde das Bedauern ein paar Wochen länger dauern. Und dann?

Glaubt eigentlich tatsächlich jemand, die Fans und Verantwortlichen der anderen Bundesliga-Vereine würde sich in den Schlaf weinen, wenn es den HSV erwischen würde? Mitnichten. Haben sie getrauert, als es Vereine wie Kaiserslautern, Düsseldorf etc. erwischt hat? Betrauert man heute noch Vereine wie Preußen Münster oder Wattenscheid 09, die sich mittlerweile in den Niederungen des Amateur-Fußballs versuchen? Ich denke vielmehr, dass die Hardcore-Anhänger des HSV ein persönliches Erwachen erleben würden, denn unglücklicherweise ist ihr Verein nicht im Ansatz so wichtig, wie sie gern gesehen hätten. Und dann?

In der ersten Saison in der 4. Liga würde der HSV mit großer Wahrscheinlichkeit sämtliche Zuschauer-Rekorde brechen. Alle Auswärtsspiele wären restlos ausverkauft und bei Heimspielen im Volksparkstation müssten Vereine wie Havelse und Jeddeloh mit der Anwesenheit von 35.000 Zuschauer leben. Der HSV wäre der Magnet der 4. Liga. Aber nehmen wir mal an, das Zeil direkter Wiederaufstieg würde verpasst werden. Und dann?

In der zweiten Spielzeit in Liga 4 hätte sich vieles relativiert. Zu Heimspielen kämen keine 35.000, sondern „nur noch“ 14.000 und es werden weniger. Hamburg, Deutschland und auch die Hamburger Fußball-Anhänger hätten sich an den Zustand gewöhnt und auch in den Hamburger Gazetten wäre der Verein nur noch eine Randnotiz, auch weil nur noch ein Viertel er ursprünglich angestellten Journalisten im Amt wären. Dafür hätte mit großer Wahrscheinlichkeit Zweitligist FC St. Pauli ein größeres Zuschauer-Aufkommen, denn Event-Fans sind flexibel.

Nein Leute, das Beben wäre nur von kurzer Dauer. Wer denkt, dass im Mai 2018 in Deutschland die Flaggen auf halbmast hängen, wenn der HSV aus der Kurve geflogen ist, der irrt. Einige Wochen gibt es ein Wehklagen und dann wird es rapide stiller um den Dino. Dann wird die angebliche Katastrophe ganz schnell vom nächsten Attentat, dem nächsten Flugzeug-Absturz oder dem nächsten Vulkan-Ausbruch abgelöst und viel schneller, als viele denken, ist der Verein größtenteils vergessen. Besser ist’s.