„Beim HSV wird weniger trainiert als in Kaiserslautern. Wir sind angehalten, aus eigenem Antrieb mehr zu machen..“

So in etwa äußerte sich U21-Europameister Julian Pollersbeck vor einigen Tagen und trat damit (ungewollt) die Trainings-Diskussion los, die seit dem Beginn der Negativ-Ergebnisse Thema in Hamburg sind.

Wird beim HSV tatsächlich zu wenig trainiert und ist das lasche Training unmittelbar verantwortlich für die jüngste Krise?

Keiner der HSV-Bosse spricht es offen aus, aber überall ist zu hören, dass sich Julian Pollersbeck nicht aufdrängt. Man sei negativ überrascht von der körperlichen Verfassung des U21-Europameisters, heißt es. Und auch nicht zufrieden mit seinen Trainingsleistungen.  (Mopo)

Gisdol: „Er ist unsere Nummer eins. Ich sehe momentan nichts anderes.“

Schuldlos an der Situation ist Pollersbeck wohl nicht. Zum einen bemängeln die Verantwortlichen, dass sich der Torwart im Training nicht genug aufdrängt, den Konkurrenz-Kampf durch Topleistungen nicht anheizt.

Deswegen hat es nach BILD-Informationen bereits mehrere Gespräche zwischen Gisdol und Pollersbeck gegeben. Auch Torwart-Trainer Stefan Wächter (39) soll sich den Europameister schon zur Brust genommen haben.

Na klar, die Antwort/Rache des Trainers ließ nicht lange auf sich warten und die Presse spielt das Spiel natürlich mit. Nun ist also der EM-Held plötzlich untrainiert, bocklos, in miesem körperlichen Zustand. Säuft mehr als er spielt und genießt die Stadt Hamburg mehr als den Trainingsplatz neben der Arena. Wer jetzt fragt, woher die Journalisten diese Informationen haben, wird mit Sicherheit nicht auf den Namen Pollersbeck kommen, warum sollte der auch? Ne, diese Nummer kommt direkt aus dem Verein, aus dem nichts mehr nach außen dringt und sie ist eindeutig eine Kampagne, um in der augenblicklichen Situation das zu finden, was man in solchen Situationen immer finden möchte: Den Schuldigen bzw. das Bauernopfer. Wie aber wird man sich fühlen, wenn man als ein junger Profi vor seiner ersten Bundesliga-Saison steht? Probieren wir es mal.

Also. Ich bin 22 Jahre alt und spiele als Stammtorhüter in der zweiten Liga beim 1. FC Kaiserslautern. Nach einer sehr guten Saison werde ich für den Kader der deutschen U21-Nationalelf nominiert, spiele das Turnier als erster Keeper und hole gleich zwei Titel. Den des Europameisters und den des besten Torhüters des Turniers. Unmittelbar danach wird mein Wechsel in die Bundesliga zum Hamburger SV bekanntgegeben, ich schwebe auf Wolke 7. Unter anderem schwebe ich auch deshalb, weil ich weiß, dass mit Christian Mathenia keinesfalls ein unüberbrückbares Hindernis auf mich wartet, sondern eher biederer Durchschnitt. Ich bin mir also ziemlich sicher, dass ich am ersten Spieltag der neuen Saison im Tor stehen werden, wahrscheinlich wurde mir etwas in diese Richtung auch zugesagt.

Dann kommen die Vorbereitungsspiele, ich kam aufgrund der EM erst später hinzu. In den ersten beiden Spielen mache ich keine so gute Figur, aber das kann jedem passieren und ich denke, der Trainer steht nach wie vor hinter mir. Unmittelbar vor dem Saisonstart gibt der Coach dann bekannt, dass der durchschnittliche Konkurrent als Nr. 1 gesetzt ist und als Profi kann ich mir ausmalen, was das bedeutet. Kein Trainer dieser Welt wechselt den Torhüter, es sein denn, der Stammkeeper hat sich in mindestens 5 Matches die Pille in den eigenen Giebel geworfen oder alternativ den Hintern gebrochen. Passiert keines von beiden, sitze ich auf der Bank. Problem: Mein Konkurrent ist auch erst 25 und besitzt noch einen Vertrag bis 2019. Im schlimmsten Fall sitze ich jetzt also zwei Jahre auf der Bank, meine Ambitionen Richtung A-Nationalmannschaft kann ich mir abschminken und meine Karriere hat zumindest eine heftige Delle.

Soweit, so gut. Nun wird ja nicht nur vom Verein, sondern auch aus den Reihen der Fans gefordert, dass sich der forsche Julian im Training „aufdrängen“ sollte, aber wie bitte soll das funktionieren? Wer schon einmal ein Training des HSV live verfolgt hat, der wird wissen, dass die Torhüter grundsätzlich getrennt von den Feldspielern trainieren. Erst wenn im Verlauf des 40 minütigen Übens auf dem Acker Spielformationen mit Torabschluss trainiert werden, kommen beide Gruppen zusammen. Das macht dann also vielleicht 15 bis maximal 20 Minuten pro Tag, also bei der Trainingsdauer in Hamburg nicht mal eine Stunde in der Woche. Und während dieser Stunde muss der Herausforderer solche Kunststücke vollführen, dass er den unverletzten Konkurrenten verdrängt? Absolut lächerlich. Oder muss er vorher, im Torhüter-Training, Bälle halten, die auch ein Buffon nicht gehalten hätte? Ne Leute, hier geht es um subjektive Empfindungen der Übungsleiter, um nichts anderes.

Aber Pollerbecks ist ja bekanntlich nicht der Erste, den der Bannstrahl des unter Druck geratenen Übungsleiters trifft.

Der Fall Waldschmidt

„Ich war zuletzt mit seinen Leistungen nicht zufrieden“, sagte Gisdol am Sonnabend über Waldschmidt, ohne Details zu nennen. „Das weiß er schon selber.“ (Abendblatt, 16.09.2017)

Mit welchen Leistungen bitte? Waldschmidt spielte 28 Minuten beim Sieg gegen Augsburg und 33 Minuten (eine Torvorlage) beim Sieg in Köln. Anschließend wurde er bei der Heimniederlage gegen Leipzig nach 53 Minuten vom Platz genommen, seither steht er eigentlich außen vor (die beiden letzten Partien nicht mal mehr im Kader)

Der Fall Janjicic

„Er macht es nicht gut, er macht es sehr gut“ (Gisdol)

Unmittelbar nach diesen Eindrücken des Trainers war der Spieler auch schon wieder raus. Dagegen wurde verbreitet, er wäre mit Übergewicht aus dem Urlaub gekommen, aber woher weißt die BILD das? Hat der Junge in der Redaktion auf der Waage gestanden? Wohl kaum, also wieder eine durchgesteckte Information aus dem Verein.

Der Fall Jatta

Mal ja, mal nein. Mal Bundesliga-Startelf, mal Regionalliga. So richtig kann man sich beim HSV wohl nicht entscheiden, wie es mit „dem Flüchtling“ laufen soll. Auf jeden Fall darf Bakery immer dann aushelfen, wenn Herrn Gisdol die (teuren) Alternativen ausgehen.

Fakt ist: Gisdol gerät mit jeder Niederlage und mit jedem sportlichen Offenbarungseid weiter unter Druck, weil eben HSV-Führung und auch der nicht eben als geduldig bekannte „Gönner“ keine sportliche Entwicklung sehen (siehe:  http://www.hsv-arena.hamburg/2017/10/17/was-will-markus-gisdol/). Was folgt ist die Präsentation der Bauernopfer,  grundsätzlich immer das allerletzte Stilmittel. Die Luft wird dünn für Markus G.

 

 

 

 

Bauern-Opfer