Meine Befürchtung ist, dass die den Scheißdreck wirklich glauben, den sie da absondern.

„Ich finde nach wie vor, dass man die Rote Karte nicht geben muss“, befand er: „Wenn man es vergleicht mit dem Foul von Dortmunds Marc Bartra, das vielleicht schlimmer war: Er hat Gelb bekommen, Gideon Rot. Da ist für mich die Verhältnismäßigkeit nicht gegeben.“

„Hummels oder Boateng hätten für die Szene keine Rote Karte gesehen“, wütete sein Teamkollege Dennis Diekmeier nach dem Spiel.

Der später im Doppelpass zugeschaltete HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen stellte diese Ansicht in Frage – mit einem ironischen Augenzwinkern: „Ich bin verwundert über Thomas Strunz, der hundertfach in der selben Art hinter den Stürmern hergestiefelt ist.“

„Wir als HSV werden unsympathisch und geringschätzig begleitet. Jeder nimmt sich inzwischen das Recht heraus, über den HSV zu spotten. Das ist offenbar chic und stört mich ganz massiv“, sagte Bruchhagen im kicker.

Bruchhagen: „Wir reden jetzt mal über Journalisten. Wenn sie aus der Provinz hier nach Hamburg kommen und in Hamburg ihr Gehalt entscheidend verbessern, wenn ihre Frauen zufrieden sind, wenn sie an der Elbchaussee oder an der Alster wohnen, wenn man in dieser wunderschönen Stadt lebt, setzt eine Zufriedenheit aller Berufsgruppen ein, die dann nicht unbedingt zielführend ist. (Sport1 Doppelpass)

„Wir müssen ständig Freitag Abend ran, das nervt“ (Bruchhagen)

Sofort sprang die komplette Ersatzbank der Gäste auf und forderte eine Rote Karte. Ein Zustand, der den HSV verärgerte und laut Gisdol Schiedsrichter Marco Fritz in seiner Entscheidungsfindung vermutlich beeinflusst habe. „Das war übertrieben“, sagte der HSV-Trainer über die Münchner. Und auch Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier meinte: „Es ist clever von Bayern, den Schiri zu beeinflussen und voll draufzugehen.“

„Wir hatten jetzt in der Hinrunde mit Bayern, Dortmund und Leipzig die drei stärksten Teams hier im Volkspark“ (Bruchhagen)

„Wir sind von einem irren Verletzungspech gebeutelt“ (Todt)

Ja genau. Nicht zu vergessen das kalte Wetter, die DFL-Verschwörung, die nassen Blätter, die Video-Schiedsrichter, die Entfernung nach Mallorca, der Fluglärm über dem Volkspark und die Unsterblichkeit der Maikäfer. Wenn der HSV bzw. seine Führungskräfte und Spieler nur halb so einfallsreich auf dem Platz agieren würden, wie sie kreativ im Erfinden der nächsten haarsträubenden Ausrede sind, der HSV wäre Stammgast in der Champions League. Ist er aber nicht, insofern müssen sich die Herren beim Grübeln über den nächsten Schwachsinnigkeit oder den nächsten Hauptschuldigen austoben, Hauptsache, sie selbst geraten nicht unter Verdacht.

Auch hier geraten wir, wieder einmal, an die Grenzen dessen, was noch tragbar ist, aber auch, wieder einmal, widerspricht niemand, ganz besonders die Medien spielen mit. Anstatt auch nur einmal in einem Bruchhagen-Interview Kante zu zeigen und zu sagen: „Sag mal. Heribert, willst du uns eigentlich verarschen?“, wird die wirre Verschwörungstheorie des Respekt-Einforderers einfach akzeptiert, maximal milde belächelt, wenn er nicht mehr im Bild ist.

Was aber versuchen die Verantwortungsträger des Vereins mit dieser Strategie zu erreichen? Nun, das ist relativ einfach zu durchschauen. Man schlägt sich auf die Seite der rosa Hüpfer, die grundsätzlich überall die Schuld am jahrelangen Versagen suchen (und finden), nur eben nicht da, wo sie tatsächlich liegt. Man praktiziert den Schulterschluss mit den Fanatikern, um zu überleben, ganz einfach. So lenkt man zumindest so lange von der eigenen Unfähigkeit ab, wie der Vertrag läuft und hinterher – #NachmirdieSintflut.

Dabei sind alle Argumente wie beispielsweise ein vorhandener Bayern-Bonus seit Jahren widerlegt, der Quervergleich zu Ereignissen in anderen Spielen ist ohnehin nicht zulässig. Aber allein der Umstand, dass Schweinchen Schlau bei jeder Gelegenheit bzw. jedem Interview eine Breitseite gegen die Medien fährt, scheint diese einzuschüchtern und mundtot zu machen.

Schaun wir mal, was nach dem nächsten Wochenende in Berlin wieder gegen die armen Hamburger gespielt hat. Wetten werden noch angenommen.