Ein Gastblog von Kerberos

Richtig; ich habe mich vom HSV emotional weitestgehend „gelöst“. Im Wesentlichen, weil die unappetitlichen Vorgänge um die personelle Neubesetzung der Gremien einfach unerträglich sind und sich eigentlich jede Hoffnung auf Besserung verbietet. Es besteht augenscheinlich beim HSV nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Die ganze Bagage beim HSV gehört einfach nur geteert und gefedert und ist unter Absingen von Spott-Liedern aus dem Stadt-Tor zu führen. Und die aktuellen Erklärungen, Berichte und Kommentare zum Bilanzentwurf bestärken mich (leider) nachdrücklich in meiner Auffassung.
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Der HSV weist im aktuellen Bilanzentwurf eine Bilanzsumme von € 186,8 Mio. aus. Per Legaldefinition der Bilanzsumme sind dies Eigenkapital und Fremdkapital. Nach Angaben des HSV beträgt das aktuelle Eigenkapital € 42,4 Mio., so dass im aktuellen Bilanzentwurf € 144,4 Mio. Fremdkapital ausgewiesen werden.
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Im Fremdkapital sind die Positionen Verbindlichkeiten, Rückstellung sowie Rechnungs-Abgrenzung-Posten enthalten. Ausweislich des vorläufigen Bilanzentwurfs belaufen sich die Verbindlichkeiten des HSV auf € 105,5 Mio.  Daher entfallen im Bilanzentwurf noch € 38,9 Mio. auf die Positionen Rückstellung (nicht zu verwechseln mit Rücklagen) sowie Rechnungs-Abgrenzung; diese Positionen können erst mit dem Erscheinen der endgültigen Bilanz detailliert nachgehalten werden.
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Im Rahmen der Verbindlichkeiten von € 105,5 Mio. weist der HSV im Bilanzentwurf € 81,1 Mio. als „Finanzschulden“ aus. Insofern verbleibt eine Differenz von € 24,4 Mio. für Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen – also unbezahlte fällige Rechnungen, die zum Bilanzstichtag noch auf dem Schreibtisch beim HSV lagen und auf Bezahlung warteten.
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In den „Finanzschulden“ von € 81,1 Mio. sind die Fananleihe mit € 17,5 Mio. sowie das Schuldschein-Darlehen mit € 40 Mio. enthalten – mithin also € 57,5 Mio., so dass noch € 23,6 Mio. Verbindlichkeiten gegenüber K-M Kühne im Bilanzentwurf ausgewiesen werden.
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K-M Kühne hatte dem HSV zur Spielefinanzierung insgesamt € 38 Mio. im Bilanz-Zeitraum zur Verfügung gestellt. Wenn nun im aktuellen Bilanzentwurf lediglich noch € 23,6 Mio. Verbindlichkeiten ausgewiesen sind, so muss zwangsläufig K-M Kühne für den Differenzbetrag von € 14,4 Mio. gegenüber dem HSV einen Forderungsverzicht wirksam ausgesprochen haben.
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Man muss also davon ausgehen, dass K-M Kühne dem HSV für den Bilanz-Zeitraum einen Forderungsverzicht gegen Besserungsschein über € 14,4 Mio. gewährt hat. Dieser Forderungsverzicht ist selbstverständlich in den Bilanzentwurf als außerordentlicher Ertrag eingegangen und hat wesentlich dazu beigetragen, dass „nur“ ein Bilanzverlust von € 13,4 Mio. ausgewiesen werden muss. Anders ausgedrückt: ohne diesen Forderungsverzicht des K-M Kühne hätte der HSV einen Bilanzverlust in Höhe von € 27,8 Mio. ausweisen müssen. Und es ist genau dieser Verlust von € 27,8 Mio., der dem Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit des HSV entspricht.
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Und bitte nicht die bereits bestehenden Eventual-Verbindlichkeiten aus den Forderungsverzichten mit Besserungsschein der Vergangenheit vergessen. Immerhin bereits € 7,8 Mio. (Sport Five und K-M Kühne). Mit dem neuerlichen Forderungsverzicht mit Besserungsschein durch K-M Kühne schwebt also über dem HSV nunmehr das Damokles-Schwert von € 22,2 Mio. Eventual-Verbindlichkeiten. Eine Position, die selbstverständlich nicht im Zahlenwerk des Bilanzentwurfs ausgewiesen wird. Und obgleich dies bilanziell auch so korrekt ist, so muss man sich diese Position im Hinblick auf die Zukunftsgestaltung des HSV doch stets in Erinnerung rufen.
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Und eines hier noch zum Schluss, weil ich dieses dämliche Gequatsche des Märchenonkels F. Wettstein in Sachen „Abschreibungen auf Spieler“ als angeblich Ursache für Bilanzverluste einfach nicht mehr ertrage. Abschreibungen eröffnen dem Unternehmen die Möglichkeit, die Kosten für Investitionen über die noch kommenden Jahre zu verteilen und diese nicht sofort „voll“ in die Bilanz nehmen zu müssen. Dies ist eine Erleichterung für jedes „schwache“ Unternehmen. Der HSV hat rd. € 40 Mio. für Transfers bezahlt und muss dafür im aktuellen Jahr lediglich ca. € 10 Mio. als Abschreibungsaufwand in der Bilanz ausweisen. Ohne die Möglichkeit von Abschreibungen hätte der HSV die gesamten € 40 Mio. der Transfer-Ausgaben in die aktuelle Bilanz als sofort wirksame Kosten ausweisen müssen – der Verlust würde ohne die Möglichkeit von Abschreibungen also um satte € 30 Mio. höher ausfallen und das Eigenkapital wäre heute bereits wieder nahezu aufgefressen! Nein; es sind die wirtschaftlich unvertretbaren Transfers, welche die Bilanz belasten und eine wesentliche Ursache für die Verluste sind – nicht die Abschreibungen auf die transferierten Spielerwerte!