Ein Gastblog von Kerberos

… denn diese einstmals am „Neuen Markt“ so glorifizierte Kennzahl wurde einzig dafür kreiert, Unternehmensverluste zu verschleiern und Investoren gewogen zu stimmen. Und wer in Sachen Geschäftszahlen des HSV mit dem EBITDA (= Gewinn ohne Berücksichtigung von Steuern, Zinsen und Abschreibungen) argumentiert, glaubt auch, dass ein Fußballverein keine Fußballmannschaft braucht.

Ein einfaches Beispiel mag dies verdeutlichen: gekauft wird ein Spieler für 10 Mio. Dies hat keinen Einfluss auf Gewinn und Verlust. Für die Bilanz werden dem immateriellen Sachvermögen +10 Mio. zugeschrieben; die dazugehörige Gegenbuchung erfolgt als Ausgabe (nicht als Aufwand) mit -10 Mio. an Kasse. Der Erwerb des Spielers ist gewinn-/verlustneutral; es erfolgt ist hier lediglich ein Austausch der Vermögenswerte 1:1 (Geld ./. Spieler). Im EBIDTA verändert sich also auch nichts, da kein Aufwand vorliegt (und Zu- und Abschreibungen im EBITDA nicht berücksichtigt werden).

Der Spieler floppt und wird sehr kurzfristig für 5 Mio. wieder verkauft. Die Einnahme von 5 Mio. wird in der Bilanz an Kasse verbucht und die dazugehörige Gegenbuchung erfolgt mit +5 Mio. als Erlös aus Spieler-Transfer. Im EBITDA wird der Erlös aus Transfer ebenfalls mit +5 Mio. ausgewiesen.

Im immateriellen Sachvermögen der Bilanz steht nun natürlich noch mit 10 Mio. ein Spieler, der (da ja verkauft) gar nicht mehr da ist. Hier ist also noch eine außerplanmäßige Abschreibung von 10 Mio. vorzunehmen, so dass dieses immaterielle Sachvermögen wieder 0,- ausweist (Egalisierung der Zuschreibung von 10 Mio. vom Erwerb des Spielers). Die hierzu gehörende Gegenbuchung erfolgt in der Bilanz mit -10 Mio. als Aufwand aus Abschreibung. Im EBITDA wird dies NICHT ausgewiesen, da per Definition des EBITDA der Aufwand aus Abschreibungen im EBITDA nicht berücksichtigt wird.

In der Bilanz steht nun dem Transfer-Erlös von +5Mio. (Spielerverkauf) ein Aufwand aus außerplanmäßigen Abschreibungen von -10 Mio. (Spielerkauf) gegenüber. Das Bilanzergebnis weist also für diesen Geschäfts-Vorfall einen Verlust von mithin -5 Mio. aus. Ein Ergebnis, das leicht nachvollziehbar der Realität entspricht.

Hiergegen wird jedoch für das selbe Bilanzergebnis von -5Mio. ein positives EBITDA von +5 Mio. ausgewiesen – schlicht, weil eben der Aufwand aus Abschreibungen im EBIDTA keine Berücksichtigung findet. Und da besitzt ein Finanz-Vorstand auch noch die Dreistigkeit, voller Stolz auf das positive EBITDA des HSV zu verweisen!

Und die rosa Hüpfer glauben diesen vollendeten Schwachsinn um das EBITDA auch noch, wobei eigentlich nur die Frage offen ist, ob die erdrückende Mehrzahl der Sport-Journalisten intellektuell noch unter den „Hirnbefreiten“ einzuordnen ist. JEDER Verkauf eines Spielers, ganz gleich wann und zu welchen Konditionen der Spieler gekauft wurde, erhöht das EBITDA um den vollständigen Verkaufserlös – hingegen KEIN Kauf eines Spielers, unbesehen der Konditionen, das EBITDA mindert. Heute einen Spieler für 10 Mio. gekauft und morgen schon wieder für 10 Mio. verkauft und Schwupps: EBITDA +10 Mio. Und obgleich außer der bilanziellen „Luftbuchung einer Nullnummer“ nichts passiert ist, schöpfen alle rosa Hüpfer sofort wieder neuen Mut auf eine hoffnungsvolle Zukunft. Der Hamburger Weg eben.

Wer in Sachen Geschäftszahlen des HSV mit einem positiven EBITDA argumentiert, der muss entweder vollständig ahnungslos sein (Fans + Journalisten) oder er will den Anderen ganz bewusst hinter die Fichte führen (Wettstein & Konsorten). Gegenüber diesen Finanz-Jongleuren sind Hütchen-Spieler doch wahrhaft Waisenknaben. Es ist allgemein bekannt und unzähligen seriösen Fach-Quellen zu entnehmen, dass dieses EBITDA selbst sehr leicht zu manipulieren ist und auch die Gefahr der manipulativen Nutzung sehr hoch ist.

Und so ist auch die immer wieder zu hörende Behauptung, das EBITDA würde das „operative Geschäft“ sehr gut abbilden, absoluter Nonsens. Denn im EBITDA werden auch die außerordentlichen Erträge eines Unternehmens ausgewiesen. Per Legaldefinition sind dies aber gerade jene Erträge, die eben nicht der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit eines Unternehmens zuzurechnen sind. Konkret auf den Bilanzentwurf des HSV bezogen bedeutet dies, dass in dem ausgewiesenen EBITDA von +17.8 Mio. auch der Forderungsverzicht des K-M Kühne enthalten ist. Was bitte hat nun der „Gnadenakt“ eines Gönners mit dem „operativen Geschäft“ des HSV zu tun? Richtig; einfach gar nichts

Und genau aus diesem Grund gibt es die Kennzahl des „bereinigten EBITDA“ – aber die wird beim HSV denn doch lieber totgeschwiegen. Das bereinigte EBITDA ist das EBIDTA abzüglich von außerordentlichem Aufwand und Ertrag. Das bereinigte EBITDA des HSV (also das Bilanzergebnis ohne Steuern, Zinsen, Abschreibungen und ohne die „Spende“ des K-M Kühne) liegt nach den vorliegenden Zahlen des Bilanzentwurfs gerade noch bei +3.4 Mio. Einfach nur lächerlich bei ausgewiesenen Umsatzerlösen von 122.1 Mio und ganz unstrittig existenzgefährdend, denn der HSV muss alleine nur für die Fan-Anleihe und das Schuldschein-Darlehen jährlich Zinsen von 3.05 Mio tragen.

Und um es abschließend denn auch ganz deutlich gesagt zu haben: das Alles ist keine Raketenwissenschaft. Die Tricksereien des Märchenonkels F. Wettstein fallen eher unter die Rubrik der „plumpen Bauernfängerei“ als unter die Begrifflichkeit intelligenter Bilanzkosmetik. Und daher ist es vor dem Hintergrund der ausgeübten Zivilberufe der Verantwortlichen auch kaum vorstellbar, dass die Mitglieder des AR und die Vorstände von AG und Verein nicht bestens informiert mit im Boot der „Großen Verarschung“ sitzen. Und als Krönung stellt sich dieser Seibelfreier H. Bruchhagen ganz ungeniert vor die Mikrofone und fordert allen Ernstes für diese Fußball-Klitsche auch noch Respekt ein?