Interview mit Rafael Buschmann, einem der Autoren des Enthüllungsbuchs „Football Leaks“

HSV-Arena: Das Buch ist jetzt wenige Wochen auf dem Markt. Mit den bisher gemachten Erfahrungen – würdest du es wieder schreiben? Wenn ja, in der gleichen Form?

Buschmann: Ach, ich bin nie zufrieden mit einem Text. Sicherlich würde ich bestimmte Passagen, Gedanken oder Elemente heute auch anders setzen. Wobei ich glaube, dass es kaum einem anderen Buchautor anders geht. Gemeinsam mit meinem Mit-Autor Michael Wulzinger diskutieren wir auch ständig über die einzelnen Kapitel und mögliche Ergänzungen. Trotzdem bin ich sehr froh, dass das Buch von den Lesern dermaßen positiv angenommen und auch von vielen Kollegen so positiv besprochen wird. Wir kriegen auch über die sozialen Netzwerke sehr gutes Feedback. Das macht es ehrlicherweise einfacher, solche komplizierten Stoffe weiter aufzubohren.

HSV-Arena: Die breite Masse werdet ihr mit dem Buch wahrscheinlich nicht erreichen. Was denkst du, warum blenden viele „Fans“ das Thema (analog zum Thema Doping z.B.) einfach aus? Angst vor zu viel Wahrheit oder Selbstschutz, damit das Götzenbild erhalten bleiben kann?

Buschmann: Ich bin mir nicht sicher, ob diese Aussage wirklich so stimmt. Der Fußballfan ist weder blöd, noch blind. Ich will auch niemandem vorschreiben, wie er sich zu seinem Hobby zu verhalten hat. Aber ich will ihm zumindest alle notwendigen Informationen liefern, damit er sich selbst ein Bild machen kann. Insgesamt scheint das auch ziemlich gut zu funktionieren. Unser Buch stand 20 Wochen lang ununterbrochen auf der Bestsellerliste, wir bekommen zig Anfragen für Interviews und Vorträge, die Veranstaltungen werden zumeist sehr gut besucht. Das zeigt mir, dass ein gewisses Interesse für dieses Thema in der breiten Öffentlichkeit existiert.

HSV-Arena: Deine Einschätzung: Hätte ein Verein, der sich komplett weigert, das System zu unterstützen und das Spiel mitzuspielen, überhaupt eine Überlebenschance?

Buschmann: Es gibt keinen Klub, der sich den Mechanismen des Profifußballs entziehen kann. Weder der SC Freiburg, noch Huddersfield, Twente Enschede oder sonst wer. Und schon gar nicht die Spitzenvereine wie Real, Bayern, Leipzig oder Juventus. Das Problem ist simpel: Man trifft in der Branche immer auf die gleichen Geschäftspartner. Die Berater, die Spieler, die Funktionäre bleiben oft Jahrzehnte in der Blase, sie wechseln nur manchmal ihre Pöstchen. Und viele gucken dabei an den geltenden Gesetzen oder moralischen Leitplanken vorbei, weil eben alle an dem Business verdienen, und zwar sehr gut. Dadurch beschädigt beinahe niemand den anderen, weil man gegebenenfalls im nächsten Moment ja doch wieder den nächsten gemeinsamen Deal durchziehen will.

HSV-Arena: Gab es vor der Veröffentlichung des Buches Angebote an dich, das Buch nicht zu schreiben? Wenn ja, in welcher Größenordnung?

Buschmann: Ein Spielerberater, der auch in Deutschland tätig ist, hat schon sehr offensichtliche Avancen gemacht. Dabei ging es gar nicht darum, dass er nicht wollte, dass wir das Buch schreiben. Stattdessen wollte er die Daten. Die Football-Leaks-Datenbank wäre für Spielerberater schon ein riesiger Schatz, weil sie auf einen Schlag einen erheblichen Wissensvorsprung vor anderen Beratern hätten. Sie wüssten nahezu alles über die Gehaltsstrukturen der europäischen Klubs und könnten sich auch an den Provisionszahlungen für Berater orientieren. Klar, wir haben das Angebot ohne jegliches Nachdenken abgewiesen.

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