Spannende Wochen stehen an, soviel ist klar. Da wäre zum einen die sportliche Seite, eigentlich sollte es die wichtige Seite sein. Unmittelbar im Anschluss an die Länderspielpause muss der HSV auf Schalke antreten, danach kommt Hoffenheim, bevor es nach Freiburg geht. Könnte irgendwie leichter werden für einen Verein, der im Grunde in kein Bundesligaspiel mehr als Favorit geht. Mag auch durch das 3:1 gegen dezimierte Stuttgarter erst einmal die größte Katastrophe (scheinbar) abgewehrt worden sein, die nächsten Niederlagen werden folgen, soviel ist klar.

Dies ist aber nur die eine Seite der Medaille, denn zeitgleich braut sich über dem Volkspark eine Situation zusammen, die für die Zukunft des Vereins deutlich bedrohlicher ist als eine Klatsche in Gelsenkirchen. Man wählt/bestimmt einen neuen Aufsichtsrat und die Zusammensetzung dieses Rates, der den „Rat der Versager“ beerben wird, welcher auf den „Rat der Ahnungslosen“ folgte, wird die zukünftige Ausrichtung der Profi-Abteilung bzw. HSV Fußball AG maßgeblich bestimmen und prägen. Bei der Auswahl der Kandidaten geht es nämlich um nicht mehr und nicht weniger als die Beantwortung der Frage: Macht Kühne weiter oder nicht?

Bekannt ist, dass unmittelbar nach der Ausgliederung der Vorsitz des Kontrollgremiums durch den „Kühne-Vertreter“ Gernandt besetzt wurde und somit ein direkter Draht für den Logistiker in das Herzstück des Vereins sichergestellt wurde. Oder anders ausgedrückt: Wenn Kühne A gesagt hat, hat Gernandt A gesagt und der Verein hat A gemacht, weil ihm gar nichts anderes übrig blieb. Zu sehr hat General-Versager Beiersdorfer durch miese Transfers und miesere Finanzgeschäfte dazu beigetragen, dass der HSV nicht nur sportlich den Bach runter ging, sondern auch, dass der HSV ohne Kühne nicht mehr atmen konnte/kann.

Jetzt aber gibt es in Hamburg sowas wie den „Aufstand der Vereins-Meier“ und ausgerechnet eben jeder Meier (ohne Eier) möchte davon profitieren. Der Mann, der immer geschickt im Hintergrund agiert, möchte Bruchhagen beerben und endlich für die langjährigen Mühen in den Mühlen der Vereinsgremien finanziell entschädigt werden. Meier war Mitglied im alten Aufsichtsrat (Rat der Ahnungslosen, Januar 2013 bis Juli 2014) und ist seit seiner Ernennung zum e.V. Präsidenten (Januar 2015) erneut Mitglied im Aufsichtsrat (Rat der Versager). Lustig ist nur, dass an Meier irgendwie nichts haften blieb, während Leute wie Hunke, Ertel und Co. noch heute zum Teufel gewünscht werden.

Jetzt aber wird’s richtig spannend, denn der Aufstand der Vereins-Meier möchte gern den Kühne-Vertrauten Gernandt raus kicken und eben nicht durch einen anderen Kühne-Mann ersetzen. Offiziell spielen Namen wie Jens Luther (HEK) und Karl J. Pojer (Hapag Lloyd Cruises) eine Rolle, inoffiziell hört man sogar Namen wie Ex-Aufsichtsrat und aktueller Beirat Frank Mackerodt oder sogar Ex-Profi Marcel Jansen, na herzlichen Glückwunsch. Was aber hätte eine Entscheidung Kontra-Gernandt und pro Vereins-Meier zur Folge?

Eines dürfte klar sein, erheitert wäre Kühne nicht, denn er hätte im Grunde im gesamten Verein niemanden mehr, dem er vertraut, aber noch schlimmer. Er wäre im Verein umzingelt von Personen, von denen er wenig bis gar nichts hält. Bruchhagen wurde von Kühne als Übergangs-Vorstand bezeichnet, von Todt hält er nichts und sogar Gisdol soll mittlerweile bei Kühne durchs Raster gefallen sein. Und nun stellt sich die große Frage:

Warum sollte Kühne diesen Verein weiterhin unterstützen, wenn dort ab Januar Leute sitzen, die ihn im Grunde gar nicht wollen?

Problem bei der Geschichte ist nur – macht Kühne dicht, macht der HSV ab Mai dichter. Denn wie bekannt ist, nimmt der Verein ca. € 46 Mio. pro Saison ein, gibt aber ca. 54 Mio. pro Spielzeit aus. Das Delta von ca. 8 Mio. müsste irgendjemand stopfen, ansonsten ist die Liquidität für die nächste Saison nicht gewährleistet. Aber nehmen wir mal an, der HSV bzw. seine Gremien entscheiden sich gegen Gernandt – gegen einen Ersatz-Gernandt und somit gegen Kühne, was dann? Dann bleibt dem Verein nur eine Wahl, es werden keine Verträge von Großverdienern mehr verlängert und teure Transfers sind nicht mehr drin. Aber das ist noch nicht alles, denn der Verein müsste auch neues Geld generieren und das geht nur noch durch den Verkauf von Spielern.

Und jetzt darf man dreimal raten, welcher Spieler denn dort wohl auf der Verkaufsliste stehen könnte. Kleiner Tipp: Ist jung, wird gerade gehypt und sein Vertrag läuft nach dieser Saison nur noch ein weiteres Jahr. Man sieht also, welche Auswirkungen die Besetzung dieses Rats hat bzw. haben kann. Denjenigen, denen dieses Thema egal ist, sollten sich also nicht wundern, wenn „Uns Fiete“ im Sommer für € 7 Mio. nach Leipzig geht, weil der Verein Geld braucht.

Gerade veröffentlicht und so passend dazu – Klaus-Michael Kühne:

„Ich war Befürworter der unter dem Namen „HSVPlus“ vor ca. drei Jahren gestarteten Initiative, die vor allem von den Herren Otto Rieckhoff und Karl Gernandt erfolgreich umgesetzt wurde. Sie hatte u.a. zum Gegenstand, dass bei Gründung der HSV Fussball AG ein von den Initiatoren selbst bestimmter Aufsichtsrat eingesetzt wurde, der aus sechs Personen bestand. Karl Gernandt wurde damals Aufsichtsratsvorsitzender. Aus vielerlei Gründen hat “HSVPlus“ nicht das erhoffte Ergebnis gebracht. Der HSV kämpfte auch in den vergangenen Jahren wieder gegen den Abstieg, dem er zumeist knapp entronnen ist. Ende vergangenen Jahres wurde der vom Aufsichtsrat zwei Jahre zuvor bestellte Vorstandvorsitzende Dietmar Beiersdorfer durch Heribert Bruchhagen ersetzt. Letzterer verpflichtete Jens Todt als Sportdirektor. Diese Herren waren im Kampf gegen den Abstieg erfolgreich, schafften es aber nicht, die Mannschaft zur Saison 2017/18 so zu verbessern, dass sie sich in der Bundesliga-Tabelle gut platzieren konnte – im Gegenteil, wieder wurde das Thema „Abstieg“ akut. Ausgerechnet in dieser prekären Situation soll der Aufsichtsrat der HSV Fussball AG neu gewählt werden und sich diesmal nicht aus unabhängigen Persönlichkeiten zusammensetzen, die über Führungs- und Wirtschaftskompetenz verfügen, sondern aus grösstenteils vereinsabhängigen Personen, die einseitig von Vereinspräsident Jens Meier nach Anhörung eines Beirats bestimmt werden sollen. Deshalb hat sich Karl Gernandt entschlossen, einem solchen Aufsichtsrat nicht mehr anzugehören. Ich trete dafür ein, dass

1. der voraussichtliche Wahlvorschlag des Vereinspräsidenten nicht zum Zuge kommt,

2. eine „HSVPlus2“-Initiative gestartet wird, die es ermöglicht, dass auch zukünftig ein unabhängiger Aufsichtsrat bestimmt wird,

3. dem zukünftigen Aufsichtsrat der HSV Fussball AG qualifizierte und unabhängige Persönlichkeiten mehrheitlich mit wirtschaftlicher Kompetenz angehören sollen.

Ich erkläre hiermit, dass ich der HSV Fussball AG zukünftig nur dann eine finanzielle Unterstützung gewähren werde, wenn sie über den von mir befürworteten, unabhängigen und kompetenten Aufsichtsrat verfügt und es diesem gelingt, Persönlichkeiten für die Führung der HSV Fussball AG zu gewinnen, die über grosse Managementqualität und -erfahrung verfügen.“

And the loser is – Jens Meier 🙂

Bingo!