Irgendwie lustig und gleichzeitig erschütternd – es gibt sie immer noch, die denken, dieser Verein würde auf irgendeine Art und Weise noch den Dreh kriegen, Kühne würde es nicht so meinen und alles würde gut werden. Auf der einen Seite tragisch, auf der anderen Seite bewundernswert, wie man jede noch so deutliche An- bzw. Aussage so zurechtdrehen kann, dass sie sich doch eigentlich ganz gut anhört, wie man jedes Bilanzminus schön labern und jedes Transferminus erklären kann. Selbst das anstehende Krisengespräch zwischen den Herren Meier und Kühne treibt diesen Menschen die Hoffnung in die Glieder, dabei weiß nicht ein Einziger (außer der BILD), dass es überhaupt stattfinden soll. Aber egal, ob dieses Telefonat nun stattfindet oder nicht, es ändert eh nichts mehr. Zu deutlich und ohne jeden Zweifel waren die Aussagen des alten Mannes aus der Schweiz.

Aber halt, da gibt es ja noch die Möglichkeit, dass Akquise-Meier mit dem Gesichts- und ahnungslosen Chinesen um die Ecke kommt, der bezahlt dann mal eben alle Rechnung, tilgt die Schulden, übernimmt Kühnes Anteile und kauft Lewandowski, ganz einfach. Unabhängig davon, dass diese Männer nicht dafür bekannt sind, ihr Geld zu verbrennen, habe ich mit dem letzten Blog (http://www.hsv-arena.hamburg/2017/11/11/die-situation-ist-nahezu-ausweglos/) nachgewiesen, dass dieser Verein nichts mehr anzubieten und alles verramscht hat.

Nun sollen also am Mittwoch alle Zweifel beseitigt und die Namen der Wundermänner enthüllt werden. Wie gesagt, einige glauben noch an das ganz große Aha-Erlebnis, aber ich möchte noch einmal auf Kühne’s Verlautbarung zurückkommen und für jeden, der es noch immer nicht gerafft hat, eine Übersetzung anbieten.

Klaus-Michael Kühne am 07.11.2017

Ich war Befürworter der unter dem Namen „HSVPlus“ vor ca. drei Jahren gestarteten Initiative, die vor allem von den Herren Otto Rieckhoff und Karl Gernandt erfolgreich umgesetzt wurde.

Hier beginnt der erste (kleine) Fehler, denn sein Adlatus Gernandt hat weder im Vorfeld etwas für die Initiative HSVPLUS getan (außer vielleicht interne Abstimmung), noch hat er dafür gesorgt, dass HSVPLUS jemals umgesetzt wurde. Dies hat nach dem 25.05.2014 zu keinem Zeitpunkt stattgefunden

„Sie hatte u.a. zum Gegenstand, dass bei Gründung der HSV Fussball AG ein von den Initiatoren selbst bestimmter Aufsichtsrat eingesetzt wurde, der aus sechs Personen bestand. Karl Gernandt wurde damals Aufsichtsratsvorsitzender. Aus vielerlei Gründen hat “HSVPlus“ nicht das erhoffte Ergebnis gebracht. Der HSV kämpfte auch in den vergangenen Jahren wieder gegen den Abstieg, dem er zumeist knapp entronnen ist. Ende vergangenen Jahres wurde der vom Aufsichtsrat zwei Jahre zuvor bestellte Vorstandvorsitzende Dietmar Beiersdorfer durch Heribert Bruchhagen ersetzt. Letzterer verpflichtete Jens Todt als Sportdirektor. Diese Herren waren im Kampf gegen den Abstieg erfolgreich, schafften es aber nicht, die Mannschaft zur Saison 2017/18 so zu verbessern, dass sie sich in der Bundesliga-Tabelle gut platzieren konnte – im Gegenteil, wieder wurde das Thema „Abstieg“ akut.“

Das stimmt sicherlich, ist aber auf die u.a. vorherige „Arbeit“ ihres Vorgängers Beiersdorfer zurückzuführen, der den Verein über die Klippe gesteuert hatte. Bruchhagen und Todt sind schlechte Nachlassverwalter.

Ausgerechnet in dieser prekären Situation soll der Aufsichtsrat der HSV Fussball AG neu gewählt werden und sich diesmal nicht aus unabhängigen Persönlichkeiten zusammensetzen, die über Führungs- und Wirtschaftskompetenz verfügen, sondern aus grösstenteils vereinsabhängigen Personen, die einseitig von Vereinspräsident Jens Meier nach Anhörung eines Beirats bestimmt werden sollen.

Diese Situation mag zwar außerordentlich prekär sein, sie hat jedoch mit der turnusmäßigen Neu-Wahl des Aufsichtsrates nichts zu tun, sondern dieses ist Bestandteil der AG-Satzung, die eben mit HSVPLUS eingeführt wurde. 

„Deshalb hat sich Karl Gernandt entschlossen, einem solchen Aufsichtsrat nicht mehr anzugehören. Ich trete dafür ein, dass“

Das ist sein gutes Recht, aber 1. wäre Gernandt ohnehin nicht wieder vorgeschlagen worden und 2. Warum erklärt er das nicht selbst?

1. der voraussichtliche Wahlvorschlag des Vereinspräsidenten nicht zum Zuge kommt,

Damit fordert Kühne, dass die Satzung der Initiative HSVPLUS, die er selbst laut eigener Aussage befürwortet hatte, außer Kraft gesetzt wird, damit er seinen Willen bekommt.

2. eine „HSVPlus2“-Initiative gestartet wird, die es ermöglicht, dass auch zukünftig ein unabhängiger Aufsichtsrat bestimmt wird,

Was dieser „unabhängige“ Aufsichtsrat in den letzten 3 Jahren zu leisten im Stande war, können wir alle an den Bilanzen, der Tabelle und anderen Statistiken ablesen

3. dem zukünftigen Aufsichtsrat der HSV Fussball AG qualifizierte und unabhängige Persönlichkeiten mehrheitlich mit wirtschaftlicher Kompetenz angehören sollen.

Goedhart (Geschäftsmann), Becken (Immobilien-Millionär), Gernandt (Viza-Präsident des Verwaltungsrates Kühne&Nagel) Bönte (PR-Mann, der die Marke Klitschko formte), Dr. Peters (Rechtsanwalt), Peter Nogly (Ex-Profi). Herr Kühne, sie hatten in diesem, angeblich unabhängigen Rat Wirtschaftskompetenz, PR-Kompetenz und Fußball-Kompetenz bis zum Erbrechen und wohin hat dies den Verein geführt? Wen wollen sie denn jetzt noch?

Ich erkläre hiermit, dass ich der HSV Fussball AG zukünftig nur dann eine finanzielle Unterstützung gewähren werde, wenn sie über den von mir befürworteten, unabhängigen und kompetenten Aufsichtsrat verfügt und es diesem gelingt, Persönlichkeiten für die Führung der HSV Fussball AG zu gewinnen, die über grosse Managementqualität und -erfahrung verfügen.“

„Von mir befürworteten“!!! Eindeutiger gehts nicht mehr. Installiert einen Rat, der er mir passt oder ich drehe euch den Hahn ab. 

Nun ja, deutlicher geht es nicht mehr. Immerhin gibt es ja noch Vögel, die der Meinung sind, dass diese Aussagen Kühne’s gutes Recht seien, aber Erpressung bleibt Erpressung. Kühne fordert nicht mehr und nicht weniger die Aussetzung der satzungskonformen Neuwahlen, einfach, weil sie ihm nicht passen. Der Zeitpunkt passt ihm nicht, weil angeblich die sportliche Situation zu prekär sei. Die (voraussichtliche) Besetzung passt ihm nicht, weil die neuen Räte seiner Meinung nach nicht unabhängig sind. Kühne erklärt, er möchte Kontinuität, also möchte er, dass der bestehende Aufsichtsrat, der in den letzten 3 Jahren wirklich nichts als Dreck produziert hat, im Amt bleibt, um weiterhin seine Wünsche zu erfüllen.

Jetzt muss mir mal jemand erklären, wie es jetzt zu einem Zurück oder zu einer Einigung kommen soll. Und nein, ihr Vollpfosten, der Zweck heiligt eben nicht die Mittel.

Nein, es gibt kein Zurück mehr. Kühne hat keinerlei Zweifel an seinen Vorstellungen, seinen Wünschen, aber auch seinen Motiven aufkommen lassen.

Ende der Durchsage.